17 | Second Chance

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Livia's Sicht


Mit einem leisen Klicken schloss ich die Tür des Gästezimmers und schlich in das Zimmer nebenan, welches ich selbst bezogen hatte. Raiden schlief tief und fest und ich hoffte, dass dies auch so bleiben würde. Die letzte Stunde hatten wir mit Kuscheln verbracht und es hatte sich angefühlt, als würde meine Seele beginnen zu heilen. Ich hatte meinen kleinen Jungen wirklich schrecklich vermisst und war umso froher, dass es ihm augenscheinlich wirklich gut ging. Was genau in seinem Kopf vor sich ging konnte ich nicht genau sagen, aber so wie es schien, hatte er die Entführung als großes Abenteuer angesehen und trug keine psychischen Probleme davon. Die Zeit alleine würde zeigen ob dem wirklich so war und so hoffte ich einfach, dass es so bleiben würde. Alleine die Vorstellung davon das es einen Knacks bei ihm hinterlassen haben könnte brachte mich in Rage und so versuchte ich tief durchzuatmen und nicht das schlimmste zu hoffen. Jetzt war er in Sicherheit und so würde es auch bleiben, weil ich nichts anderes mehr zulassen würde.

Damien würde ebenso wenig zulassen das ihm jemals wieder etwas derart Grausames passierte und dies war für mich im Moment die einzig gute Sache, dass die Katze aus dem Sack war und er nun wusste, dass er einen Sohn hatte. Den Kopf darüber schüttelnd ließ ich den Flur hinter mir und schlüpfte in mein eigenes vorübergehendes Zimmer, wobei ich nicht überrascht war Holly auf meinem Bett vorzufinden. Wir hatten abgemacht das wir reden würden sobald Raiden schlief und so legte ich mich zu ihr und sah sie auffordernd an. Auch Holly ging es ausgesprochen gut und auch dafür war ich wirklich dankbar. Vorhin hatte sie mir erzählt, dass Polan ihr ein Gift verabreicht hatte um sie bewegungsunfähig zu machen und so hatte er es schlussendlich geschafft sie zu entführen. Doch sie und Raiden hatten genug zu Essen und Trinken gehabt und auch waren sie in keinem dunklen Verlies gefangen gewesen, sondern in einem Lichtdurchfluteten und warmen Raum. Es machte zwar die Entführung selbst nicht besser, doch wenigstens hatten sie nicht dank widerer Umstände gelitten.

«Wir werden also hierbleiben, Livy?», schoss die erste Frage ohne weiteres aus ihrem Mund und diese brachte mich dazu mehr oder weniger hilflos mit den Schultern zu zucken. «Ich...keine Ahnung, Holly. Ich wollte nie das Raiden Damien kennenlernt und doch ist es nun passiert. Ich bin ohne Vater aufgewachsen und auch wenn ich deinen Bruder nicht gerade als Vatermaterial ansehe, so will ich nicht das der Kleine das gleiche Schicksal teilt wie ich.», murmelte ich und hoffte dabei, dass sie meine Antwort irgendwie nachvollziehen konnte. Nach wie vor haderte ich mit mir und doch hatten mich die Blicke von Damien und auch von Raiden überzeugt, dass es vorerst das Beste war hierzubleiben. Mein kleiner Junge hatte während er sein Eis verschlungen hatte und nachdem mein Gefährte und ich zu ihnen gegangen waren, seinen Blick kaum von Damien abwenden können und dieser hatte ebenfalls seinen Sohn kein einziges Mal aus den Augen gelassen. Bei Damien hatte ich wieder diese Sehnsucht erkennen können und auch Raiden schien instinktiv zu wissen, dass dieser Mann eine größere Bedeutung in seinem Leben hatte.

Zu meinem unfassbaren Glück hatte er vorhin nicht nachgefragt wer Damien genau war, denn ich wusste wirklich nicht ob es eine gute Idee wäre so kurz nach der Entführung eine solche Bombe platzen zu lassen. «Ja, das kann ich irgendwie verstehen. Ich werde Mexiko vermissen, auch wenn die letzten Tage dort nicht gerade prickelnd waren.», murrte Holly mit gerümpfter Nase und riss mich so aus diesen Gedankengängen, wobei sie nun wieder meine vollste Aufmerksamkeit hatte. «Ich weiß das dir das Leben in Mexiko gefallen hat, auch wenn ich dir jeden Tag angesehen habe, wie sehr du Damien und vor allem Blake vermisst. Ich will nur nicht das du dich gezwungen fühlst meinetwegen hier bleiben zu müssen, Holly.» Das wollte ich wirklich nicht, denn meinetwegen hatte sie so vieles aufgegeben und ich würde es hassen, dass sie es nun schon wieder tat. «Wie du sagtest, ich habe Damien und Blake vermisst und in Mexiko gibt es ohnehin nichts was mich hält. Ich habe es gehasst von den beiden getrennt zu sein und doch würde ich es immer wieder tun, um für dich da sein zu können.», lächelte sie beschwichtigend.

Broken LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt