40 | Tell Me It's A Nightmare

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Damien's Sicht


Wie ein verdammter Irrer lief ich Sekunden später durch den Wald, um zu dem vereinbarten Treffpunkt mit Livia zu kommen. Zweimal die Woche erlaubte ich es uns beiden in unserer Werwolfsform zu toben, was in gewisser Weise einem Date gleichkam. Ich wusste nicht wirklich wie es dazu gekommen war und doch mochte ich diese Zeiten, in denen meine Gefährtin gänzlich mir alleine gehörte. Über den Mindlink hatte ich die letzten paar Minuten über versucht Kontakt mit ihr aufzunehmen und doch kam keine Antwort von ihr, was mir versicherte, dass ich tief in der Scheiße steckte. Ich wusste wie sehr sie unsere gemeinsamen Auszeiten mochte und das ich sie ohne ein Wort zu sagen versetzt hatte, schien die Wut in ihr in den Vordergrund gerückt zu haben. Hatte ich jemals gewollt, dass eine Frau es schaffte das ich mich schlecht fühlte? Keinesfalls und doch löste meine Gefährtin dieses Gefühl ständig in mir aus. Ich war niemand, der über irgendetwas ein schlechtes Gewissen hegte und doch plage mich diese Emotion nun, da ich nicht vorgehabt hatte, ihr in den Rücken zu fallen.

Ich wusste durchaus wie wichtig diese Dates für meine Frau waren und gewissermaßen waren diese es auch für mich, weil wir im Moment kaum Zeit für uns fanden. Ich verließ früh morgens das Anwesen, kam lediglich mittags für ein, zwei Stunden zurück um mit Raiden etwas herumzualbern, nur um spät nachts für wenige Stunden Schlaf endgültig zurückzukommen. Livia schlief dabei meistens bereits und ich war kein Arschloch um sie zu wecken, damit wir noch etwas Action haben konnten. Früher hätte ich mit Sicherheit anders gehandelt, doch dieses Früher existierte nicht mehr, weil es keinen Vertrag mehr zwischen uns gab. Trotz meiner kaum vorhandenen Zeit für sie nahm sie es wie eine wahre Königin auf und zeigte nie ihren Missmut darüber, was ich durchaus zu schätzen wusste. Noch vor Wochen hatte ich ihr gesagt, dass sie sich keine romantischen Gesten von mir zu erwarten brauchte und doch glichen diese Läufe in den Wäldern exakt diesen, was sich komplett mit meinem Wesen widersprach. Doch tief in meinem Inneren wollte ich Livia mit allem was ich hatte zufrieden stellen und ich ahnte das ich mich deshalb so ins Zeug legte, um sie eben glücklich zu machen.

Den Kopf darüber schüttelnd fokussierte ich mich auf das wesentliche und dies lag direkt vor mir, keine zwei Kilometer mehr von mir entfernt. Ein Blutgeruch, welcher schwer in der Luft lag, ließ mich für einen kurzen Moment innehalten, ehe mein Wolf lauthals knurrte und in panischer Geschwindigkeit die letzten Meter zu der Blutquelle überbrückte. Rasend vor Wut und Angst sahen wir uns um, denn dieser Geruch kam unverkennbar von unserer Gefährtin, wobei von dieser nichts zu sehen war. Auch das Blut von anderen Wölfen war auszumachen und doch überwog der meiner Frau, was es mir unmöglich machte mich auf die nähere Umgebung zu konzentrieren. Dennoch versuchte ich es mit aller Macht um in keinen Hinterhalt zu geraten und wem auch immer die Chance zu geben mich anzugreifen. Je länger ich mich konzentrierte, desto sicherer wurde ich mir das niemand hier war und so lauschte ich um den einzigen Herzschlag auszumachen, der mich wirklich interessierte. Die Fährte dessen trieb mich knapp sechshundert Meter nach rechts, nahe dem Fluss, in welchem Raiden vor knapp zwei Wochen bei seiner ersten Verwandlung beinahe ertrunken wäre.

Kaum dort angekommen, tobte das Tier in mir von neuem los und ein glutealer Laut kam aus meiner Kehle, der pure Verzweiflung und Hass widerspiegelte. Livia lag mehr oder weniger im Fluss, ihr Wolfskörper wurde lediglich durch einen größeren Felsen aufgehalten um nicht von der Strömung mitgerissen zu werden und das sonst so schneeweiße Fell war von Blut besudelt. Eine Angst, wie ich sie noch nie zuvor in meinem Leben verspürt hatte, kroch in mir hoch und es war unmöglich diese von mir abzuschütteln und dennoch musste ich es, um meine Gefährtin vom schlimmsten zu bewahren. Ohne weiter darüber nachzudenken hechtete ich selbst in die Fluten, zwang den Wolf in mir halb zum Rückzug, sodass ich sie in halbverwandelter Gestalt packen konnte. Ekelhafte Galle stieg bei diesem Anblick in mir hoch, denn nach wie vor floss Blut aus den unverkennbaren Wunden, die Werwolfbisse nach sich zogen. Einer dieser Bisse war knapp an ihrer Kehle und hätte man sie direkt dort erwischt, würde nun wohl kaum noch ihr Herz schlagen.

Broken LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt