Kapitel 13 Aufstieg

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Die Osterferien neigten sich dem Ende entgegen, mit dem Ende kam auch das letzte Probetraining bei der Mannschaft. Bisher hatte ich ein gutes Gefühl bei den ersten beiden Trainingseinheiten gehabt, heute regnete es allerdings schon den ganzen Tag und selbst mit meinen Fußballschuhe würde es lustig werden. Ich zog mir die Kapuze von meiner Trainingsjacke über den Kopf als ich vom Fahrrad stieg und es anschloss. Auf dem Weg zum Sportplatz rutschte ich mehrmals fast weg, auf der kleinen Tribüne saß immerhin nur Isabella heute und nicht die beiden Jungen von denen einer Can hieß, der andere Name wollte mir einfach nicht einfallen.

Bei dem Wetter waren nur wenige da, was Sabrina allerdings nicht wirklich störte, mit regennassen Haaren jagte sie uns trotzdem zwei Runden um den Platz. Der Regen tropfte schon während des Laufens durch meine Jacke und klebte sie an meinem Körper. „Egal wie das Wetter ist, solange es nicht gewittert oder hagelt wird trainiert!", brüllte Sabrina über den Platz, bei unserem Versuch ein Rondo zu spielen. Der schlammige Rasen machte es nicht gerade einfach genaue Pässe zu spielen und der Ball blieb teilweise im schlammigen Rasen stecken. Warum wir nicht einfach auf den leeren Kunstrasenplatz wechselten war mir ein Rätsel, bis eine fremde Mannschaft, die älter aussah als wir auf den Platz lief. Letzte Woche waren sie nicht da gewesen und sie kamen auch nicht von hier, wie die Beschriftung auf ihren Trikots verriet. Ein Nachholspiel wahrscheinlich, deswegen konnten wir nicht auf den Kunstrasen wahrscheinlich, die Heimmannschaft kam jetzt auch auf den Platz.

Als Sabrina das Abschlussspiel ankündigte wurde sie fast vom Anpfiff übertönt und musste sich kurz unterbrechen bis es weiter oben wieder ruhig wurde. „Nächstes Wochenende wichtiges Punktspiel, vermutlich leider noch ohne Carlos", sie nickte mir zu: „Dein Spielerpass ist zwar schon da, aber wir wissen nicht, ob der bis Sonntag frei ist." Ich zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck aus meiner Wasserflasche: „Dann bekommt ihr das Sonntag hoffentlich hin." Irgendwo freute ich mich, wenn sie den Spielerpass hatten und sich Mühe gaben, dass ich Sonntag spielen konnte. Meine Trainerin verteilte Leibchen und teilte uns so in zwei Teams, ich streifte meine Torwarthandschuhe über und ging mit Jakob das eine Tor auf das Feld ziehen.

„So Carlos", Sabrina faltete die Hände auf dem Tisch im Büro des Vereins: „Wie war denn dein Eindruck von den drei Trainings hier?" Ich zog meinen Stuhl ein Stück an den Tisch heran: „Mir hats ziemlich gut gefallen bisher und mir hats Spaß gemacht." „Dass es dir Spaß gemacht hat freut mich", meine Trainerin beugte sich vor: „Es hat uns gefreut, dass du hier warst, wir würden dich gerne hierbehalten als Mitspieler für unsere D-Jugend." Ein Lächeln huschte über mein Gesicht: „Das würde ich tatsächlich sehr gerne, ist ja nicht so besonders weit von mir." „Das würde uns sehr freuen", Sabrina lächelte: „Du bist ein großartiger Torhüter, wir freuen uns auf eine gemeinsame Zeit mit dir. Wenn du irgendwas hast kannst du dich gerne an mich wenden." Sie stand auf und reichte mir die Hand: „Herzlich willkommen im Team Carlos." Ich schüttelte ihr die Hand: „Danke ich freue mich auf das gemeinsame Training."

