Broken Luna

51 | Fear And Loathing

Livia's Sicht

Panisch suchte ich jeden noch so kleinen Winkel in der näheren Umgebung ab und doch fand ich keinerlei Anhaltspunkt zu meinem Sohn. Die Wölfin in mir drehte komplett durch, weil wir nicht in der Lage waren seine Fährte aufzunehmen und die Unruhe meines Tieres machte sich auch an mir bemerkbar, sodass ich diese Unruhe kaum noch unterdrücken konnte. «Raiden kann nicht einfach so verschwunden sein, er weiß doch, dass er alleine nicht weg darf.», wisperte ich panisch und suchte noch einmal alles mit den Augen ab, nur um absolut sicher zu gehen, dass es keine Spur von ihm gab. Seit geschlagenen zwanzig Minuten hatten Blake, Holly und ich das gesamte Grundstück nach dem Kleinen abgesucht und doch war nichts von ihm zu sehen, oder zu hören. Wir alle hatten nach ihm gerufen und doch war keine Antwort zurückgekommen, was mich bloß noch panischer werden ließ. Raiden wusste das er alleine nicht weg durfte, dass er immer in Sicht- und Hörweite bleiben musste und ich konnte nicht fassen, dass er sich dieser Anweisung widersetzt haben sollte.

Das klang nicht nach meinem kleinen Schatz und somit beschlich mich ein wirklich dummes Gefühl, welchem ich allerdings keine Chance geben wollte um sich zu manifestieren. Das Ganze war undenkbar, denn niemandem war es möglich dieses Grundstück zu betreten und somit war dieses dumme Gefühl in mir absolut lächerlich. «Er hat hier auf der Terrasse gespielt, so wie er es eben immer tut. Ich habe mich nur für einen kurzen Moment weggedreht und danach war er weg. Ich habe alles in der unmittelbaren Umgebung abgesucht, aber ich konnte auch seinen Geruch nicht aufspüren.» Noch immer waren Holly's Augen von Tränen überschwemmt und es war unmöglich sie zu beruhigen. Ich selbst war einfach nicht in der Lage dazu, denn zu sehr schwappte die Angst auf mich ein, dass Raiden etwas passiert war. Ich gab Holly gewiss keine Schuld an irgendetwas, denn sie konnte ihre Augen nicht überall haben und zudem war Raiden ein durchaus flinkes Kerlchen, welches sich gerne versteckte. «Sein Geruch wurde mit Wolfswurz unkenntlich gemacht und auch jener Geruch, der bei ihm war.», murmelte nun Blake, sodass er sich meiner vollsten Aufmerksamkeit sicher sein konnte.

«Was meinst du damit, Blake?», fragte ich schroffer als beabsichtigt nach, wobei sich meine schlimmsten Befürchtungen zu bewahrheiten schienen. Das hier war ein Alptraum und ich konnte nicht fassen, dass er sich in diese Richtung hin entwickelte. Die Panik in mir erreichte ein neues Level und ich konnte nichts dagegen tun. «Wie du gerade eben sagtest, der kleine Kerl weiß das er alleine nicht weg darf und er ist schlau genug um nichts zu provozieren. Das wiederrum bedeutet, dass ihn jemand mitgenommen hat, der genau wusste was er tat.», sprach er schlussendlich das aus, was mir den Boden unter den Füßen beinahe augenblicklich ruckartig wegzog. Mein Kleiner war also allem Anschein nach nicht grundlos verschwunden und dies ließ mich gefährlich wanken, weil es einfach unmöglich sein sollte. Damien hatte vor seiner Abreise penibel genau darauf geachtet, dass genügend Patrouillen das Gebiet hier sicherten und das es somit niemandem möglich sein sollte, ohne ausdrückliche Erlaubnis von Blake das Königsterritorium zu betreten.

«Fuck, dass darf nicht wahr sein.», murmelte er mit einem Mal und sah dabei schockiert zwischen Holly und mir hin und her, so als könne er kaum fassen was hier ablief. «Der Angriff auf dich, deine erzwungene Hitze, es hängt alles zusammen. Thomson muss gewusst haben das Damien auf dem Weg nach Grönland ist und wir sind allesamt in seine Falle getappt, indem unsere fähigsten Krieger mit unserem König in den Krieg gezogen sind.», setzte er nach und nun schien auch bei Holly der Groschen zu fallen. Im Normalfall würde es mich verwundern das sie eine solch lange Leitung hatte, aber nichts an dieser Situation war normal, zudem auch sie unfassbare Angst um Raiden hatte. «Du denkst Raiden wurde entführt und das der eigentliche Krieg bloß ein Ablenkungsmanöver war?», hakte sie zitternd nach und auch dieses Gefühl beschlich mich nun. Es schien sich so unwirklich anzuhören und doch musste dem so sein, je länger ich darüber nachdachte. Es war alles viel zu einfach gewesen, obwohl Damien zuvor keinerlei Anhaltspunkte gehabt hatte, wo sich sein Feind aufhielt.