Kleiner Wolf

99 Rudelarzt

Fynn war zur selben Zeit mehr als verzweifelt. Louis und Billi waren seit einem Tag verschwunden und es fehlte jede Spur.

Mittlerweile spürte er, dass drei seiner Rudelmitglieder tot waren. Alle zur selben Zeit. Fynn hatte also die Vermutung, dass sie hinter der Entführung steckten. Warum sie nun tot waren, konnte er sich nicht erklären.

Immer wieder versuchte er mit seinem Mate in Kontakt zu treten. Vergeblich.

Gegen Nachmittag stand dann plötzlich der Rudelarzt vor Fynns Haustür und wirkte sichtlich nervös. Er spielte mit seinen Fingern und hatte sogar einen leichten Schweißfilm auf der Stirn. Der Alpha bat ihn herein und bot ihm ein Wasser an, was der Mediziner nur zu gern annahm.

"Also... Sprich" forderte Fynn den Arzt auf und setzte sich im Wohnzimmer auf den großen Sessel. Der Arzt setzte sich auf die Couch und spielte weiter mit seinen Fingern.

"Alpha, du weißt ich habe als Arzt eine gewisse Verantwortung. Meine Patienten und deren Wohlergehen stehen für mich an erster Stelle. Sie vertrauen mir und das soll auch so bleiben." Fing der Arzt an zu sprechen und sah Fynn dabei kein einziges Mal in die Augen. Der hörte ruhig zu obwohl gerade in ihm ein Orkan wütete.

"Ich unterliege der Schweigepflicht." Brachte er unter zögern heraus. "Allerdings bist du mein Alpha und die Situation ist eine andere als vor einigen Tagen. Deswegen habe ich mich dazu entschieden mit Ihnen reinen Tisch zu machen." Der Arzt holte tief Luft und sah nun den Alpha in die Augen.

"Ein Wunder ist geschehen Alpha Fynn." Nun wurde Fynn hellhörig. Ein Wunder? Wie konnte der Arzt im solch einer Situation von Wundern reden...

"Alpha... Unsere Luna ist in freudiger Erwartung. Ihr werdet Eltern von fünf Welpen."

Fynn stockte der Atem. Damit hatte er nicht gerechnet. Wirklich nicht...
Deswegen war Louis so komisch gewesen. Er wurde Mutter und er selbst ein Papa. Wie konnte das sein?
Fragend blickte er zu dem Arzt, der ihm alles was er Louis erklärt hatte ebenso erklärte. Im Anschluss hielt er dem Alpha ein Ultraschallbild hin und dem Alpha kamen die Tränen. Seine Welpen... Sein wunderschöner Omega war schwanger... Sie würden Eltern werden... Wahrlich ein Wunder...

Das Gefühl von endlosen Glück wurde aber von der tiefen Sorge überschattet. Nun hatte er noch mehr Angst um Louis. Er musste ihn finden. Ihn und seine Welpen...

Er rannte durch das Haus und versuchte sich zu sammeln. Wie konnte er seine Luna finden?

Er rief das komplette Rudel zum Kriegsrat. Wer auch immer seine Luna entführt hatte musste sterben!
Das Rudel stimmte zu und machte sich nun auch in der gesamten Stadt auf die Suche.

Auch Nicks Rudel war in Sorge um ihre Luna. Sie hatten Billi längst an Nicolas Seite akzeptiert. Durch den Hexer wirkte Nick ausgelassener, ausgeglichener, einfach glücklich. Das kam natürlich auch dem Rudel zu gute. Die Harmonie die damals mit ihrer Luna verschwunden war kehrte zurück. So war es für sie natürlich klar, dass Billi wieder gefunden werden musste.

Beide Rudel standen im engen Kontakt zueinander. Die damalige Rudelgrenze war bereits komplett aufgehoben und die zwei Rudel konnten diese ungehindert passieren.

Abends rief Nick Fynn an und beide Alphas weinten am Hörer. Vor ihren Rudeln mussten sie stark wirken aber beide wussten, was der jeweils andere durchmachte und so konnten sie für einen kurzen Moment loslassen und mit jemand anderem reden. Natürlich standen Fynn seine Eltern und Freunde bei aber das war etwas anderes...

Nick bekam die ganze Zeit Unterstützung von Kate und Ben, die plötzlich mehr als Hilfsbereit waren.
Waren sie vor einigen Tagen noch komplett gegen die Verbindung von Nick und Billi, waren sie nun umso engagierter den Hexer zu finden.
Nick war darüber mehr als glücklich.
Endlich standen ihm seine Freunde wieder bei.

Zu allem Überfluss sollte am heutigen Abend Vollmond sein... Das hieß, dass ihre Instinkte vollkommen verrückt spielen würden. Kein gutes Omen für ihre Suche... Sie mussten schließlich komplett bei Sinnen sein um ihre Gefährten zu finden.

Keiner von ihnen ahnte, wie dringend die beiden Jungen gerettet werden mussten