Kapitel 18

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Als ich Herrn Kopenau den Haustürschlüssel und den leeren Erlenmeyerkolben reichte, war er ganz und gar nicht begeistert.

„Ich bin davon ausgegangen, dass es ein Leichtes für Sie sein würde, diesen Geist einzufangen." Tadelnd hob er den Erlenmeyerkolben hoch. „Aber das hier sieht anders aus. Ich muss sagen, ich bin enttäuscht von Ihnen, Frau Fischer."

„W-Wie bitte?", stotterte ich. Ich konnte seinem Vorwurf nicht folgen. Was vielleicht auch daran lag, dass ich in Gedanken noch bei Jonathan war, der mich auf dem Parkplatz der Liga abgesetzt hatte und danach so schnell davongebraust war, als wenn er es nicht eine Sekunde länger in meiner Gegenwart aushalten würde.

Herr Kopenau musterte mich durch seine Brille. „Ich erwarte, dass Sie es gleich morgen erneut versuchen. Solange verwahre ich den Schlüssel bei mir." Demonstrativ schloss er den Türschlüssel zu Elizabeths Haus in seiner Schreibtischschublade ein.

Erst jetzt begriff ich den Irrtum, dem er aufgesessen war. „So gerne ich das auch täte, es wird leider nicht möglich sein. Der Geist existiert nicht mehr. Ich habe ihn direkt vor Ort in die Nachwelt übergehen lassen."

„Sie... Sie haben den Geist übertreten lassen, während er in unbeschworener Form gewesen ist?", hakte Herr Kopenau nach.

„Ja? Ist das komisch?"

„Ungewöhnlich würde ich sagen." Ungläubig fuhr er sich über das Kinn. „Ich kann mich nicht entsinnen, dass Viktor das je getan hat. Er hat Geister immer beschworen, bevor er sich mit ihnen befasste."

Ich schnaubte. „Das heißt doch nichts. Den Geistern im Kommunikationsnetzwerk zufolge hat Viktor nie viel Interesse an ihnen gezeigt."

„Bevor seine Frau gestorben ist, war das anders. Er war sehr stolz auf seine Gabe und hat sie zum besten Wohle der Liga eingesetzt."

„Aha. Nun, ich sollte zugeben, dass Elizabeth ein sehr umgänglicher Geist gewesen ist. Wahrscheinlich hätte selbst Viktor sie in unbeschworenem Zustand übertreten lassen können."

Herr Kopenau rückte seine Brille zurecht. „Wie dem auch sei. Es ist eine erfreuliche Nachricht, dass Sie diesem Geist sofort helfen konnten. Das bringt uns unserem Ziel ein Stück näher, irgendwann mit den archivierten Geistern auf Stand zu sein."

„Mit den archivierten Geistern auf Stand sein? Wie meinen Sie das?"

Herr Kopenau lächelte schmal. „Meine Hoffnung ist es, irgendwann keine alten Geister mehr in unserem Archiv stehen zu haben, sondern nur noch die aktuell eingefangenen. Ich würde die Kellerregale gerne für andere Dinge nutzen."

„Was?!" Mein Ausruf war schrill. „Wir haben über 300 Geister eingelagert! Die soll ich alle beschwören plus die Geister, die stetig hinzukommen? Wie soll ich das machen? Halten Sie mich für ein unmenschliches Arbeitstier?"

„Beruhigen Sie sich, Frau Fischer. Ich habe vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten."

„Ach", kommentierte ich trocken. „Was Sie nicht sagen."

Er hielt mir den Erlenmeyerkolben entgegen. „Wären Sie so freundlich, den zu Mattheus zurückzubringen?"

„Ja." Kopfschüttelnd schnappte ich mir das Gefäß und stapfte zur Tür.

„Gute Arbeit, Frau Fischer."

Mit einem sarkastischen „Danke" stürmte ich auf den Flur hinaus. Eine Hand fest um den Handlauf der Treppen gelegt, stieg ich in den Keller hinab. 300+ Geister sollte ich beschwören. Herr Kopenau litt eindeutig unter Verleugnung der Wahrheit.

Ich fand Mattheus im Archiv. Er stand im zweiten Regalgang und schob die unbeschworenen Geister hin und her.

„Hi, Mattheus. Was machst du da?"

Spuk am BaumhausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt