Kapitel 29

3 2 0
                                    

Das Quietschen einer Tür weckte mich. Orientierungslos beobachtete ich den Lichtschein, der durch die offene Tür in mein Zimmer hereinfiel. Warum konnte ich meine Tür sehen, wenn ich auf der rechten Seite lag?

Was war das für ein dunkler Schemen, der auf mich zukam?!

Schlagartig saß ich aufrecht im Bett. „Wage es nicht, näherzukommen! Einen Schritt weiter und ich schreie!" Ich tastete nach der Nachttischlampe, die ich an einem seltsamen Ort eine Unterarmlänge von mir entfernt erwischte. Unbeirrt umklammerte ich den Fuß und hielt sie wie eine Waffe vor mich. „Geh weg von mir!"

Das Deckenlicht flammte auf. Geblendet kniff ich die Augen zusammen, während ich meine Lampe abwehrend höher hob.

„Beruhig dich, April. Ich bin's nur, Jonathan."

„Jonathan?" Verwirrt öffnete ich meine Augen. Beim Anblick des hell erleuchteten Gästezimmers fiel mir plötzlich alles wieder ein. Jochens Kontrollverlust, mein Zusammenstoß mit dem Tacker, Thomas' Beharren darauf, mit Jonathan zu gehen. „Oh. Habe ich verschlafen? Ist es schon Zeit zum Aufstehen?" Desorientiert stellte ich die Nachtischlampe zurück. „Dabei bin ich müder als beim Zubettgehen."

„Es ist noch lange nicht Zeit, um aufzustehen. Es ist erst kurz nach elf Uhr."

„Kurz nach... Kurz nach elf Uhr abends?! Warum weckst du mich um diese Uhrzeit?!" Erst jetzt fiel mir auf, dass Jonathan mit nackten Füßen und offenem Haar vor mir stand. Ich hatte ihn noch nie mit offenen Haaren gesehen. Von diesem ungewohnten Anblick vollends verwirrt zog ich die Bettdecke vor meine Brust.

„Ich wollte sichergehen, dass es deinem Kopf gut geht. Patienten mit Verdacht auf Schädelverletzungen soll man nicht zu lange am Stück schlafen lassen." Er tapste näher.

Ich zog meine Bettdecke höher vor mich. „Ist das wirklich nötig?", quiekte ich. Ich verspürte überhaupt keinen Wunsch danach, in meinem schlaftrunkenen Zustand ausgerechnet von Jonathan begutachtet zu werden. Wahrscheinlich sah ich schrecklich aus, mit wüst abstehenden Haaren und verquollenen Augen.

„Ist es. Wie geht es deinem Kopf?"

Unauffällig glättete ich meine Haare. „Als wenn ich fünf Stunden lang ununterbrochen Telekinese geübt hätte."

„Wenn eine Magierin dritter Klasse das sagt, lässt es auf ernstzunehmende Kopfschmerzen schließen." Jonathan beugte sich vor, bis seine Augen unmittelbar vor meinen schwebten.

Mein Herz schoss zum Orbit hinauf. Ich klammerte mich fester an meine Bettdecke. Er würde mich nicht erneut küssen... Oder doch?

„Irgendwelche Ohnmachtsanfälle in der Zwischenzeit? Übelkeit oder Erbrechen?"

„Nein."

„Nur Kopfschmerzen?"

„Ja." Wie ein Reh im Scheinwerferlicht starrte ich ihn an. „Ich habe keine Schädelverletzung."

„Das zu beurteilen, überlass lieber mir." Er wich zurück. „Schlaf weiter. Ich schaue später wieder vorbei."

„Vorheriges Anklopfen wäre gut, sonst werde ich in dieser Nacht noch vor Schreck tot umfallen", warnte ich ihn.

„Ich habe geklopft. Du hast nicht darauf reagiert." Er erreichte die Tür. „Bis in zwei Stunden."

Meine Kinnlade fiel herab. „Du lässt mich nur zwei Stunden schlafen? Ich bin verletzt! Ich sollte mich erholen!"

„Erholen kannst du dich, sobald feststeht, dass dein Kopf glimpflich davon gekommen ist. Gute Nacht." Er löschte das Licht und trat auf den Flur hinaus. Knarrend schloss sich die Tür hinter ihm.

Spuk am BaumhausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt