06 | Back In Hell

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Livia's Sicht


Verdammt, wie zum Teufel war ich bloß in diese Situation gekommen? Nach wie vor begriff ich nicht so ganz, dass ich auf vier Beinen dastand und meine Wölfin endlich zu mir zurückgekehrt war. Ich konnte mich kaum an die Verwandlung selbst erinnern, denn sie war so schnell passiert, sodass ich über nichts weiter nachgedacht hatte. Ich war einfach losgelaufen und hatte die Freiheit genossen, welche ich in diesem Moment gespürt hatte. Im Nachhinein gesehen konnte ich nicht sagen wie ich es geschafft hatte von Mexiko zurück nach New Orleans zu kommen und doch war ich hier und war mitten in einen Krieg gekommen, der mich nach wie vor in meiner Schockstarre gefangen hielt. Ich war einfach gelaufen, hatte auf nichts Rücksicht genommen und mit einem Mal war ich von Werwölfen umzingelt gewesen, die sichtlich keine guten Absichten gehabt hatten. Ich hatte versucht mich nicht zu rühren, um ihnen keine Aufforderung zu bieten mich anzugreifen, weil ich keine Ahnung hatte wie ich mich verhalten sollte. In dieser Werwolfsform zu sein machte mich mehr als nur unsicher, weil ich es nicht gewohnt war in diesem Körper zu stecken.

Sicher, es war ein berauschendes Gefühl und doch war es so verwirrend, weil ich keinerlei Kontrolle mehr über mich selbst hatte. Es fühlte sich danach an, als wäre ich abgetrennt von meiner inneren Wölfin und als würde sie nun das völlige Sagen über meinen Körper haben. Ich konnte mir praktisch vorstellen, dass sie sich all die Jahre so gefühlt hatte und dieses Gefühl nun selbst zu verspüren war nichts was ich wollte. Ich hatte versucht mich zurück zu verwandeln und doch konnte ich es nicht, weil ich nicht einmal wusste wie ich dies anstellen sollte. Ein leises Knacksen riss mich aus diesen Überlegungen und mein Wolfskopf ruckte in Damien's Richtung, welcher in langsamen Schritten auf mich zugelaufen kam. Ich ignorierte seinen nackten und blutgetränkten Körper so gut es ging und doch war es beinahe unmöglich. Er war der letzte Mensch den ich hatte sehen wollen und doch war ich hierher zu ihm zurückgekehrt, weil meine Wölfin mich dazu verleitet hatte. Er hatte Alpha Polan getötet und dies erinnerte mich daran, dass Holly und mein Sohn gefangen waren und ich nicht wusste wo sie steckten.

Dies ließ den Zorn in mir wieder von neuem aufflackern und so stieß ich ein tiefes Knurren hervor, wobei mein innerer Wolf diesen Laut auf bestialische Weise ausstieß. Es war ungewohnt einen solchen Ton von mir zu geben und doch fühlte es sich richtig an. Im Moment war ich kein Mensch mehr, ich war eine Werwölfin und dies musste ich akzeptieren, ob ich es nun wollte oder nicht war dabei völlig irrelevant. Ich ließ zu, dass sich mein Gefährte mir noch weiter näherte und doch setzte alles an Verstand in mir aus, sodass ich ohne zu zögern nach seiner Kehle schnappte als er in Reichweite war. Nun, ich tat es nicht, meine Wölfin tat es instinktiv und ich hatte dabei keinerlei Mitspracherecht. Damien fluchte, packte mich und schleuderte mich förmlich von sich ehe ich mich an ihm festbeißen konnte, was mir ein Jaulen entlockte als ich gegen einen Baum prallte. Schnaubend stand ich wieder auf und legte mich anschließend in eine hockende Position, wobei ich auch dies nicht kontrollieren konnte. Ich hatte keine Ahnung was meine Wölfin im Begriff war zu tun und ich musste zugeben, das ich aufhören sollte ihre Taten verstehen zu wollen.

Ich war realistisch, denn wir mussten vermutlich erst lernen miteinander zu agieren und ich konnte nicht erwarten, dass wir uns nach zwanzig Jahren blind verstehen würden. «Fuck, Prinzessin. Legst du es wirklich derart darauf an, eine Strafe zu bekommen?», hörte ich Damien's Stimme, welche wutverzerrt klang. Seine Augen sahen mich mit einem eisigen Blick an und doch jagte dabei keine Gänsehaut über meinen Körper, so wie es früher der Fall gewesen war. «Verwandle dich zurück, sofort.», bellte er einen Befehl und gelangweilt davon legte meine Wölfin ihren Kopf auf ihre Vorderpfoten. Somit sah ich erneut das weiße Fell, welches meine tierische Form innehatte und ich musste zugeben, dass es mir ausgesprochen gut gefiel. Schon immer hatte ich mich gefragt welche Farbe mein Fell haben würde und nun hatte ich endlich eine Antwort darauf bekommen. Trotz des Befehls von meinem Gefährten, rührte sich meine Wölfin nicht weiter und dachte scheinbar nicht daran diesem nachzukommen. Mir persönlich war es nur recht, denn ich wollte diesem Mann nicht hörig sein, weil es nur aufzeigen würde, wie viel Macht er nach all den Jahren nach wie vor über mich haben würde.

Broken LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt