08 | Boulevard Of Broken Dreams

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Livia's Sicht

Samstag, 08. April 2023


Der nächste Morgen kam schneller als erwartetet und ich musste zugeben, dass ich mich mehr als nur schlecht fühlte. Alles an mir fühlte sich wie gerädert an und obwohl ich die ganze Nacht durchgeschlafen hatte, sah man mir dies nicht wirklich an. Tiefe Ringe zierten den Bereich unter meinen Augen und auch alles andere in meinem Gesicht sah mehr nach einer durchzechten Nacht aus, als nach stundenlangem Schlaf. Ich konnte nicht einmal sagen ob Damien neben mir gelegen hatte oder nicht, denn nach meinem Zusammenbruch in seinen Armen war ich zusammengesackt und hatte nichts mehr mitbekommen. Ich war zwar alleine wach geworden und doch musste dies nichts heißen, was mir Gänsehaut am gesamten Körper bescherte. Ich wollte ihn nach wie vor nicht sehen und doch war ich zurückgekommen, weil meine Wölfin mich dazu gebracht hatte. Diese fühlte ich nun klarer als jemals zuvor in mir, sie war da und auch wenn sie nicht die Kontrolle hatte, so war mir bewusst, dass sie nun ein Teil von mir war und folgedessen niemals wieder gehen würde.

Noch wusste ich nicht so ganz wie ich damit umgehen sollte, denn viel zu plötzlich war die Verwandlung passiert und viel zu viele andere Dinge schwappten über mir, als das ich mich nun vollends darauf fokussieren konnte. Es war gut zu wissen das meine Wölfin in mir war, denn seit dem Wissen das ich mich früher verwandeln hatte können, hatte ich danach gelechzt sie endlich kennenzulernen und jetzt wo es endlich soweit war, konnte ich es nicht in diesem Ausmaß genießen wie ich es wohl sollte. Es war mir einfach nicht möglich und so hoffte ich, dass sie es mir nicht übel nahm. Sobald Holly und Raiden in Sicherheit waren, würde ich mich ausreichend mit ihr befassen, doch im Moment war es einfach unmöglich mich komplett darauf einzulassen. Deshalb war ich im Grunde genommen auch dankbar das sie zugelassen hatte, dass Damien mich gezwungen hatte mich zurück zu verwandeln, denn ich ahnte das es ohne seine Hilfe nicht so schnell passiert wäre. Den Gedanken daran hasste ich jedoch, denn einmal mehr hatte er meine verletzliche Seite gesehen und dies würde ich mir selbst nicht so schnell verzeihen.

Den Kopf darüber schüttelnd schlich ich die letzten Treppenstufen hinab und überbrückte die kurze Distanz in den Küchenbereich, weil ich hier jemand speziellen vermutete. Das ganze Anwesen roch praktisch nach Eiern und Speck und auch wenn es merkwürdig war alles nun intensiver riechen zu können, so befasste ich mich auch damit nicht wirklich. Auch mein Hörorgan und mein Sehvermögen waren besser als zuvor und ich musste zugeben, dass all diese neuen Eindrücke äußerst verwirrend waren. Doch ich dachte nicht weiter darüber nach, denn Dorothea kam in mein Blickfeld und sie besah mich mit einem strahlenden Lächeln, welches ich nur erwidern konnte. Ohne zu zögern lief ich auf sie zu und zog sie in meine Arme, weil ich die Haushaltshilfe wirklich sehr vermisst hatte. Sie war die gute Seele dieses Hauses und von Anfang an hatte ich sie wahnsinnig gemocht, sodass ich sie umso mehr vermisst hatte. «Es ist so schön dich wiederzusehen, Livia.», flüsterte sie leise und dies veranlasste mich dazu, meine Arme noch fester um sie zu schlingen.

«Mich freut es auch, Dorothea. Ich habe dich wirklich wahnsinnig vermisst.», gestand ich ihr ebenso leise und genoss unsere gegenseitige Zuwendung. Ich log dabei in keinster Weise, denn wenn ich jemanden hier wirklich vermisst hatte, dann war es sie. Es lag nicht an ihren perfekten Kochkünsten, sondern einfach daran, dass sie immer ein offenes Ohr für mich gehabt hatte und mir stehts mit Rat und Tat zur Seite gestanden war. «Das kann ich nur zurückgeben, denn ohne dich und Holly fehlt hier einiges.», wisperte sie und löste sich dabei vorsichtig von mir, ehe ihr Blick musternd über mich glitt. Dorothea's Stirn runzelte sich und ein beinahe missmutiger Ausdruck begann sich auf ihrem Gesicht zu bilden. «Du siehst nicht gut aus, Liebes. Du hast abgenommen, wobei du doch ohnehin schon so zierlich bist.» Ich hatte in der Tat abgenommen und das lag einfach daran, dass mein Leben nur aus Stress und Sorge bestand. Nach der Geburt von Raiden hatte ich weniger Gewicht auf die Waage gebracht als zuvor, da mich die Schwangerschaft selbst mehr als nur ausgelaugt hatte.

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