Als ich zurückkam war niemand da, Sola war auf dem Reiterhof ein Dorf weiter, meine Eltern waren mit meinen Großeltern bei irgendeinem Treff im Dorf. Ich zog meine Schuhe aus und nahm sie die Treppen mit nach oben. Solas Zimmertür war zu das Zimmer meiner Eltern stand offen, sie hatten als einzige ihr Bett gemacht und ein Familienfoto stand auf dem Nachttisch meiner Mutter. Es war letztes Jahr entstanden, als wir eine Woche im bayrischen Wald Urlaub gemacht hatten. Wir standen auf dem großen Arber, der Wind zerzauste die Haare von allen und verlieh meinen da noch recht kurzen Haaren ein wildes Bild. Ich verließ das Zimmer wieder und machte einen Abstecher ins Bad bevor ich mich in mein Zimmer zurückzog. Meine Mutter hatte einen Karton auf mein Bett gestellt, das war wahrscheinlich das Sitzkissen, dass sie mir bestellt hatte als eine Art Geschenk zu Ostern. Ich schnitt mit der Schere das Paketband weg und öffnete das Paket. Das Sitzkissen war noch einmal extra in Plastikfolie verpackt und erforderte Geduld und Nerven bis ich es endlich ausgepackt hatte.

„Du hast es geschafft", meine Mutter drückte mich fest an sich, als ich ihr den Zettel von Sabrina in die Hand drückte: „Ich bin stolz auf dich Schatz." „Danke", ich befreite mich von ihr: „War dieser Treff denn auch schön?" Meine Mutter seufzte: „Das übliche lauter alte Leute, die von den vergangenen Jahrhunderten schwärmen." Sie schüttelte sich: „Deinem Vater und meinen Eltern hats da gefallen, ich bin lieber schon wieder nach Hause. Meine Mutter hasste Menschenmengen ähnlich wie ich abgrundtief, mein Vater war mit mir und Sola nach Dortmund ins Stadion gefahren, meine Mutter hatte nicht mitgewollt. Ich hatte mitgemusst, weil es sich laut meinem Vater so gehörte als Mann ins Stadion zu gehen, es war hauptsächlich laut gewesen.

Sola war die nächste, die nach Hause kam, als meine Mutter wieder losfuhr, um den Rest abzuholen. „Wie war das Reiten", begrüßte meine Mutter sie flüchtig und umarmte sie halb, bevor sie sich beeilte zum Auto zu kommen. „Ganz gut, hat Spaß gemacht", rief Sola ihr hinterher: „Die sind da echt nett, denke ich zumindest." Sie umarmte mich und knallte die Haustür zu: „Wie war das letzte Probetraining Luna?" Irgendwie war es ungewohnt von jemandem wieder Luna genannt zu werden während ich erzählte, brauchte ich erstmal einen Moment mich wieder daran zu gewöhnen. „Diese Sabrina ist ja richtig nett", folgerte Sola aus meiner Erzählung: „Dass sie dir angeboten hat, dass du mit ihr reden kannst, wenn was ist." „Meinst du denn, dass man mit ihr über das alles reden kann", ich machte eine ausladende Geste über den Flur. „Wart vielleicht ein paar Wochen noch ab, ob du ihr vertrauen kannst", sie winkte mich die Treppe hoch: „Solange niemand da ist kannst du ja mal was ausprobieren."

Sola hatte wirklich gute Ideen, das musste man ihr lassen, nur mein Talent was Make-Up anbetraf hielt sich sehr in Grenzen. Ich stach meiner Schwester zweimal fast ins Auge und das Make-Up war überall verteilt, auch auf ihrem Hoodie und dem Tisch. Das Einzige was wurde waren die bunten Nägel, das stellte sich für mich als die geringste Schwierigkeit heraus, auch wenn ich mir auch die Finger anmalte. So hatten meine Finger vorallem an der linken Hand sehr bunte Streifen und auch Glitzer.

„Du kämpfst mit denen jetzt um den Aufstieg", mein Vater biss von seinem Brot ab: „Das weißt du schon oder? Wenn die sagen, dass sie dich behalten möchten, dann spielst du wohl wirklich ziemlich gut für die." „Ich hoffe es", ich angelte mir die Butter quer über den Tisch: „Mir hats Spaß gemacht."


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