05 | The Princess Dance

508 38 2
                                    

Damien's Sicht


Ich gefror förmlich in meiner Bewegung und dachte mich verhört zu haben. Rogues waren hier und das direkt im Territorium des Königsrudels? Es erschien mir wie ein schlechter Scherz, weil jeder verdammte Wolf wusste was ich mit ihnen anstellen würde, sollten sie es wagen diesen Weg für sich zu wählen. Rogues waren ausgestoßene Werwölfe die in keinem meiner Rudel lebten, weil sie für sich beschlossen hatten, ihren animalischen Trieben zu erliegen und keinerlei Menschlichkeit mehr besaßen. Manche von ihnen konnten den Drang kontrollieren wenn sie aus einem Rudel austraten, so wie Holly, welche sich für diesen Weg entschieden hatte indem sie mich verlassen hatte. Ihr würde ich ohnehin niemals Leid zufügen, egal was passieren würde und doch duldete ich es nicht das vor meinen Augen meine Männer abgeschlachtet wurden, weil Wölfe sich dazu entschieden hatten gegen mich zu rebellieren. Denn ich sah es als Rebellion an, wenn man seinen Trieben erlag und nichts anderes mehr als Blutdurst verspürte. Unweigerlich schweiften meine Gedanken in die Vergangenheit ab und ich konnte nicht verhindern, dass sich mein Körper dabei vollkommen verkrampfte.


Mit einem seichten Grinsen sah ich zu meiner kleinen Schwester, wobei ihre Euphorie von vorhin nun vollkommen verschwunden war. Stattdessen zeichnete sich Angst in ihrem Gesicht ab und doch war diese unnötig, weil ich niemals zulassen würde das ihr etwas passierte. «Wir sollten nicht hier sein, Damien. Vater wird uns köpfen wenn er es herausfindet und Mutter wird einen Herzanfall bekommen.», flüsterte sie mir leise zu und sah sich dabei ängstlich um, was mein Grinsen lediglich verstärkte. Vermutlich machte mich dies zu einem Arsch und doch konnte ich mein Amüsement über sie und ihre Reaktion nicht verbergen. Holly war alles andere als ein ängstliches Kind und das sie nun diese Gefühle in diesem Ausmaß zeigte, erheiterte mich definitiv. «Die beiden werden nichts mitbekommen, sofern du ihnen nicht erzählst das wir hier waren.», entgegnete ich meiner Schwester und zwinkerte ihr dabei zu. Wir hatten abgemacht das das hier unser Geheimnis bleiben würde, denn würden unsere Eltern davon erfahren, wären sie alles andere als begeistert. Es war uns verboten aus Spaß in diese Wälder zu kommen und doch waren wir hier, weil wir herkommen wollten.

Mir konnte man ohnehin keine Vorschriften machen was ich tun und lassen konnte, immerhin lebte ich seit knapp vierhundert Jahren und hatte genug Erfahrung wie ich im Ernstfall agieren musste, wobei dieser Ernstfall ohnehin nicht eintreten würde. Es gab keine Kriege und nichts, weil wir in einer Zeit des Friedens lebten. «Die Geschichten sagen, dass hier viel böses Blut lebt. Rogues, die nach unserem Leben trachten, weil wir Königsblut in unseren Adern tragen.», murmelte Holly sichtlich ängstlich und drückte sich dabei dichter an mich heran, wobei ich über ihre Worte lediglich die Augen verdrehen konnte. Dennoch legte ich beschwichtigend einen Arm um ihre Schultern und sah sie eindringlich an, um sie davon zu überzeugen, dass diese Geschichten eben nur solche waren. «Es sind bloß Geschichten, Holly. Vater hat sie dir erzählt um dir Angst zu machen, aber die Wahrheit ist, dass solche Wesen nicht existieren. Nun, sie existieren schon, aber sie sind nicht annähernd so gefährlich wie sie immer beschrieben werden.», erklärte ich ihr gelassen, um meine Geste so zu unterstreichen.

Ich selbst hatte bereits den einen oder anderen Rogue gesehen, hatte gegen diese gekämpft und auch wenn sie ekelhafte Biester waren, so waren sie nichts mit dem ich nicht umgehen konnte. Sie wurden als blutrünstige Ausgeburten der Hölle beschrieben die keinerlei Gefühle mehr in sich trugen und auch wenn dies einem gewissen Grad der Wahrheit entsprach, so waren die die ich kannte, mir in keinster Weise überlegen gewesen. «Ich habe Angst.», wisperte sie nun leiser als zuvor und dies veranlasste mich dazu in die Hocke zu gehen, um so auf Augenhöhe mit ihr zu sein. In einer sanften Geste schnappte ich mir ihre kleinen und zarten Hände, drückte diese mit einem sachten Druck und warf ihr ein breites Lächeln zu, welches zaghaft erwidert wurde. «Die brauchst du nicht zu haben, immerhin bin ich bei dir und du weißt doch, dass ich dich mit meinem Leben beschützen würde.» Im Grunde genommen würde ich alles für sie tun, denn sie war das Wichtigste in meinem Leben und so würde es für immer sein. Mit meinem Alter eine zehnjährige Schwester zu haben war merkwürdig und doch war in unserer Welt alles möglich und ich hatte von Anfang an geschworen, sie immer und vor allen Gefahren zu beschützen.

Broken LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt