21 | Walk A Mile In My Shoes

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Livia's Sicht


Gelassen beobachtete ich meinen Sohn, welcher mit seiner neuesten Errungenschaft in Form von knalligen Bauklötzen spielte und immer wieder neue Kunstwerke damit gestaltete. Holly hatte einiges an Spielzeug für ihn besorgt und auch wenn ich nicht sonderlich angetan davon war, weil weder Weihnachten, noch sein Geburtstag war, hatte ich es seufzend hingenommen und war einfach froh darüber, dass er glücklich schien. Seine strahlenden Irden versicherten mir dies zusätzlich und so kam es mir nicht in den Sinn auch nur irgendetwas davon verschwinden zu lassen, auch wenn er Anfangs etwas überfordert gewesen war. In Mexiko hatten Raiden nicht allzu viele Spielsachen gehabt und dies lag keinesfalls daran, dass wir ihm nichts gegönnt hatten. Es war finanziell gesehen einfach nicht möglich gewesen und von daher war die einzige gute Sache hier zu leben jene, dass es dem Kleinen von nun an, an nichts mehr fehlen würde. Die Möbel für sein Kinderzimmer hatten Damien und ich vorhin bestellt und sie würden scheinbar schon morgen geliefert werden, was eigentlich unmöglich sein sollte.

Ich nahm an, dass Damien dafür eine beträchtliche Zusatzsumme bezahlt hatte und auch wenn es mir gegen den Strich ging, so hatte ich keine Einwende dazu gehabt. Er hatte mich milde gestimmt indem er mir die Entscheidung überlassen hatte welche Möbel es sein sollten und da ich mich nur zugut an das weiße Stockbett im Hausdesign mit den Treppenstufen erinnern konnte, welches Raiden vor Monaten gesehen hatte und unbedingt haben wollte, hatte ich mich dafür entschieden und ihm hoffentlich so eine angemessene Freude bereitet. Auch der Rest der Möbel war schnell ausgesucht und nachdem morgen ein Maler kommen würde um das Zimmer auszumalen, würde gegen Mittag der Lieferant mit den Möbeln kommen. Das mir alles viel zu schnell ging war nett ausgedrückt, doch mein Kleiner hatte mir versichert, dass es ihm hier unglaublich gut gefallen würde und somit hatte ich vorerst beschlossen mit ihm hierzubleiben. Damien hatte sich den ganzen Tag über anständig benommen und so sah ich doch noch Hoffnung, dass er sich zum besseren ändern würde.

Noch immer spukte mir unsere Unterhaltung im Kopf herum, welche wir im Bayou geführt hatten und seine Worten ließen mich noch jetzt schlucken. «Sei die Frau die ich brauche und spring über deinen Schatten, um mir eine Chance zu geben alles zwischen uns richtig zu stellen.» Es war nur einer von vielen Sätzen die er mir praktisch an den Kopf geknallt hatte und auch wenn es mir schwerfiel, irgendein Teil in mir wollte die Frau sein die er brauchte und ein anderer Teil, oder gar derselbe wollte, dass ich ihm eine Chance gab sich mir gegenüber zu beweisen. Noch immer war ich unglaublich verwirrt und wusste nicht so ganz was richtig und falsch war, doch ich würde es vermutlich bald herausfinden und bis dahin würde ich einfach abwarten und sehen, wie sehr sich Damien wirklich ändern konnte. Mein Blick schweifte zur Wanduhr und schockiert stellte ich fest, dass Raiden eigentlich schon seit einer halben Stunde in seinem Bett liegen sollte. Die Zeit heute war unglaublich schnell verflogen und mir kam es so vor, als wären wir gerade eben erst von unserem Ausflug zurückgekommen, was jedoch nicht der Fall war.

Pünktlich zum Lunch waren wir im Anwesen gewesen und das war mittlerweile knapp sechs Stunden her. «Okay, es ist Zeit dich in die Badewanne zu stecken und dir deinen Pyjama anzuziehen. Wünsch Tante Holly eine gute Nacht und dann geht es los.», raunte ich meinem Sohn eiligst zu als er meinen Blick erwiderte und daraufhin eine bemerkenswert süße Schnute zog. «Will aber hierbleiben.», murrte er und hielt provokant zwei Bauklötze in die Höhe, was mich zum Seufzen brachte. Ich hatte das hier bereits kommen sehen und doch würde ich nicht kleinbeigeben und ihn notfalls nach oben tragen. «Hör auf deine Mom, Raiden. Wir können morgen weiterspielen.», flüsterte Holly ihm verschwörerisch zu und trieb ihn mit wedelnden Händen in meine Richtung, was ihn loskichern ließ. Noch immer lachend ließ er sich gegen mich fallen und doch sah er weiterhin zu meiner besten Freundin und zog dabei eine Augenbraue in die Höhe, was ihn noch mehr nach Damien aussehen ließ. «Vespochen, Tante Holly?», hakte er nach und dies entlockte angesprochener ein enthusiastisches Nicken. «Versprochen, du kennst mich doch.», zwinkerte sie vergnügt und dies schien meinen Kleinen ruhig zu stimmen.

Broken LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt