Livia's Sicht
Seit einigen Minuten lag Holly ruhig neben mir und strich Raiden so wie ich ständig verschwitzte Haarsträhnen aus dem Gesicht, weil er sich ständig ruckartig drehte. Es tat mir so unglaublich weh meinen kleinen Schatz so zu sehen, weil ich mich absolut hilflos fühlte. Ich hatte keine Ahnung wie ich ihm helfen konnte, denn für den Moment schien dies einfach unmöglich zu sein. Sein kleiner Körper glühte förmlich und er wirkte wie eine Feuerstelle, die immer heißer und heißer wurde. «Ich will alle Details, Livy. Was ist gestern zwischen dir und Damien alles passiert?», flüsterte mir meine Schwägerin mit einem Mal zu und besah mich dabei mit einem fragenden Ausdruck, der mich leise aufstöhnen ließ. Raiden schien zwar im Augenblick zu schlafen und doch wollte ich nicht, dass er irgendetwas von diesem Gespräch mitbekam. «Ich werde vor meinem Sohn keine Sexgeschichten auspacken, Holly.», zischte ich und sah sie dabei fassungslos an, weil das unmöglich ihr Ernst sein konnte. Allerdings verdrehte meine beste Freundin lediglich ihre Augen und deutete dabei auf meinen Sohn.
«Erstens, Raiden schläft tief und fest und bekommt somit keine schmutzigen Details mit, die seine Eltern getrieben haben. Zweitens, habe ich etwas von Sexgeschichten erwähnt? Aber gut zu wissen, dass es soweit zwischen euch gekommen ist.» Nun zwinkerte sie süffisant und dies brachte mich erneut zum stöhnen, weil ich einfach so auf ihre Worte reingefallen war. Sie hatte recht, denn sie hatte nichts davon erwähnt und somit hatte ich selbst preisgegeben, was gestern Nacht zwischen ihrem Bruder und mir gelaufen war. Sollte mir der Gedanke daran die Schamesröte ins Gesicht treiben? Vermutlich, denn ich hatte mich ihm mit jeder Faser meines Körpers hingegeben und doch bereute ich nichts davon. Damien hatte mir einmal mehr die Wahl gelassen und ich hatte entschieden, dass es überhaupt soweit zwischen uns gekommen war. «Ich wiederhole mich vermutlich wenn ich sage, dass ich nie vergessen werde was Damien getan hat. Aber wenn ich ehrlich bin, ich verliebe mich gerade neu in ihn und somit steht unserer gemeinsamen Zukunft wohl nichts mehr im Wege.», offenbarte ich ihr schlussendlich, weil ich es endlich aussprechen musste.
Egal was mein Mann getan hatte, er hatte es tatsächlich geschafft das ich wieder diese Gefühle für ihn spürte, denn sie waren mit einer urplötzlichen Wucht auf mich eingeprallt, die ich nicht hatte kommen sehen. Vielleicht waren diese Gefühle auch nie gänzlich weg gewesen, auch wenn ich mir in den letzten Jahren ständig eingeredet hatte, dass ich ihn hassen würde. Aber Hass und Liebe lagen nahe beieinander, dass hatte Damien selbst zu mir gesagt und wieder hatte er mit seinen Worten recht behalten. «Ist das dein Ernst?», kam es nun sichtlich schockiert von Holly und dies riss mich aus diesen Gedankengängen fort. Unruhig nickte ich ihr zu, weil ich keine Ahnung hatte was sie davon hielt. Das ewige auf und ab musste ihr doch auf die Nerven gehen und doch schien dieser Fall nicht einzutreten. «Verdammt, Livy, ich freue mich so.», schrie sie begeistert auf und hielt sich in der nächsten Sekunde die Hände vor den Mund, als sie sich scheinbar daran erinnerte, dass ein kleines Kind zwischen uns schlief und an hohem Fieber litt.
Entschuldigend sah sie mich an und doch winkte ich lediglich ab, weil Raiden sich aufgrund ihres Ausbruches keinen Millimeter gerührt hatte. Er schien in einem komatösen Zustand zu sein und auch wenn es mich zerriss, so glaubte ich daran das es ihm gut ging. Es musste einfach so sein, denn alles andere würde mich umbringen. «Mein Bruder ist ein Arschloch und er hat dich mit nichts verdient, aber ich bin froh das du euch noch eine Chance gibst.», hauchte sie mir nun zu und schulterzuckend kontrollierte ich erneut Raiden's Stirn, wobei seine erhitzte Haut sich in mich brannte. «Er stellt sich nicht gerade dumm an und arbeitet an sich, was ich wirklich zu schätzen weiß. Er hat sich nicht grundlegend verändert, aber dennoch genug um mir zu beweisen, dass ich ihm wichtig bin.» Das hatte ich nun begriffen, auch wenn es lange gedauert hatte. Damien spielte kein Spiel mit mir, er meinte es tatsächlich ernst und ging auf mich ein, was noch vor dreieinhalb Jahren undenkbar gewesen wäre, weil er damals die vollständige Kontrolle über mich haben wollte.
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Broken Luna
WerewolfTeil 2 der Frozen Kingdom-Reihe: Durch Spielschulden ihres Vaters wurde Livia Westbrook einst vor so vielen Jahren ohne zu zögern verkauft. Was sie niemals ahnen konnte war, dass es sich bei dem Käufer um den grausamen und skrupellosen Alphakönig Da...