Livia's Sicht
Donnerstag, 13. April 2023
Einen letzten Blick auf Raiden werfend schloss ich seine Zimmertür mit einem leisen Klicken und schlich nach unten, nur um durch die offene Terrassentür nach draußen zu huschen. Es war weit nach Mitternacht und doch war ich absolut ruhelos und an Schlaf war kaum zu denken. Es war bereits die dritte Nacht in Folge und dieses Mal wollte ich nicht einfach in meinem Bett liegen bleiben um darauf zu hoffen, dass mich der Schlaf doch noch irgendwann einholen würde. Ein Unwetter lag in der Luft und auch wenn im Moment noch alles ruhig war, so bezweifelte ich das es noch lange so bleiben würde. Gerade deshalb wollte ich die Chance für einen nächtlichen Spaziergang jetzt nutzen und hatte mich zuvor versichert, dass Raiden tief und fest schlief. Doch das tat er seit Tagen, vor allem seit er in seinem neuen Zimmer hier schlafen durfte, welches es ihm durchaus angetan hatte. Es war schwer ihn davon zu überzeugen diesen Raum überhaupt zu verlassen, weil es so viele Dinge für ihn zu entdecken gab. Es freute mich wirklich das ihm seine Räumlichkeit so gut gefiel, denn das war alles was ich gewollt hatte.
Doch so stand auch fest, dass es kein leichtes Unterfangen sein würde mit ihm einfach so zu gehen. Damien und er hatten sich in den letzten Tagen sehr angenähert und auch wenn ich die Veränderung an meinem Gefährten mochte und dies kaum abstreiten konnte, so missfiel es mir irgendwie, dass sie sich nach nicht einmal einer Woche so unglaublich nahestanden. Raiden war zu einem Papakind mutiert und auch wenn er nach wie vor meine Nähe suchte, so war es unverkennbar das er von Damien kaum abrücken wollte. Insgeheim verstand ich es, denn er hatte beinahe drei Jahre seines Lebens ohne seinen Vater verbracht und diesen nun bei ihm zu wissen war vermutlich alles, was er sich gewünscht hatte. Den Kopf darüber schüttelnd versuchte ich von diesen Gedanken loszukommen und lief auf leisen Sohlen gänzlich in den Gartenbereich, wobei ich die frische Luft mit einem tiefen Atemzug inhalierte. Blitze erleuchteten den pechschwarzen Nachthimmel über mir und doch war ich nicht gewillt wieder ins Innere zu gehen, weil ich mich nach der Natur und ihrer Freiheit sehnte.
Es war nicht so das ich hier eingesperrt war, denn so lief es bei weitem nicht. Ich hatte meine Freiheiten und konnte tun und lassen was ich wollte und das würde ich mir niemals nehmen lassen. Ich war mehr oder weniger freiwillig hier, weil es im Moment unmöglich erschien einfach zu gehen. Ich wollte Raiden nicht von hier fortreißen, da sich der Kleine mittlerweile gut eingelebt hatte und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, so wollte ich auch selbst nicht unbedingt weg. Ob ich es nun zugeben wollte oder nicht, aber ich hatte New Orleans in gewisser Hinsicht vermisst und hatte mich in Mexiko nie so Zuhause gefühlt wie hier. Es lag gewiss nicht an Damien's Anwesenheit, sondern viel mehr daran, dass ich hier erstmals so etwas wie Freiheit verspürt hatte. Freiheit, die mir mein Mann gegeben hatte, wenngleich es wohl in gewisser Hinsicht ein falsches Spiel von ihm gewesen war. Doch das lag in der Vergangenheit, denn ich musste zugeben das ich nicht zulassen durfte mich weiterhin in dieser zu bewegen, nicht wenn ich für Raiden ausreichend da sein wollte.
Ich hatte Damien noch lange nicht verziehen was er getan hatte und doch war meine Wut und mein Hass auf ihn auf ein Minimum geschrumpft, sodass ich zumindest in Betracht zog mir hier ein Leben mit Raiden aufbauen zu wollen. Zwischen meinem Gefährten und mir war in den letzten Tagen nichts passiert und dies war auch gut so, weil ich mich gewiss nicht von ihm einwickeln lassen wollte. Nachdem er Raiden vor einigen Tagen das erste Mal gebadet hatte, war es mehr oder weniger erneut zwischen uns eskaliert und seitdem ging ich ihm so gut es ging aus dem Weg, um nicht wieder einen Streit, oder was auch immer zu provozieren. Es zerrte an meinen Nerven, weil es ein ewiges auf und ab zwischen uns war und doch wollte ich nicht flüchten, sondern sehen was passieren würde. Würde es Raiden nicht geben, so wäre ich schon längst weg und doch wollte ich für meinen Jungen zumindest versuchen eine Zukunft zu ermöglichen, die er mehr als nur verdient hatte. «Du solltest nachts nicht alleine hier herumlaufen, Livia.», schreckte mich eine Stimme urplötzlich auf und ruckartig schoss mein Kopf in die Richtung, aus welcher ich sie vernommen hatte.
DU LIEST GERADE
Broken Luna
WerewolfTeil 2 der Frozen Kingdom-Reihe: Durch Spielschulden ihres Vaters wurde Livia Westbrook einst vor so vielen Jahren ohne zu zögern verkauft. Was sie niemals ahnen konnte war, dass es sich bei dem Käufer um den grausamen und skrupellosen Alphakönig Da...