Louis
Am nächsten Morgen wachte Louis schon sehr früh auf. Er hatte furchtbar geschlafen. Alles, was in der letzten Zeit passiert war, prasselte ungefiltert auf ihn ein. Im Traum sah er Bill, er erinnerte sich an den Vorfall in der Sporthalle, die vielen Gemeinheiten, die Schimpfwörter, die Ausgrenzung und an Rick... Dazu kamen die vielen fremden Geräusche, anderen Gerüche und die Schatten.
Kurzum, die Nacht verbrachte er nach Fynns Abmarsch hauptsächlich wach. Zumindest war er im Bett geblieben. Aber auch nur weil er plötzlich Angst vor Monstern unterm Bett hatte und sich nicht traute nachzusehen. Ein Feigling war er. Monster? Unterm Bett? Wie alt war er? Drei?!
Im Prinzip hatte Louis die Nacht vor allem was gruselig sein konnte Angst gehabt. Dem entsprechend froh war er über die ersten Strahlen der Morgensonne. Ein Blick auf die Uhr verkündete die feierliche Uhrzeit fünf Uhr sechundzwanzig. Leise schlich er ins Erdgeschoss um sich fertig zu machen. So gründlich wie möglich wusch er sich am Waschbecken. Eigentlich wollte er gerne duschen aber dazu müsste er in Fynns Zimmer. Den wollte er aber auf keinen Fall wach machen.Als Louis fertig war, machte er sein Zimmer ordentlich und öffnete sein Fenster. Anschließend ging er in die Küche wo er die Luna antraf.
"Guten Morgen kleiner Omega" anscheinend hatte diese Luna sogar schon früh am Morgen beste Laune.
"Guten Morgen Luna Nele"
"Louis... nur Nele bitte." Louis nickte obwohl er sich sicher war, das er sich daran nie gewöhnen würde.
"Was machst du denn schon auf kleiner?" Die Luna rührte gerade in der Pfanne gut duftendes Rührei.
"Ich konnte nicht mehr schlafen.... Kann ich dir helfen?"
"Oh! Ich verstehe." Ein mildes Lächeln zierte Neles Gesicht "Natürlich. Sehr gerne. Weiß du? Normalerweise bin ich mindestens bis sieben Uhr immer alleine. Die zwei Morgenmuffel muss man regelrecht aus dem Bett werfen. Anscheinend brauchen meine zwei Alphas ihren Schönheitsschlaf... Hihi... Ich freue mich, wenn mir jemand helfen will."
Louis kicherte leise. Ja, mit dieser Luna kam er bestimmt gut zurecht. Zu zweit machten sie sich gleich ans Werk. Sie machten Rührei, Porridge mit Beeren und Nüssen, stellten Brötchen mit verschiedenen Aufstrichen und Aufschnitten auf den Tisch, kochten Kaffee und gossen Saft in die Gläser. Zu guter letzt stellten sie alles auf den Tisch und deckten diesen. Louis genoss es in vollen Zügen. Er musste nicht reden. Nele, die wirklich beherzt auf diese Anrede bestand, redete wie ein Wasserfall und Louis hörte gerne zu.Pünktlich wie aufs Stichwort kamen die zwei Alphamänner die Treppe runtergestolpert. Verschlafen setzten sie sich nach einer kleiner Begrüßung an den Tisch und fingen an zu essen. Louis wollte gerade die Küche verlassen, als Nele ihn vorsichtig am Arm festhielt. "Bitte Louis. Iss doch mit uns." Ihr Lächeln war nett und ließ keinen Wiederspruch zu. Also setzte er sich unsicher mit an den Tisch. Nun saß er neben Nele und Fynn gegenüber. Eben dieser sah ihn heute noch nicht einmal richtig an.
Vielleicht ist er wirklich ein Morgenmuffel? Louis nahm sich zaghaft etwas Porridge und fing an zu essen. Immer darauf bedacht nicht Aufzufallen und nicht zu stören.
