03 | Here She Comes Now

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Livia's Sicht

Freitag, 07. April 2023


Zitternd und völlig verkrampft hing ich zum wiederholten Male über der Toilette und gab eine Kotzorgie vom Feinsten von mir. Die Übelkeit in mir wurde nicht weniger und doch war sie wohl für den Moment auf ein Minimum geschrumpft, sodass ich mich kraftlos auf den Boden fallen ließ und mir in fahrigen Bewegungen die Tränen aus dem Gesicht strich, welche dank der Anstrengung von gerade eben darauf vorzufinden waren. «Verdammt, ich werde eindeutig krank.», krächzte ich leise und sah zu Holly, welche die ganze Zeit über bei mir gewesen war und meine Haare gehalten hatte. Seit knapp drei Wochen waren wir in Mexiko, weit entfernt von unserem Zuhause und das ich nun krank wurde, war nicht optimal. Morgen hatte ich ein Vorstellungsgespräch in einer Bar und bereits jetzt wurde mir klar, dass ich zu diesem wohl nicht gehen konnte. «Du bist nicht krank, Livy, das kann ich dir mit Bestimmtheit versichern.», entgegnete mir meine beste Freundin und besah mich dabei mit einem Ausdruck, welchen ich kaum deuten konnte. Nach wie vor schwach und mit wackligen Beinen versuchte ich aufzustehen, was mir nur dank ihrer Hilfe gelang.

Schnell betätigte ich die Spülung um das Massaker darin verschwinden zu lassen und gequält lief ich anschließend die wenigen Schritte zum Waschbecken des Badezimmers und schnappte mir meine Zahnbürste, welche im Moment zu meinem besten Freund zählte. «Ach ja? Wieso kotze ich mir dann seit Tagen die Seele aus dem Leib?», raunte ich ihr fragend zu und begann meine Zähne zu putzen, um diesen furchtbar ekligen Geschmack in meinem Mund irgendwie loswerden zu können. Es war Schadensbegrenzung und das Einzige was ich tun konnte um mich etwas besser zu fühlen, auch wenn ich wusste, dass ich dieses Prozedere wohl in wenigen Minuten wiederholen würde. Holly gab mir keine Antwort auf diese Frage, sondern schien abzuwarten bis ich fertig war und erschöpft lehnte ich mich gegen die Fliesenwand, in der Hoffnung, so etwas Halt finden zu können. «Da du mir höchstwahrscheinlich nicht glauben wirst, könntest du es hiermit herausfinden.», murmelte sie nun und zog aus ihrer Gesäßtasche eine kleine rechteckige Packung, die mich in Schockstarre verfallen ließ.

Das hier konnte unmöglich ihr verdammter Ernst sein und doch war kein schalkhaftes Lächeln in ihrem Gesicht vorzufinden welches mir deutete, dass sie lediglich einen Witz machte. «Ich bin nicht schwanger, Holly.», zischte ich und schüttelte als Zusatz vehement meinen Kopf, als endlich wieder Leben in mich kam. Verdammt, wie kam sie auf diese irrsinnige Idee? Ich war nicht wirklich läufig gewesen und zudem hatte ich eine Verhütungsspritze bekommen, die eine Schwangerschaft völlig unmöglich machte. «Doch, dass bist du, weil es seit zwei Wochen unverkennbar an dir zu riechen ist.», versicherte sie mir mehr als nur eindringlich und keines ihrer Worte ließ ein Wiederwort zu. «Ich habe nichts gesagt, weil das ganze Drama mit meinem Bruder genug Stress für dich bedeutet hat und ich wusste, dass du damit nicht klarkommen würdest. Vermutlich tust du das jetzt auch nicht, aber es länger vor dir zu verbergen kommt mir nicht richtig vor. Ich fühle mich schlecht genug, weil ich es solange für mich behalten habe.», setzte sie nach und seufzte dabei laut auf.

Ich selbst war erneut in eine Starre verfallen, weil ich nicht sofort begreifen konnte was sie da zu mir sagte. Alles was hängen blieb war die Tatsache, dass sie es bereits seit zwei Wochen zu wissen schien und das Ganze mit keinem Wort erwähnt hatte. Noch immer war ich der Überzeugung das es nicht der Wahrheit entsprechen konnte, es war einfach nicht möglich. Ich wollte kein Kind, nicht zum jetzigen Zeitpunkt und nach den ganzen Geschehnissen der letzten Wochen hatte ich dieses Kapitel für mich abgeschlossen. Ich würde niemals ein Kind von Damien bekommen, denn er hatte mich belogen, mich verraten und mir das Herz aus der Brust gerissen. Es würde nichts geben um dies seitens ihm wieder gut machen zu können und ohnehin bekäme er keine Chance von mir, weil ich ihn niemals wiedersehen würde. Keine Macht der Welt würde es schaffen das ich noch einmal einen Schritt nach New Orleans setzte und nichts würde es schaffen, dass ich ihm noch einmal unter die Augen trat. Damien Kingston war für mich gestorben, er war zu einem roten Tuch geworden und sämtliche Gefühle welche ich für ihn gehegt hatte, hatte ich begraben.

Broken LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt