9 Das Ende einer Freundschaft

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Sina

Stille herrschte in der Halle, als das Dark Moon Rudel verschwunden war. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Was war da eben passiert? Der Kampf war aussichtslos und dennoch hatte Fynn gewonnen. Wie konnte das sein?
Fynn sah zu seinem Rudel, dann speziell zu Sina. Mark löste den Griff und die Delta wollte sofort zu dem bewusstlosen Omega rennen.

"Bleib stehen!"

Höchst selten verwendete Fynn seine Alphastimme. Das Sina das aus ihm rausgekitzelt hatte sollte schon etwas heißen.

"DU bringst uns alle wegen dieses Abschaums in Gefahr! Er ist nichts wert! Ein Krieg hätte ausbrechen können wegen diesem Schwächling . Ich verlange eine Erklärung!" Fynn funkelte böse zu Sina. Die hatte ihn noch nie so zornig gesehen. "SOFORT!"schrie er.

"Es war mein Instinkt, Alpha. Er sagte mir, ich müsse ihn retten. Jetzt gerade schreit er mich an, mich deinem Befehl zu widersetzen und zu ihm zu rennen. Ich will, nein muss ihn beschützen! Außerdem mag ich ihn. Ihr alle hättet ihm helfen müssen. Er konnte sich doch nicht wehren. Was sind wir für Wölfe, wenn wir den Schwachen nicht helfen. Wir dürfen da nicht wegsehen sonst sind wir nicht besser als das Dark Moon Rudel!"

Alle schwiegen. Sina löste ihren Blick vom Alpha und ging geradewegs zu dem Omega.

"Louis wach auf! Alles wird gut. Ich bin da." Sie setzte sich zu ihm auf den Boden und strich ihm beruhigend durchs Haar. Er wimmerte und schlug zaghaft die Augen, sah sich um und sprang geradezu in Sinas Arme. Er weinte. "Mach das nie, nie wieder! Hörst du! Er hätte dich töten können. Es ist meine Aufgabe das auszuhalten. Ich könnte das nicht ertragen, wenn dir etwas, wegen mir passiert. Bitte! Nie wieder Sina. Du bringst dich nie wieder in Gefahr wegen mir!" Louis hielt nun Sinas Gesicht in seinen kleinen Händen. Die weinte nun auch. "Doch Lou. Immer. Immer für dich. Du bist mein Freund und so machen das Freunde." "Dann.... möchte ich nicht mehr dein Freund sein. .... Bitte halte dich von mir fern." Louis stand auf, sah Sina traurig in die Augen und wollte gehen. "Ich denke so ist es besser." Er lächelte die am Boden knieende, perplex drein schauend Sina an und rannte nach draußen.

"Louis?" Sina wimmerte. Sofort schlossen sich tröstende Arme um sie. Mark hielt sie fest. Sie weinte heiße Tränen.

Den restlichen Tag gingen sie alle nach Hause. Heute war die Lage zu angespannt. Louis tauchte die Tage darauf nicht mehr auf. Es waren bereits vier Tage vergangen. Sina machte sich unendliche Sorgen. Sie war aber nicht die einzige. Alle aus ihrem Rudel erkundigten sich nach ihm. Die Lehrer meinten er hätte sich krank gemeldet. Sina drehte fast durch. Hatte Nick ihm doch etwas getan? Die Lage spitze sich immer mehr zu. Die Nerven aller gespannt wie Drahtseile. Wo war der kleine Omega. Das Dark Moon Rudel machte sich scheinbar keine Sorgen. Sie sprachen garnicht von ihm. Das machte sie in Sinas Augen nur verdächtiger.
"Die haben ihm was angetan..."
"Gott Sina! Warten wir noch etwas ab vielleicht taucht er ja von selbst wieder auf! Kein Grund für diesen Omega gleich so ein großes Faß auf zu machen..." schnaubte der Alpha genervt. Dieser Omega machte nur Probleme.

Louis

Nach gut einer Woche später stand Louis plötzlich morgens vor der Schule. Er las in einem Buch und wirkte quitschfidel.
Als Sina mit den anderen zu Schule ging und ihn sah schrie sie erstickt auf und rannte auf ihn zu. Sie wollte ihn gerade in die Arme schließen, als er einen Schritt zurück ging.

