47 | Planning Dreams

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Livia's Sicht

Sonntag, 21. Mai 2023


Gähnend spießte ich eine der Erdbeeren auf meine Gabel und sah Dorothea gleichzeitig dankbar an, als sie mir eine neue Tasse Kaffee reichte. Die erste hatte ich beinahe in einem Zug geleert und ich nahm an, dass eine zweite nicht reichen würde, um mich auch nur annähernd wach zu bekommen. «Du siehst müde aus, Liebes.», murmelte sie mir mit einer hochgezogenen Augenbraue zu und so zuckte ich lediglich mit den Schultern und versuchte ein erneutes Gähnen zu unterdrücken. «Die Nacht war auch ausgesprochen kurz, wenngleich sie mich gut abgelenkt hat.», entgegnete ich ihr leise und lächelte dabei seichte. Ich hatte maximal drei Stunden geschlafen, denn Holly hatte Tammy und mich überredet die Nacht zum Tag zu machen und auch wenn ich mich anfangs dagegen gesträubt hatte, so war ich nun umso dankbarer darüber. Diese Stunden hatten mir durchaus geholfen die Tragödie zu vergessen, die sich momentan in meinem Leben abspielte. Für einen kurzen Moment hatte ich die Sorgen um Damien beiseiteschieben können, auch wenn sie nach dem Aufwachen wieder mit voller Wucht zugeschlagen hatte.

Dennoch riss ich mich um Raiden's Willen zusammen und ließ nicht durchblitzen, wie es tatsächlich in meinem Inneren aussah. Für ihn wollte ich nach wie vor stark sein, auch wenn es noch so schwer war diese Stärke zu zeigen, da sie eigentlich nicht vorhanden war. «Unser König wird unbeschadet zurückkommen, vertraue darauf.», flüsterte Dorothea nun, besah mich dabei mit einem eindringlichen Blick und auch wenn ich ihr glauben wollte, so tat ich mir unglaublich schwer damit. «Ich hoffe es, Dorothea, denn alles andere wäre eine absolute Katastrophe.», seufzte ich schlussendlich schwer auf und legte dabei die Gabel mit meinen aufgespießten Beeren auf den Teller, da mir mit einem Mal jeglicher Hunger vergangen war. Die Haushaltshilfe beäugte dies misstrauisch und dennoch sagte sie nichts, was mir nur recht war. Ohnehin kam sie nicht dazu, denn mit einem frechen Grinsen schnappte Raiden sich das ganze und kopfschüttelnd beäugte ich meinen Sohn dabei. Ich wusste wie sehr er Erdbeeren liebte und da er seine eigenen bereits aufgegessen hatte, kamen ihm meine verschmähten nur recht.

«Schling nicht so, Schätzchen, dass Essen läuft dir schon nicht weg.», raunte ich ihm zu und bot ihm zeitgleich auch die restlichen Erdbeeren auf meinem Teller an, die er mit glitzernden Augen an sich nahm. Dieses Kind tat tatsächlich so, als hätte er nicht vorhin einen halben Teller davon bekommen und so verdrehte ich großzügig meine Augen und doch achtete ich tunlichst genau darauf, dass er es nicht bemerkte. Er sollte meine schlechten Angewohnheiten nicht verinnerlichen, denn ich nahm an, dass er diese noch früh genug übernehmen würde. So lief das Spiel des Lebens ab, denn Kinder sahen sich unglaublich viel von ihren Eltern ab, selbst wenn man dachte, sie würden nichts von den eigenen Gewohnheiten bemerken. Bei mir selbst war es schließlich nicht anders gelaufen und doch verbat ich mir augenblicklich mich näher auf diesen Gedanken zu fokussieren, da er nur Schmerz mit sich bringen würde. Diesen konnte ich im Moment jedoch recht wenig brauchen, weil meine Aufmerksamkeit anderen Dingen gelten sollte.

«Ist Daddy schon Zuhause?», fragte Raiden irgendwann nach, nachdem er zufrieden die letzte Erdbeere auf seinem Teller verspeist hatte und dies riss mich endgültig von dem längst Vergangenen fort. «Nein und ich fürchte das er noch eine ganze Weile weg sein wird.», antwortete ich ihm mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend und doch versuchte ich dieses zu ignorieren. «Ich vemisse ihn.», flüsterte mein Kleiner und nickend strich ich ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, auch wenn sie ihn kaum zu stören schienen. «Ich vermisse ihn auch, Raiden und ich weiß, dass er uns auch vermisst.» Zumindest nahm ich dies an, wenngleich Damien nach wie vor keine Konversation zwischen uns zuließ. Noch immer war es mir nicht möglich mit ihm über den Mindlink zu sprechen und egal wie sehr es mir gegen den Strich ging, ich würde wohl nichts daran ändern können. Holly hatte erwähnt, dass er dies immer tat und so war es wenigstens nichts persönliches, was bloß gegen mich alleine gerichtet war.

Broken LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt