Livia's Sicht
Montag, 10. April 2023
Hektisch lief ich die Treppen nach unten und hasste mich im selben Atemzug dafür, dass ich Raiden alleine in diesem Zimmer in einem für ihn völlig fremden Haus gelassen hatte. Vor wenigen Sekunden hatte mein Herz gestockt als ich festgestellt hatte, dass er nicht länger in seinem Bett lag und das im Grunde genommen keine Spur von ihm zu sehen war. Im Normalfall schlief er bis acht Uhr morgens und nun war es halb acht und ich wollte einfach nur nach ihm sehen, wobei mich dieser Zug meinerseits nun in Panik brachte. Die Nacht war ruhig verlaufen, ich hatte mehrmals nach ihm gesehen und kein einziges Mal hatte ich etwas beunruhigendes feststellen können. Er hatte absolut friedlich in diesem für ihn viel zu großen Bett geschlafen, sein Körper war umzingelt von Kissen gewesen damit er nicht auf den Boden fallen konnte wenn er sich drehte und doch war er nun weg und praktisch unauffindbar. Meine Hoffnung lag darin, dass er einfach wach geworden und in die Küche gelaufen war, was sich schlussendlich auch bewahrheitete.
In seinem Pyjama, welchen Holly unter anderem eingepackt hatte, saß er auf einem der Barhocker und winkte mir dabei vergnügt zu, was mich erleichtert nach Luft schnappen ließ. Verdammt, irgendwann würde ich seinetwegen noch einen Herzinfarkt bekommen, dessen war ich mir sicher. «Mommy, schau. Eier und Sch...Sch...Scheck.», krähte er vergnügt und versuchte dabei ein Stück davon auf seine Gabel zu spießen, was ihm jedoch erst nach dem dritten Anlauf gelang. «Eier und Speck? Klingt nach einer guten ersten Mahlzeit, wenn du mich fragst.», erwiderte ich und überbrückte die restliche Distanz zwischen uns, nur um ihm einen Kuss auf seinen Haarschopf zu geben. Sein kindlicher und einzigartiger Geruch beruhigte mich sofort noch mehr und so erlosch nach und nach das Adrenalin in mir, welches ich zuvor verspürt hatte. Auch meine Wölfin wurde mit einem Schlag ruhiger, weil sie ebenso wie ich völlig unruhig gewesen war und Panik geschoben hatte. Dies erleichterte mich, denn es zeigte mir, dass nicht alles zwischen uns verloren war und wir hin und wieder einer Meinung sein konnten.
«Hast du gut geschlafen, mein Schatz?», fragte ich Raiden und strich ihm dabei sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihn mit Sicherheit störte. Seine Haare mussten ohnehin dringend geschnitten werden und so machte ich mir gedanklich eine Notiz, dies heute noch zu tun. «Ja.», murmelte er und schob sich seine volle Gabel in den Mund, um begeistert auf seinem Frühstück herum zu kauen. Seufzend ließ ich mich schlussendlich neben ihn fallen und schenkte Dorothea ein dankbares Lächeln, als sie mir zwinkernd eine große Tasse Kaffee reichte und zwei Sekunden darauf einen prall gefüllten Frühstücksteller. «Ich habe für dich ebenfalls Eier mit Speck gemacht, Liebes.» Das war kaum zu übersehen und verlegen schenkte ich ihr ein weiteres Lächeln, als mein Magen lauthals zu knurren begann. Solche üppigen Mahlzeiten war ich einfach nicht mehr gewohnt und doch hatte ich seid ich hier war immer alles bis auf den letzten Krümel gegessen. Die Haushälterin hatte mir erklärt, dass es an meinem inneren Tier lag, da dieses ebenso Nährstoffe brauchte und mir ein größeres Hungergefühl bescherte.
Ich hatte es einfach so hingenommen, denn von Holly wusste ich, dass sich damit der Stoffwechsel änderte und man so viel essen konnte wie man wollte, ohne wirklich viel zuzunehmen. Nun, ich konnte durchaus einige Kilos mehr vertragen, denn meine knöchrige Gestalt noch länger ansehen zu müssen war nichts, was ich unbedingt wollte. «Danke, Dorothea. Ich hoffe, der Kleine hier hat dich nicht überfallen.», raunte ich ihr leise zu und hoffte, das dem nicht so war. Ich wusste welcher Wirbelwind Raiden sein konnte und ich nahm an, dass er sofort hierher gekommen war, als er wach geworden war. Zwar hatte ich ihm gestern gesagt das ich bloß eine Tür weiter schlief, doch vermutlich hatte er dies in seiner kindlichen Neugierde komplett vergessen. «Das hat er nicht, keine Sorge. Immerhin konnte ich diesen süßen Kerl hier noch gestern kennenlernen, als er zusammen mit Holly eine riesen Portion Eis verspeist hat.», kicherte sie vergnügt und schenkte mir dabei ein schelmisches Lächeln, welches mich ebenfalls zum kichern brachte. «Daran wirst du dich gewöhnen müssen, denn die beiden lieben es Eis gemeinsam zu schlemmen.», lachte ich befreit los, als ich mir dieser Tatsache einmal mehr bewusst wurde.
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Broken Luna
WerewolfTeil 2 der Frozen Kingdom-Reihe: Durch Spielschulden ihres Vaters wurde Livia Westbrook einst vor so vielen Jahren ohne zu zögern verkauft. Was sie niemals ahnen konnte war, dass es sich bei dem Käufer um den grausamen und skrupellosen Alphakönig Da...