"Nicht..." zaghaft sah Louis Sina an.
"Ich bringe dich in Gefahr. Halt dich fern von mir!" Sina schüttelte den Kopf. "Niemals! Wo warst du die ganzen Tage, ich hab mir Sorgen gemacht. Wir alle haben das. Ich dachte Nick hätte dich..."
"Das würde Nick nicht tun." Sina sah Louis verwirrt an. Konnte der sich nicht mehr an den schrecklichen Tag erinnern oder an die vielen Angriffe gegen ihn? Nick ließ keine Chance verstreichen Louis zu quälen und doch verteidigte der Omega ihn. Warum? "Aber dir hätte er weh tun können." "Wo warst du süßer?" Louis schnaubte "Nenn mich nicht so... Ich war daheim. Ich hatte meine.... Ich... Ich war krank." Stammelte er vor sich hin. Krank war er nicht gewesen. Eher kerngesund. Also für einen Omega. Der ganze Stress hatte bei Louis ausgelöst, dass seine Hitze verfrüht einsetzte. Er hätte eigentlich noch zwei Wochen gehabt aber naja. Er wäre wahrscheinlich ohnehin nicht in die Schule gekommen. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Von seinem Rudel hatte er seit dem Vorfall nichts mehr gehört. War das gut oder schlecht. Louis wusste es nicht. Heute in die Schule zu gehen, hatte ihn viel Mut gekostet. Jetzt stand Sina vor ihm. Die, die ihn gerettet hatte. Schon wieder. Sie sollte aufhören so nett zu sein und sich selber in Gefahr zu bringen. Er fand, daß er das nicht wert war. Es gab zu viele Leute die ihn hassten. Leute, mit denen man sich besser nicht anlegte. Solche, die man eigentlich garnicht kennen sollte. Solche wie zum Beispiel Bill. Louis hatte wohl versehentlich etwas bei dem ausgelöst. Also echt nicht mit Absicht. Sie hatten sich kennengelernt, als Louis 15 Jahre alt war. Bill wollte ihn. Er fand ihn süß und niedlich. Der Junge war bildschön und schrie förmlich mit seinen Augen 'beschütze mich'. Ja, Louis konnte süß sein, bis er seinen Mund aufmachte. Louis wollte nämlich nicht beschützt werden. Schon garnicht von Bill. Er fand ihn schmierig und gefährlich. Das erweckte in dem jungen Omega kein Vertrauen. Louis machte sich also auch keine Mühe dem Mann zu gefallen. Bill hasste das freche Mundwerk von Louis. Er wollte den Omega haben. Das der das von sich aus wollte, aber das tat Louis nicht. Ihr Verhältnis zueinander war also denkbar schwierig. Louis würde ihm gerne ganz aus dem weg gehen. Leider gehörte ein großer Teil der Bar in der er arbeitete ihm und so war Bill quasi auch irgendwie sein Chef. Im Laufe der Jahre erfuhr Louis, dass sein Misstrauen mehr als berechtigt war. Hatte jemand ein Problem mit Bill, verschwand er auf wundersame Weise. Alle wussten es aber keiner traute sich etwas zu sagen. Die Polizei konnte ihm nie etwas nachweisen. Louis war mal bei ihm daheim gewesen, was schon dumm genug war, dabei sah er es. In einem kleinem Notizbuch standen Namen. Viele Namen. Von denen die verschwunden waren. Bill erwischte ihn dabei, als er das Buch zur Hand nahm. Sie blickten sich in die Augen. Keiner sagte etwas. Die Blicke die sie tauschten sagten alles. Louis wusste, dass Bill sie getötet hatte und Bill war sich sicher, dass er diesen Beweis seiner Taten nie zu Sprache bringen würde. Bill dachte es geschehe aus Zuneigung. Louis wusste es geschah aus Angst. Er wollte nicht der nächste Name auf der Liste sein. Er erzählte niemanden nicht mal seinem Freund Dino davon. Er behielt es für sich. Oft weinte er verzweifelt nachts, weil er nicht wusste wie er aus der Situation raus kam. Bill wurde nach diesem Tag noch besitzergreifender und fast schon wahnsinnig. Louis blieb aber Louis. Er blieb weiter aufmüpfig und wollte auf keinen Fall, dass Bill ihm zu nahe kam. Das machte Bill fast rasend. Aber er hoffte, das Louis sich erstmal ausleben müsse und dann würde er schon zu ihm kommen. Sein kleines Wölfchen.

Das war nur einer die Gestalten, mit denen Louis verkehrte. Sein Umfeld war gefährlich.

Und dann war da Sina. Sina, die einen Alpha ansprang um ihn zu helfen. Würde sie auch einen Mörder angreifen, wenn es um Louis ging? Er wollte es nicht austesten. Das würde sie nicht überleben. Das konnte er nicht zulassen!

Kleiner WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt