48 | Welcome To My Nightmare

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Damien's Sicht


Mit einem knappen Nicken gab ich Holly meine stumme Zustimmung, dass ich auf mich aufpassen würde. Auch wenn wir beide nun schon seit einigen Jahrhunderten lebten, so wurde ihre Sorge um mich nie weniger wenn ich in einen Krieg loszog und jedes Mal war es somit dasselbe Spiel. Es rührte mich durchaus, das sie selbst nach so langer Zeit noch so agierte und vermutlich würde es niemals anders sein. Mit einem letzten Lächeln verschwand sie schlussendlich aus meinem Blickfeld und ließ mich somit mit meiner Gefährtin alleine, welche stocksteif neben mir stand und sich dabei kaum rührte. Die letzten zwei Stunden hatte ich damit verbracht Raiden Freude zu bereiten und hatte mit ihm Fußball gespielt, während Livia auf ihrer Decke gelegen und uns dabei zugesehen hatte. Unser vorheriges Gespräch lag nach wie vor schwer zwischen uns und auch wenn ich ihren Missmut über diese Situation bis zu einem gewissen Grad hin nachvollziehen konnte, so konnte ich es andererseits auch wieder nicht, was mich in eine verschissene Zwickmühle brachte.

Livia sollte mich mittlerweile bestens kennen und sollte somit wissen, dass ich nicht so leicht zu töten war. Ich selbst war zwar kein Narr und wusste durchaus das immer etwas unvorhergesehenes passieren konnte und doch hätte ich von ihr erwartet, dass sie mir den Rücken stärkte und sich nicht wie eine Zicke verhielt. Doch das tat sie, denn seit zwei Stunden hatte sie freiwillig kein Wort mit mir gewechselt und dies pisste mich durchaus an. Ich hatte geglaubt das wir alles aus der Welt geschafft hatten und das wir ausreichend über alles gesprochen hätten und doch schien dem nicht so zu sein. Dies machte mir einmal mehr aufs Neue deutlich, wie kompliziert eine Bindung wie die unsere war und warum ich nie mehr von einer Frau gewollt hatte, als sie bloß für mein eigenes Vergnügen zu dominieren. Doch in dieser Hinsicht einen Rückzieher zu tätigen kam für mich nicht in Frage, denn dafür bedeutete mir Livia eindeutig zu viel und ich wollte sie keinesfalls mehr in meinem Leben missen. Das bedeutete wiederrum das ich auf sie zugehen musste, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung hatte, wie ich dies bewerkstelligen sollte.

Seufzend schüttelte ich über diese Gedankengänge meinen Kopf, sah meine Frau auffordernd an und als sie keine Regung von sich gab, war ich versucht mich von ihr abzuwenden, was sie allerdings mit einer simplen Berührung unterband. «Dann ist es jetzt wohl Zeit für den Abschied, habe ich Recht?», flüsterte sie mir heiser zu und nickend bestätigte ich ihre Frage. Ihr Tonfall hörte sich für den Moment beinahe normal an und doch wollte ich mich nicht damit auseinandersetzen, sondern wollte mich von meinem Sohn verabschieden. «Raiden?» Aufgeregt kam mein Kleiner förmlich auf mich zugerast und knallte dabei gegen meine Beine, die er fest umklammert hielt. Ein warmes Gefühl breitete sich dabei in meiner Brustgegend aus und so ging ich in die Hocke und hob ihn hoch, nur um ihn auffordernd ansehen zu können. «Ich werde für einige Tage weg sein und während meiner Abwesenheit möchte ich, dass du gut auf deine Mutter aufpasst, okay, Kumpel?» Kurz blitzte etwas wie Verwirrung in seinen Irden auf, ehe er mir enthusiastisch zunickte und mich mit einem strahlenden Lächeln bedachte, welches ich nur erwidern konnte.

«Ja, ich passe auf.», versicherte er mir mit kindlichem Stolz, nur um anschließend seine Hände um meinen Hals zu schlingen und mir im gleichen Zug einen nassen Kuss auf die Wange zu drücken. Seine Zuneigung mir gegenüber überraschte mich nach wie vor und doch konnte ich nicht glücklicher darüber sein. Seit vielen Jahren hatte ich mich nach einem Erben gesehnt, nach einem Wesen, dass mein Fleisch und Blut war und doch war ich mir nie sicher gewesen, ob ich einer Vaterfigur gerecht werden konnte. Die Zweifel davon waren längst beseitigt, denn mein Sohn zeigte mir jeden verdammten Tag auf, dass ich durchaus etwas richtig machte, auch wenn ich selbst nicht sagen konnte was es genau war. «Hab dich lieb, Daddy.», flüsterte er mir mit einem Mal ins Ohr und diese Worte drängten mich dazu ihn noch etwas fester an mich zu drücken. «Ich liebe dich auch, Raiden.», murmelte ich ihm kaum hörbar zu und damit sprach ich nichts weiter als die Wahrheit aus. Diese Worte zu ihm zu sagen fiel mir ausgesprochen leicht, wobei ich die Gründe dessen nicht wirklich sagen konnte.

Broken LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt