„Hallo Elaine." Ich lehnte mich weit über den Tresen in der Eingangshalle der Liga, damit sie mich in ihrem Zimmer dahinter auch verstand. Die schmale Tür stand offen, aber ich konnte nichts sehen, sondern nur hören.
Es rumste. „Bin gleich bei dir, Liebes!" Etwas klirrte, dann trat Elaine aus der Tür an den Tresen. Ihre runden Wangen waren gerötet, womit sie irgendwie den Eindruck eines lebendigen, fröhlichen Gartenzwergs erweckte. „Wie kann ich dir helfen?"
„Kannst du mir sagen, ob heute Abend eine Versammlung anberaumt ist?"
„Das ist sie. ‚Wirkung des Magietrainings' lautet das Thema. Möchtest du teilnehmen?" Freundlich schob sie mir ein Klemmbrett mit einer Anwesenheitsliste unter die Nase.
„Nein, eigentlich nicht. Ich habe mich nur gefragt, ob Jonathan verpflichtet ist, daran teilzunehmen?"
„Jonathan Mandeus?", hakte sie perplex nach.
Ich hob meine Augenbrauen. „Gibt es noch einen anderen Jonathan in der Liga?"
„Nein, das nicht. Ich war nur überrascht, weil sich sonst nie jemand nach ihm erkundigt." Sie lächelte mich begeistert an. Zack, schon spürte ich ebenfalls ein Lächeln auf meinen Lippen liegen. „Aber ja, er steht auf der Liste der Pflichtteilnehmer." Sie zog ein anderes Klemmbrett heran und deutete auf seinen Namen.
„Gut, ich wollte ihn nämlich etwas fragen. Wann geht die Versammlung los?"
„Pünktlich um 18 Uhr. Bist du dir sicher, dass du nicht daran teilnehmen willst? Maira führt durch die Versammlung unter Wortbeitrag deiner Tante. Sie würde sich bestimmt freuen, dich im Publikum zu sehen."
„Tante Nina hält einen Vortrag?"
„Hast du noch eine andere Tante in der Liga?"
Konfrontiert mit meinen eigenen Worten musste ich lachen. „Habe ich nicht. Na gut, ich kann ja mal vorbeischauen." Ich setzte meinen Namen auf die Liste der Zuhörer.
„Wunderbar." Elaines Lächeln wurde noch ein wenig strahlender. „Deine Anwesenheit wird ihr bestimmt gefallen. Bis später dann."
„Bis später." Lächelnd lief ich zu den Treppenhäusern hinüber, dabei war ich nicht einmal sonderlich erfreut, mir am Freitagabend eine Versammlung antun zu müssen. Ich hätte mir durchaus Schöneres vorstellen können.
Mann, gegen Elaine hatte man einfach keine Chance.
Nach meinem Selbstverteidigungsunterricht stellte ich mich mental darauf ein, gleich den Versammlungstod zu sterben. Genickbruch. Zugezogen, indem ich schlafend vom Stuhl fiel. Mit diesem wenig amüsanten Bild vor Augen betrat ich den Sitzungssaal. Obwohl ich ungewöhnlich pünktlich war - die Versammlung begann erst in ganzen 15 Minuten -, waren bereits mehrere Personen anwesend. Sie standen in kleinen Grüppchen überall im großen Saal verteilt. Offenbar nutzte man die Zeit vor Versammlungsbeginn gerne zum Netzwerken.
Ich entdeckte Gabriella Batelli in der Nähe des langen Tisches, der für eventuelle Büfetts bereitstand, und winkte ihr zu. Ansteuern tat ich jedoch die Versammlungsleiterin, die neben dem Stuhlblock der Redner stand. „Hey, Maira."
Sie schaute von dem vor ihr schwebenden Handspiegel auf, in dem sie den Sitz ihres eleganten Dutts überprüft hatte. „April. Hallo." Sie fischte den Spiegel aus der Luft. „Wie schön, dass du heute teilnimmst. Willst du deine Tante unterstützen?"
Ich zuckte uneindeutig mit den Schultern. Bis vor einer Stunde hatte ich schließlich nicht einmal gewusst, dass Nina heute einen Vortrag halten würde. „Weißt du, ob Florian, Kathi oder Sophia auch an dieser Versammlung teilnehmen?"
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Spuk am Baumhaus
JugendliteraturFortsetzung von Spuk im Keller. Über den Umgang mit Geistern: 1.: (Sei auf der Hut.) Das hilft gar nichts. 2.: (Lege, wenn möglich, Schutzweste und Helm an.) Sich an einem sicheren Ort anzuketten, ist noch besser. 3.: (Sei auf der Hut.) Siehe oben. ...