Livia's Sicht
Mit angezogenen Beinen saß ich auf der wirklich gemütlichen Couch in Tammy's Wohnzimmer und nippte an meinem Weinglas, welches sie mir vor wenigen Minuten stillschweigend in die Hand gedrückt hatte. Vor einer knappen Stunde waren wir bei ihr angekommen, die Wiedersehensfreude hatte sich ihrerseits in Grenzen gehalten und doch merkte man nun kaum noch etwas davon. Begierig hatte sie unseren Erzählungen gelauscht, denn Holly und ich hatten ihr kaum die Chance gelassen wütend auf uns zu sein und hatten ihr alles erklärt, was seit unserem Verschwinden vorgefallen war. Ich ahnte das wir sie mit diesen ganzen Informationen maßlos überforderten und doch musste es sein, damit sie die Hintergründe unseres plötzlichen Verschwindens verstand. Nichts lag mir ferner als sie noch weiter zu verletzen und da sowohl Holly als auch ich ihr bedingungslos vertrauten, zögerten wir nicht ihr die vollste Wahrheit über alles zu erzählen. «Oh man, ihr wollt mich doch beide veräppeln, nicht wahr?», hakte sie mit großen Augen nach und synchron schüttelten wir unsere Köpfe, was ihr ein aufstöhnen entlockte.
«Ich werde definitiv mehr Drinks brauchen, um diesen Abend zu überstehen.», murmelte sie und hob die Weinflasche gegen ihre Lippen, um direkt daraus ein paar Schlucke zu nehmen. Das Ding war ohnehin beinahe leer und so machte ich mir keine Sorgen, dass sie zu viel davon auf einmal trank. Wäre es so, würde es vermutlich nicht ins Gewicht fallen, da sie dank ihrer Werwolf-DNA genug Resistenz gegen Alkohol hatte und doch machte ich mir Sorgen. «Unser König will dich also zurückhaben und du hast zugestimmt vorerst bei ihm zu bleiben?» Fragend sah sie mich an und seufzend nickte ich ihr zu. Ich rang mit den richtigen Worten und es brauchte einige Sekunden, bis ich mir diese zusammengelegt hatte. «Für Raiden, weil er eine intakte Familie verdient. Es hat lange gebraucht um das zu verstehen und somit will ich es für ihn versuchen.», murmelte ich ihr schlussendlich zu und exte nun selbst mein Glas in einem Zug. Für Raiden wollte ich es versuchen und vielleicht auch für mich selbst, weil ich mich immer mehr danach sehnte eine intakte Familie aufzubauen.
Ich selbst hatte lange geglaubt eine zu haben, nur um eines Besseren belehrt zu werden. Für meine Mutter war ich nur ein Mittel zum Zweck gewesen, denn sie hatte mich verkaufen wollen und im Grunde genommen hatte sie mich nur als Abschaum gesehen. Deshalb wollte ich versuchen es für mein Kind besser zu machen und auch wenn ich mich die letzten Jahre dagegen gesträubt hatte, so wollte ich ihm nun eine Familie bieten, die eben auch seinen Vater beinhaltete. Noch immer war ich davon überzeugt das ich es bereuen würde und doch konnte ich so wenigstens sagen, es versucht zu haben. «Tja, das heißt wohl das es ausgesprochen langweilig ohne dich im Diner werden wird.», seufzte Tammy, welche mich nun mit großen Augen besah. «Du könntest doch einfach mit uns kommen, oder nicht? Du hast selbst gesagt das es hier nichts gibt was dich hält, also warum zögerst du?», schoss es förmlich aus mir, wobei ich sie nun meinerseits hoffnungsvoll ansah. Sie hatte vor längerem selbst gesagt, dass es hier in Mexiko eigentlich nichts gab was sie hielt, denn Eltern und eine Familie hatte sie hier nicht, weil sie diese schon vor langer Zeit verloren hatte.
«So leicht ist das nicht, Liv und das weißt du. Ich kann das Rudel nicht einfach so ohne einen bestimmten Grund verlassen, denn das würde mich zu einer Ausgestoßenen machen und das ist wahrlich das letzte was ich will.» Gequält wurde ich angesehen und ich verstand durchaus, dass sie das nicht wollte. Damien duldete keine Rogues und bei mir und Holly hatte er nur deshalb hinweggesehen, weil sie seine Schwester war und ich seine Gefährtin. «Und wenn der Alphakönig befehlen würde, dass du Teil des Königsrudels wirst?», gab ich vorsichtig von mir und sah zu meiner besten Freundin, welche ein breites Grinsen in ihrem Gesicht trug. Dies erleichterte mich, denn sie wusste wahrlich besser über solche Angelegenheiten Bescheid als ich selbst und so wusste ich beinahe sofort, dass meine Worte durchaus Anklang bei ihr fanden. «Klingt nach einem guten Plan, denn Damien würde dir im Moment keinen einzigen Wunsch abschlagen und mir ebenso wenig. Wir üben einfach etwas Druck auf ihn aus und schon steht einem Rudelwechsel nichts mehr im Wege.», kam es voller Euphorie von ihr und so sahen wir nun Tammy beide erwartungsvoll an.
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Broken Luna
WerewolfTeil 2 der Frozen Kingdom-Reihe: Durch Spielschulden ihres Vaters wurde Livia Westbrook einst vor so vielen Jahren ohne zu zögern verkauft. Was sie niemals ahnen konnte war, dass es sich bei dem Käufer um den grausamen und skrupellosen Alphakönig Da...