Broken Luna

45 | Late Night Talking

Livia's Sicht

Samstag, 20. Mai 2023

Angespannt ließ ich mich auf die gigantische Couch im Wohnbereich fallen und erlaubte es mir für einen kurzen Moment die Augen zu schließen. Damien war seit Stunden weg, er war aufgebrochen um in einen Krieg zu ziehen und auch wenn ich nichts schlimmes darüber denken wollte, wo wusste niemand ob er wieder nach Hause kommen würde. Eine unglaubliche Kälte umgriff mich bei diesem Gedanken, denn ich würde zu Grunde gehen, sollte er nicht wieder heil zurückkommen. Ich brauchte diesen Mann wie die Luft zum atmen und deshalb fiel es mir so schwer mich zu beruhigen. Ich malte mir die schlimmsten Szenarien vor, stellte mich auf das grausamste ein was passieren konnte und niemand, absolut niemand würde es schaffen, mich aus diesem Tief zu ziehen. Nicht einmal Raiden vollbrachte dies, denn mein Kleiner dachte bloß, dass sein Vater auf einer Geschäftsreise war. Wie sollte man diesen Umstand einem knapp Dreijährigen auch erklären? Ich hätte ihm unmöglich sagen können, dass sein Vater in einen Krieg zog und niemand wusste, ob er lebend aus diesem zurückkommen würde.

Eine Lüge war in dieser Hinsicht besser als die Wahrheit und somit hielt sich mein schlechtes Gewissen vorerst in Grenzen und würde sich erst dann in ein gigantisches Ausmaß entfalten, wenn ich ihm erklären musste, dass sein Vater nicht mehr nach Hause kommen würde. Mein ganzer Körper schüttelte sich dabei, denn dies war das Worst-Case-Szenario schlechthin und ich wollte nicht daran denken, dass es im schlimmsten Fall eintreten konnte. «Hier.» Blake's Stimme veranlasste mich dazu die Augen aufzureißen und überfordert sah ich auf das Glas, welches direkt vor meinem Gesicht schwebte. «Was soll ich damit, Blake?» Fragend sah ich ihn an und doch nahm ich es an mich, wenngleich mich der Duft von starkem Alkohol auf der Stelle umgab. «Wie wäre es mit Trinken? Soweit ich weiß schläft Raiden tief und fest und damit hast du dir eine Auszeit verdient.», zwinkerte er vergnügt und ließ sich gegenüber von mir auf die andere Seite der Sofalandschaft fallen, nur um selbst einen Schluck aus seinem Glas zu nehmen.

«Diese Auszeit habe ich später, wenn ich mit Holly und Tammy ausgehe.», entgegnete ich ihm und dennoch trank ich nun selbst einen Schluck von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, die meinen Hals mehr oder weniger verätzte, so sehr wie sie brannte. «Dann nenne das hier vortrinken, damit hast du den anderen beiden etwas voraus.», lachte mein Gegenüber kehlig auf und zwinkerte mir vergnügt zu, was auch mir nun ein schwaches Lächeln ins Gesicht zauberte. «Was auch immer der Beta des Rudels sagt.», murmelte ich und wagte einen weiteren Schluck, welcher ebenso brannte wie der erste. Dennoch beruhigte mich der Alkohol um ein kleines Maß und dafür war ich wirklich dankbar. Ich war kurz davor vollkommen meinen Verstand zu verlieren und doch musste ich es irgendwie schaffen einen klaren Kopf zu bewahren, um für Raiden da sein zu können. «Weise Worte, meine Königin.», schmeichelte Blake mir und auch wenn es komisch war diese Worte aus seinem Mund zu hören, so entsprachen sie der Realität. Ich war Damien's Gefährtin und somit war ich die Königin der gesamten Werwolfrasse, ob ich dies nun wollte oder nicht.

Der Gedanke an meinen Mann zog mich jedoch augenblicklich wieder in ein Tief und so beugte ich mich etwas näher zu Blake und sah ihn auffordernd an. «Hast du etwas von Damien gehört?» Mittlerweile musste er in Grönland sein, denn jene Männer die er ausgeschickt hatte um Tammy's These nachzugehen, hatten in Erfahrung gebracht, dass dort tatsächlich verwilderte Werwölfe lebten. Es konnte sich dabei nur um jenes Pack von Rogues handeln, die ihn stürzen und zudem Raiden und mich töten wollten. Der Gedanke daran jagte mir einmal mehr aufs Neue einen kalten Schauer über den Rücken, denn meinem kleinen Jungen würde nichts passieren, selbst wenn ich selbst dabei sterben würde um ihn zu beschützen. «Nein, ansonsten hätte ich es dir gesagt. Er hat die Verbindung zwischen uns gekappt und ich kann dir versichern, dass es mir gehörig gegen die Eier geht.», murmelte Blake missmutig und ich konnte seine Stimmung darüber gut nachvollziehen. Auch zu mir hatte Damien jegliche Verbindung gekappt und dies war nichts was ich gewollt hatte.