46 | Thinking Of You

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Livia's Sicht


Mit einem versucht breiten und unbekümmerten Lächeln breitete ich die Decke vor mir auf der Grasfläche aus und zupfte die Enden schlussendlich etwas zurecht, damit das ganze Ding nicht zu verknittert war. Sie bot allemal Platz für zwei Erwachsene und ein Kind, wobei ich mir sicher war, dass meine beiden Männer ohnehin selten bei mir sitzen würden. Wirklich weit kam ich mit dem zurechtzupfen allerdings ohnehin nicht, denn die trippelnden Schritte meines Sohnes ließen mich aufhorchen und so drehte ich mich zu ihm, nur um sofort in die Hocke zu gehen. «Mommy? Spielst du nich mit?» Mit großen Augen wurde ich fragend angesehen und so schüttelte ich schnell meinen Kopf und hoffte, dass mein Kleiner nicht allzu beleidigt darüber war. «Nein, ich werde euch beiden zusehen. Daddy kann viel besser mit dem Ball umgehen als ich und somit werde ich die Show genießen, die ihr zwei mir bieten werdet.» Raiden schien zu überlegen ob dies ein guter Plan war, schien nur Sekunden darauf begeistert zu sein und so flitzte er weg, um besagten Ball von seinem Vater zu holen.

Kaum das er ihn hatte, fing er an wie wild damit herum zu kicken, sodass er für eine ganze Weile wohl selbst beschäftigt sein würde und dies nutzte Damien augenblicklich aus, indem er auf mich zugeschlendert kam. Seit heute früh hatten wir nicht mehr viel miteinander gesprochen, was einfach daran lag, dass er die letzten Dinge für seine Abreise hatte vorbereiten müssen. Nun blieben uns noch knappe zweieinhalb Stunden und diese wollte er mit Raiden und mir verbringen, wobei ich mich selbst etwas aus der Affaire ziehen wollte. «Ich dachte du wolltest ein paar Stunden Normalität haben, bis ich aufbreche.» Fragend hatte er dabei eine Augenbraue in die Höhe gezogen und so zuckte ich lediglich meine Schultern und versuchte mich an einem weiteren Lächeln, welches vermutlich ohnehin einer Grimasse ähnelte. «Das hier ist auch Normalität, Damien. Ich sehe meinen beiden Männern zu und ergötze mich an ihrem Anblick.», entgegnete ich ihm und versuchte dabei seinen stechenden Blicken auszuweichen, was ein unmögliches Unterfangen war.

Seufzend stieß ich die angestaute Luft aus meinen Lungen, warf einen kurzen Seitenblick zu Raiden der nach wie vor begeistert mit dem Ball spielte, ehe meine Augen erneut zu Damien's Gesicht huschten. «Wir haben letzte Nacht und heute Morgen ausgiebig Zeit miteinander verbracht und jetzt solltest du Zeit mit Raiden verbringen. Du weiß wie sehr dich unser Sohn vergöttert, also schenke ihm deine Aufmerksamkeit.» Wir hatten in der Tat jede Menge Zeit verbracht und gerade deshalb wollte ich ihm und unserem Sohn nun Raum geben, um selbst etwas Zeit miteinander zu verbringen. Zwar hatten beide darauf bestanden das ich mitkam und doch wollte ich mich im Hintergrund halten. «Ich habe nichts anderes vor, keine Sorge.», beschwichtigte mich mein Gefährte und zufrieden damit nickte ich ihm zu und ließ mich im nächsten Moment auf die ausgebreitete Decke fallen, um mich etwas sonnen zu lassen. Das Wetter dafür war perfekt, aber etwas anderes war um diese Jahreszeit auch nicht zu erwarten. Der Monat Mai neigte sich langsam aber sicher dem Ende und so stand uns praktisch der Sommer bevor.

Blinzelnd starrte ich schließlich zu Damien hoch, welcher nach wie vor keine Anstalten machte zu gehen und dies irritierte mich durchaus. Selbst seufzend ging er in der nächsten Sekunde in die Hocke und so setzte ich mich auf, damit wir auf Augenhöhe waren. Das hier war mir immer wichtig gewesen und umso dankbarer war ich, dass mein Gefährte gelernt hatte und mich längst nicht mehr von oben herab betrachtete. «Im Übrigen, wir werden kurz nach seinem Geburtstag einen Ausflug machen und werden dort auch schlafen, also plan nichts für Donnerstag und Freitag.» Blinzelnd versuchte ich seine Worte zu verstehen und war damit mehr oder weniger überfordert. Hatte ich ihn gerade richtig verstanden? Wir würden kurz nach Raiden's Geburtstag einen Ausflug machen? «Und welchen Ausflug werden wir machen?», fragte ich aufgeregt nach, weil es sich nach wie vor so unwirklich anhörte. Damien Kingston ließ sich tatsächlich darauf herab, mit seinem Sohn und seiner Frau einen Ausflug zu machen, welcher eine Nächtigung beinhaltete? Ich kam mir wie im falschen Film vor und doch schien es die Realität zu sein.

Broken LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt