A/N: Achtung in diesem Kapitel geht es konkret um den Tod eines storyrelevanten Charakters, wer damit nicht klarkommt überspringt dieses Kapitel am besten.
Am nächsten Nachmittag hatten Sola und gemeinsam Schulschluss, wir machten uns gemeinsam auf den Weg nach Hause, das Wetter war verregnet. Wir mussten große Pfützen umfahren die sich auf den Wegen gebildet hatten und hatten uns Regencapes übergestreift. Auf den Straßen hatte sich ein ellenlanger Stau gebildet, wo keine Rücksicht auf andere genommen wurde. Wir hielten an einer roten Ampel, ich wischte mir die Regentropfen von der Brille und sah auf die Seitenstraße, die fast genauso verstopft war. „Was wollen die ganzen Leute an einem Montagmittag hier", Sola kippte das Wasser aus ihrem Cape: „Ich verstehe manche Leute echt nicht."
Wir waren noch nicht einmal ansatzweise in unserem Dorf, ich war ein paar Meter hinter Sola zurückgefallen, da mich Mia angerufen hatte. Eigentlich war es ein Versehen gewesen, geklingelt hatte mein Handy trotzdem, weswegen ich einen Blick darauf werfen musste, sie hatte sich schon über WhatsApp entschuldigt. Ich holte sie an einer Seitenstraße wieder ein, wo wir einige Autos und einen Trecker durchlassen mussten. Die Scheibenwischer der Fahrzeuge quietschten unüberhörbar über die Scheiben und ich fragte mich, warum sie uns nicht einfach durchlassen konnten. Das Ende des Staus war ja nicht einmal in Sicht. Die Leute hupten aggressiv, aber schließlich ließ uns ein Ford mit wilden Handgesten durch, das war aber noch nicht die Höhe von den Staus, dennoch nahm ich die nächsten Ereignisse wie betäubt wahr.
Sola überquerte ein paar Meter vor mir die Straße, sie fuhr langsam und darauf bedacht nicht plötzlich bremsen zu müssen auf der nassen, mit Laub bedeckten Straße. Aus der Straße schoss urplötzlich ein Auto, ich riss scharf an meiner Handbremse, zu scharf für mein Vorderrad und stürzte. Meine Knie brannten fast augenblicklich beim Aufschlag und ich konnte Blut an meinem Schienenbein herunterlaufen spüren. Ich hörte nur gleichzeitig einen dumpfen Knall und den schrillen Schrei einer Frau, etwas silbernes schoss scharf an mir vorbei. Die nächsten Minuten zogen wie in einem schrecklichen Albtraum und ich konnte mich hinterher kaum noch daran erinnern.
Solas lebloser Körper auf dem Teer, das komplett zerstörte Fahrrad, das ein paar Meter weiter auf der Hauptstraße lag, das Gesicht einer Frau mit langen weißen Haaren, die etwas von Fahrerflucht und der arme Junge murmelte. Dann kam noch ein Mann dazu, der innerhalb von Sekunden mit jemandem telefonierte, während stumme Tränen über mein Gesicht rollten. Die nächsten Minuten waren bei mir nicht vorhanden, man legte mir eine Rettungsdecke, ich war mir hinterher sicher, dass das silbergoldene, raschelnde Ding eine Rettungsdecke war. Dann ertönte aus einiger Entfernung ein gellendes Martinshorn, viel zu laut für meine Ohren und wenig später flackerte blaues Licht über die Häuser der Straße, als der Rettungsdienst und wenig später auch die Polizei hielt.
Eine Frau in blauer Uniform kam auf mich zu und führte mich behutsam zum Rand der Straße, wo sie mich auf ein Kissen, auf die Bürgersteigkante setzte. Unter Tränen realisierte ich sie kaum als eine Polizistin, die Fragen von ihr kamen nicht wirklich bei mir an. Sie reichte mir aus meinem Rucksack meine Wasserflasche und wir saßen eine Weile schweigend da, während noch weitere Polizeiwagen zum Stehen kamen und der Krankenwagen davon fuhr. Die Polizistin nahm irgendwann meine Hand: „Wie heißt du", ihre Stimme drang leise aber sanft an meine Ohren. Ich schniefte und bekam ein Taschentuch von ihr gereicht: „Ich heiße Carlos, Carlos Schmitz, was ist mit meiner Schwester?" Die Polizistin warf mir einen langen undeutbaren Blick zu: „Ich weiß es leider nicht Carlos, soll ich mal meinen Kollegen fragen?" Ich nickte und sah ihr zu, wie sie davonlief zu ihrem Kollegen, der etwas abseits stand.
Wenig später kam sie dann auch schon wieder zurück: „Bleib bitte sitzen und sag mir bitte eine Sache, wie alt bist du?" Mit immer mehr brechender Stimme nannte ich ihr mein Alter und Panik stieg in mir auf, als ich in ihre ernsten dunkelbraunen Augen. Sie zögerte eine Weile, ich konnte sehen, wie sie auf ihrer Unterlippe herumkaute, es machte meine Angst nur noch schlimmer. „Es tut mir leid", brachte sie schließlich heraus: „Sie mussten sie schon hier wiederbeleben, das hat auch geklappt. Aber per Funk haben wir erfahren, dass sie sie wieder wiederbeleben müssen, sie hat wohl Stand jetzt trotz des Helm schwere Schäden an der Halswirbelsäule und dem Schädel davongetragen." Sie nahm mir behutsam die Wasserflasche die ich fest umklammert hielt aus den Händen und sah mich noch länger an.
Ich hatte keinerlei Erinnerung daran, wie lange wir dort auf dem Bürgersteig saßen, die ältere Frau, die vorhin schon da gewesen war, brachte mir eine warme Decke zu der Rettungsdecke. „Hast du die Nummer von deinen Eltern", sie setzte sich auf meine andere Seite und legte den Arm um meine Schultern: „Dann kann die Frau von der Polizei sie vielleicht schonmal anrufen." Mit zitternden Fingern entsperrte ich mein Handy und hielt die Nummer der Polizistin unter die Nase, die sie sich mit fest aufeinandergepressten Lippen aufschrieb. Dann streichelte sie mir noch einmal über den Arm und lief zu ihrem Wagen, wo sie ein Handy herausnahm.
„Dein Vater ist bestimmt gleich da", die Frau sah mich an, sie hatte graublaue Augen die auf seltsame Weise dunkel waren: „Dann könnt ihr sicher ins Krankenhaus nach Braunschweig fahren. Da sieht die Welt bestimmt schon wieder viel besser aus, das war ein heftiger Unfall, ich habe den Knall von meinem Haus aus gehört." Ich nickte zittrig und griff nach meiner Wasserflasche, was sie mir abnahm und aufschraubte und mir reichte. „Bist du denn irgendwie verletzt, du saßt ja auf der Straße als der Unfall war", ich schüttelte den Kopf, meine Knieverletzungen waren in den Hintergrund gerückt, ich nahm das Pochen kaum noch wahr. „Das ist doch schonmal gut", sie nahm mir die Flasche wieder ab und schraubte sie zu: „Mit deiner Schwester wird auch wieder alles in Ordnung."
Fast erleichtert sah ich wie der Wagen meines Vaters wenig später in die Straße einbog und er wenige Sekunden später heraussprang und zu mir hinübereilte. „Mein Gott, Carlos was zum Teufel ist passiert?", er umarmte mich fest seine Tränen strömten über meine Schulter und vermischten sich mit dem Regen. „Da war ein Auto, ein silbernes", presste ich heraus: „Es kam so plötzlich aus der Seitenstraße, ich konnte noch bremsen." „Schhhh", mein Vater strich mir über den Hinterkopf: „Du kannst da nicht dafür, Sola ist im Krankenhaus, das wird schon wieder." Er ließ mich wieder los und gab der älteren Frau die Hand und dankte ihr, für das Kümmern um mich. Dann führte er mich langsam und vorsichtig zum Auto.
Während der Fahrt nach Braunschweig sprachen wir kein Wort, mein Vater drehte das Radio auf und wir lauschten der Musik, um uns von dem kommenden abzulenken. Wir parkten schließlich auf dem Krankenhausparkplatz und beeilten uns ins Innere zu kommen, die Frau an der Notaufnahme warf uns schon einen seltsamen Blick zu, sagte aber nichts und führte uns in ein Sprechzimmer. Der Arzt kam zum Glück schon wenig später und gab uns die Hand, dann bat er uns, uns hinzusetzen. Sein Ausdruck war so ernst, dass meine Angst immer noch größer wurde, dann kamen die Worte bei denen meine Welt zusammenbracht. „Es tut mir leid, ihre Tochter ist hier verstorben, kurz nachdem sie hier ankam."
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Schatten der Vergangenheit
Подростковая литература,,Warum machst du einen Unterschied zwischen einem Mädchen und einem Jungen?" Klischees sind ein Problem, dass der 12jährige Carlos von einer ganz anderen Seite kennt. Gibt es einen Ausweg? Vorgeschichte zu: Ein Licht in der Dunkelheit Diese Story...