Nele hatte aber anscheinend andere Pläne. Sie plauderte munter drauf los. Während Alpha Alaric immer wacher wurde und auch ab und zu in Neles Gespräch einstieg, blieb Fynn stumm und aß weiter. "Ist das nicht lecker? Louis hat mir heute geholfen beim Frühstück machen. Er ist eine wirklich talentierte Küchenhilfe!" Louis fühlte sich geschmeichelt und lächelte leicht. Dieses Lob bedeutete ihm viel.
Seine Stimmung sank allerdings auf den Tiefpunkt, als er zu Fynn sah.
Der wirkte irgendwie erschrocken. Er ließ seinen Löffel fallen und sah aus als würde ihm schlecht sein. Schnell sprang der Alpha auf und ließ die drei anderen verwirrt zurück. Vielleicht hatte der Alpha eine Lebendsmittelvergiftung? Louis machte sich direkt Sorgen. Hatte er etwas falsch gemacht?Nele schien das wenig zu kümmern. Sie plapperte einfach weiter. Louis kippte Tee in eine Tasse und ging damit aus der Küche Richtung Fynns Zimmer. Nicht ohne vorher seins und Fynns Geschirr abzuräumen und sich für das Essen zu bedanken.
Fynns Tür war nur angelehnt. Anscheinend telefonierte er gerade. Er war aufgebracht und das machte Louis irgendwie Unbehagen "Ja Mark! Ich weiß, dass Geschlechtkrankheiten nicht übers Essen übertragen werden! Aber wer weiß was der Omega noch alles für Krankheiten in sich trägt!" Kurze Stille "Nein ich übertreibe nicht. Du weißt wo der gehaust hat! Das war ekelhaft! Das hast du auch gesehen!" Louis wusste er sollte nicht lauschen aber er konnte nicht weghören, obwohl es ihm besser getan hätte. Plötzlich merkte er eine Hand auf der Schulter. Nele stand mit ihm vor der Tür und deutete ihm mit einer Handbewegung an leise zu sein.
Anscheinend war Fynn so in Rage, dass er sie trotz Alphagehör nicht bemerkte. "MARK! Nein ich überreagiere nicht! Er ist eine dreckige Schlampe! Von dem esse ich nichts!" Louis überreichte Nele wortlos die Tasse Tee und verschwand in sein Zimmer. Das hatte gesessen.Er hatte soetwas schon oft gehört. Es war nicht neu. Dennoch tat es weh. Der Alpha war so wechselmütig wie eine Frau in ihrer Periode. Mal wollte er, dass Louis in sein Rudel kam, dann schmiss er ihn aus dem Bett, mal schnitt er ihm das Fleisch und legte sich mit ihn ins Bett, dann sprang er auf und verschwand und aß sein Essen nicht mehr. Louis versuchte wirklich und ganz ehrlich nicht traurig zu sein. Sie beide würden wohl nie Freunde werden. Fynn war wirklich nie sparsam mit seinen Beleidigungen Louis gegenüber gewesen. Aber das waren die wenigsten. Schlampe, Nutte, Idiot, Taugenichts, Omega, dreckig, wertlos,... Die Liste war lang und Louis hatte jedes schon mindestens hundert mal gehört.
Ein kleines Gefühl von Trotz kam in ihm hoch. Wenn er sein Essen nicht essen wollte, Pech! Wenn er seine Nähe nicht wollte, Pech! Louis brauchte Fynn nicht. Hatte er noch nie und bräuchte er auch nie! Er packte seine Schultasche und ging schnellen Schrittes aus dem Haus in die Schule. Vor dem Schulgebäude setzte er sich unter den Ahornbaum und atmete tief durch. Er wollte ihn nicht? Konnte der haben! Louis nahm sich vor dem Alpha keine Angriffsfläche mehr zu bieten. Ignorieren konnte er auch.
Er saß noch nicht lange an den Baum gelehnt, als sich jemand zu ihm setzte.

DU LIEST GERADE
Kleiner Wolf
WerewolfLouis ist laut, sagt seine Meinung, ist mutig und auf keinen Fall unterwürfig. Er ist alles was ein Omega nicht ist. Er ist defekt. Sein Rudel hasst ihn und auch das verfeindete Rudel kann ihn nicht sonderlich leiden. Für viele ist er unsichtbar...