Kapitel 3

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Tadelnd klopfte Florian mir mit seiner Hand auf die Schulter. „Habe ich dir nicht schon einmal gesagt, dass du dich nicht länger mit Jonathan befassen solltest, als unbedingt nötig ist?"

„Doch, hast du." Wir erreichten die anderen jungen Ligisten an der rechten Wand des Sitzungssaals und ich schüttelte seinen Arm ab. „Warum habt ihr ihn eigentlich nicht in eure junge Liga aufgenommen? Er hätte doch das entsprechende Alter."

„In ‚unsere' junge Liga, hättest du sagen müssen", verbesserte Sophia. „Du gehörst jetzt dazu."

Meine Entrüstung über Florians übergriffiges Verhalten schwand. Das war nett von ihr.

„Warum habt ihr ihn nicht aufgenommen?", wiederholte ich neugierig.

„Das wollten wir, aber er war dermaßen abweisend, dass wir von dieser Idee ganz schnell wieder Abstand genommen haben." Kathie nahm ihre Brille ab. Ihre bernsteinbraunen Augen huschten neugierig über mich. „Ehrlich gesagt wundert es mich, dass du mehr als ein knurriges ‚Geh weg' aus ihm herausbekommst."

„Ihr vergesst, dass er mein Mentor in Telekinese gewesen ist. Es war notwendig, dass wir uns ernsthaft miteinander unterhielten." Wobei wir verschiedene Auffassungen von ‚ernsthafter Unterhaltung' vertreten hatten. Während für Jonathan bereits finsteres Schweigen in diese Kategorie fiel, verlangte ich zumindest höflichen Smalltalk.

„Stimmt, da war was." Florian lehnte sich mitleidig an den langen Tisch, der immer für eventuelle Veranstaltungen mit Büfetts bereitstand. „Du Arme. Ich habe bislang gar nicht genug gewürdigt, was du in der Liga bereits alles durchmachen musstest."

Ich runzelte meine Stirn. „So schlimm war es nun auch wieder nicht."

„Hast du das ganze Gerede über ihn noch nicht gehört?" Er imitierte eine hohe Stimme: „'Oh, dieser Junge kommt in seinen schlechten Manieren ganz nach seinem Vater. Wann wird er wohl ebenfalls ein Feuer legen?' ‚Ist er mit dunklen Mächten im Bunde oder warum benimmt er sich wie ein leibhaftiger Dämon?' ‚Wann wird er einen von uns angreifen?'"

„Hör auf. Das ist gemein."

Florians Dramatik wich einem überraschten Grinsen. „Ach, was haben wir denn da? Liegt dir unser Jonathan etwa am Herzen?"

„Nicht mehr, aber auch nicht weniger als alle anderen aus der Liga", konterte ich wie aus der Pistole geschossen. „Ich fände es einfach nett, wenn ihr ihm gegenüber etwas gerechter sein könntet. Er hat euch nichts getan."

„Er hat in meiner Gegenwart mal einen sehr unflätigen Fluch abgelassen, dabei hatte ich ihn nur freundlich gegrüßt", merkte Sophia an.

Kathie krauste ihre Stupsnase. „Mich hat er wortlos stehen gelassen, als ich wegen einer abgesagten Versammlung mit ihm sprechen wollte."

Zugegebenermaßen konnte ich mir ein solches Verhalten hervorragend vorstellen. Mich hatte er auch schon unzählige Male wortlos stehen gelassen. Eigentlich wusste ich überhaupt nicht, warum ich ihn hier gerade verteidigte.

Vielleicht, weil er mir vor drei Wochen dabei geholfen hatte, Bernd in die Nachwelt zu geleiten. Das war wirklich erstaunlich nett von ihm gewesen. Genauso wie seine Andeutung, mich nicht sterben lassen zu wollen.

Ich straffte mich. „In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Mitglieder dieser Liga seinen Vater für den großen Brand vor fünfeinhalb Jahren verantwortlich machen, ist seine abweisende Haltung kein Wunder, oder? Wenn alle Magier etwas langsamer mit ihren Vorurteilen bei der Hand wären, wäre er bestimmt netter. Man muss immer beide Seiten der Medaille betrachten. Stimmt ihr mir darin nicht zu?"

Spuk am BaumhausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt