Auf dem Weg zur Treppe warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr. 17:56 Uhr. Wahnsinn. Für meine Verhältnisse war ich geradezu unverschämt pünktlich. Ich musste schmunzeln.
Das war der Moment, in dem die Tür der Putzkammer krachend aufsprang. Schmerzen explodierten in meinem rechten Ellenbogen, als das Türblatt mit voller Wucht dagegen prallte. Meine Stirn bekam auch noch etwas von dem plötzlichen Hindernis ab.
Mit einem rauen Stöhnen taumelte ich rückwärts von der Tür weg. „Scheiße." Ächzend griff ich an meinen Ellenbogen. Er fühlte sich an, als wenn tausende, kleine Feuerameisen darin übereinander laufen würden. Offenbar hatte die Tür zielgerichtet meinen Musikantenknochen getroffen. Nach Atem ringend stieß ich einige sehr deutliche Schimpfwörter aus.
Aber besser Ellenbogen als Kopf. Wenn mein Arm nicht einen Großteil der Wucht abgefangen hätte, hätte ich wohl zum dritten Mal binnen zweier Wochen eine Gehirnerschütterung erlitten.
Fluchend schaute ich auf. Wer auch immer für diesen Zusammenstoß verantwortlich war, ich würde ihm gehörig die Meinung sagen!
Die Tür des Putzraumes stand sperrangelweit offen. Weit und breit war niemand zu sehen.
Wutschnaubend näherte ich mich der Kammer. „Entschuldigung?", sagte ich barsch. „Du hast mir gerade die Tür gegens Gesicht geklatscht. Du hättest wenigstens den Anstand haben können, nach mir zu sehen!" Ich betrat den Raum. Außer vollgestopften Regalen und allerhand im Weg herumstehenden Gerümpels entdeckte ich nichts. Nichts Menschliches zumindest.
Irritiert blieb ich hinter der Schwelle stehen. Das konnte nicht sein. Der Täter musste hier irgendwo sein. „Hallo?" Ich zog eine Klappleiter von der Wand, als wenn sich ein Mensch dahinter verbergen könnte. „Wo versteckst du dich?"
Mit einem Krachen schlug die Zimmertür hinter mir ins Schloss. Ein Knacken verriet, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde.
Ich wirbelte herum. „Nein!" Hektisch warf ich mich auf die Klinke. Die Tür öffnete sich nicht. Auch nicht, als ich mir mein Knie am Türrahmen anschlug, in dem Bemühen sie aufzustemmen.
Das konnte nicht wahr sein. Sicherlich träumte ich. Diese Geschichte würde mir kein zweites Mal zustoßen. Fassungslos starrte ich die Maserungen des Türblatts an. Die Klinke unter meiner Hand war kühl. Ein stechender Geruch nach Putzmitteln stieg mir in die Nase. Mir taten nicht mehr nur mein Ellbogen und meine Stirn weh, sondern auch mein linkes Knie.
Nein, ich träumte definitiv nicht.
„Du widerwärtiger Mensch", schrie ich, während ich wild an der Klinke zu rüttelnd begann. „Lass mich raus, du Ratte! Hörst du mich? Lass mich sofort raus!" Ich warf mich mit meiner linken Schulter gegen das Türblatt. Vergeblich. „Was hast du gegen mich? Hm?! Ich verlange eine Antwort, wenn du mir schon ständig zusetzen zu müssen meinst!"
Ich erntete nur Stille.
Heftig ausatmend wich ich einen Schritt zurück, wobei ein Handfeger unter meinem Stiefel knirschte. Zornbebend trat ich ihn unter das nächste Regal, bevor ich mir meine kalten Hände an die Wangen legte. Offenbar besaß irgendjemand – ob nun Geist oder Mensch - eine obskure Vorliebe dafür, mich einzuschließen. Wie hatte ich nur so dumm sein können, ihm diese Gelegenheit erneut zu bieten?
„Okay, ganz ruhig", redete ich mir selbst gut zu. „Es ist alles in Ordnung." Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Ich würde dieses kleine Dilemma auf erwachsene Art lösen können. Kein Problem.
Was, wenn Jonathan dachte, dass ich ihn versetzte? Wenn er glaubte, ich würde nicht mehr kommen? Er würde mich nie wieder um ein Date bitten.
Knurrend schlug ich gegen das Türblatt. „Schließ die Tür auf", brüllte ich mit allem, was meine Lunge hergab. „Auf der Stelle. Ich habe eine Verabredung!"

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Spuk am Baumhaus
Fiksi RemajaFortsetzung von Spuk im Keller. Über den Umgang mit Geistern: 1.: (Sei auf der Hut.) Das hilft gar nichts. 2.: (Lege, wenn möglich, Schutzweste und Helm an.) Sich an einem sicheren Ort anzuketten, ist noch besser. 3.: (Sei auf der Hut.) Siehe oben. ...