Livia's Sicht
Montag, 22. Mai 2023
Träge und absolut lustlos saß ich auf dem Fenstersims im Schlafzimmer und sah dem tosenden Regen dabei zu, wie er auf die Erde prasselte. Das trostlose Wetter draußen passte perfekt zu meiner Stimmung und zu sämtlichen Gefühlen, die in mir schwappten und dies stellte ich auch offenkundig zur Schau. Mein Kopf fühlte sich wie leergefegt an und im Moment war es mir unmöglich mich auf irgendetwas zu fokussieren. Ich schaffte es nicht einmal mich Raiden zu nähern und so war ich unsagbar dankbar, dass Holly einmal mehr den Job des Babysitters übernommen hatte. Ich fühlte mich schlecht nicht für meinen Sohn da sein zu können, doch ich fühlte mich einfach nicht in der Lage mit ihm etwas zu unternehmen, ohne in einen Heulanfall zu fallen. Das Gefühl einfach ständig in Tränen ausbrechen zu müssen hatte mich fest im Griff und ich vermutete, dass es noch einige Zeit so gehen würde. «Ich, Livia Kingston, gebe dich, Damien Kingston frei und verzichte auf meinen Anspruch als deine Seelengefährtin.» Diese Worte lagen mir schwer im Magen, ständig wiederholte ich sie gedanklich und doch würde ich sie nicht mehr zurücknehmen können.
Es fühlte sich so falsch an das Wissen zu haben, dass Damien und ich nicht länger aneinander gebunden waren. Vor Jahren war dies alles gewesen was ich gewollt hätte und auch noch vor Wochen wäre es mir lieber gewesen, wenn wir keine Seelengefährten wären. Jetzt wo es soweit war, zerbrach es mich innerlich, weil es einfach nicht richtig war. Damien und ich gehörten zusammen und doch hatten wir das Seelenband zwischen uns gekappt, auch wenn es einen durchaus triftigen Grund dafür gegeben hatte. Die Symptome meiner Hitze waren längst gebrochen und somit dürfte auch seine eigene Brunst Geschichte sein, was es ihm ermöglichen würde den Krieg mit Leichtigkeit zu gewinnen. Es musste so sein, denn ich wollte nicht grundlos unsere Seelenbindung zerstört haben, nur damit er doch noch verlor. «Du musst etwas Essen, Sonnenschein.», riss mich Blake's Stimme irgendwann aus meinen wirren Gedankengängen und seufzend ließ ich meinen Blick über seine durchaus sorgenvolle Miene wandern, ehe ich meinen Kopf schüttelte und ihn mahnend ansah.
«Ich habe keinen Hunger und außerdem will ich einfach nur meine Ruhe haben.», stieß ich hervor und hoffte, dass er meinen Worten endlich nachkam. Schon seit gestern versuchte ich den Beta des Rudels loszuwerden und doch war er eine lästige Klette, die einfach nicht von mir ablassen wollte. «Verschwinde also, Blake.», setzte ich deshalb etwas schroffer nach und erdolchte ihn förmlich mit meinen Blicken, was jedoch nicht das geringste brachte. Unbekümmert grinste er mich an, schüttelte dabei seinen Kopf und deutete dabei auf das Tablett mit den Sandwiches, welche auf dem kleinen Beistelltisch standen. Ich hatte gestern nichts gegessen, heute ebenfalls nicht und das obwohl der Abend längst hereingebrochen war. Doch mein Appetit war praktisch nicht vorhanden und ich nahm nicht an, dass er so schnell wieder zurückkommen würde, nur schien dies der Mann vor mir nicht einsehen zu wollen. «Ich werde nicht gehen solange du nichts gegessen hast, also stell dich darauf ein, dass du meine Anwesenheit noch länger genießen darfst.»
Er verstand tatsächlich nicht das ich einfach alleine sein wollte und auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, so konnte ich es irgendwie nachvollziehen. Blake machte sich lediglich Sorgen um mich, wenngleich diese unbegründet waren, da ich mir mit Sicherheit nichts antun würde. «Richtig, ich bin keine Luna mehr und folgedessen musst du nicht mehr auf mich hören.», murmelte ich bitter und versuchte ihn mit dieser Karte loszuwerden, welche im Prinzip die reinste Wahrheit aussprach. Mit der Zerstörung des Seelenbandes war mein Rang als Luna nichtig und somit war ich ein niemand. Meine innere Wölfin jaulte aufgrund meiner Gedanken auf und es war das erste Mal, dass ich sie seitdem überhaupt spürte. Sie war wütend auf mich, weil ich unseren Gefährten verschmäht hatte, auch wenn sie die Gründe dafür wusste und doch schien sie mir vorzuwerfen, dass ich eine andere Lösung hätte finden müssen. «Du bist nach wie vor meine Luna und Königin, Livia und daran wird sich niemals etwas ändern. Damien und du habt die Möglichkeit das Band noch einmal zu vollziehen und die Mondgöttin wird es euch gestatten.», knurrte Blake und starrte mich dabei eindringlich an.
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Broken Luna
WerewolfTeil 2 der Frozen Kingdom-Reihe: Durch Spielschulden ihres Vaters wurde Livia Westbrook einst vor so vielen Jahren ohne zu zögern verkauft. Was sie niemals ahnen konnte war, dass es sich bei dem Käufer um den grausamen und skrupellosen Alphakönig Da...