Kapitel 3

700 44 13
                                    



( L o u i s a )

Es war fünf Uhr morgens, als ich von einem dumpfen Geräusch aus dem Schlaf gerissen wurde. Eric war nach Hause gekommen und sein Lärmpegel deutete auf eins hin - Er war betrunken.

Mein Magen zog sich zusammen, als ich meine Augen öffnete und sah, wie sich das Licht aus dem Flur durch den Spalt unter der Schlafzimmertür kämpfte.

Seine Schicht hätte wesentlich früher enden sollen, besonders weil er zwei Stunden eher angefangen hatte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus, gemeinsam mit unschönen Gedanken, die ich früher niemals hatte. Ich war keine eifersüchtige Person, hatte Eric immer vertraut, wenn er in unserer Schulzeit mit seinen Freunden unterwegs gewesen war. Sein Kontrollwahn färbte leider auf mich ab.

Ich stieg aus dem Bett, öffnete die Tür und sah, wie er mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte. Ein Schuh lag ausgezogen einige Zentimeter von ihm entfernt, der andere befand sich noch an seinem Fuß.

Als er mich bemerkte, drehte er seinen Kopf in meine Richtung. Seine roten, glasigen Augen bohrten sich aggressiv in meine Haut. Manchmal wünschte ich mir, seine Wut käme von etwas anderem und er würde sie bloß auf mich projizieren. Doch sie war nur für mich gedacht. Ein kalter Schauer durchzog meinen Körper und ich schlang meine Arme um mich selbst.

"Wo warst du so lange?", meine Stimme war heiser und verschlafen, doch wenigstens hörte man dadurch meine Nervosität nicht heraus.

Eric antwortete nicht, zog seinen anderen Schuh aus, nahm seine Uhr ab und lief an mir vorbei. Er warf sein Shirt und seine Hose in den Wäschekorb und holte sich ein frisches Shirt aus unserem Schrank. Ganz so, als wäre ich nicht da.

"Eric", erinnerte ich ihn an meine Präsenz, was ich sofort wieder bereute, als er seine Augenbrauen zusammenzog und wütend auf mich herabblickte.

"Ich komme von der Arbeit, die uns beiden diese beschissene Wohnung finanziert und du fängst sofort Streit an. Klasse Louisa, du bist wirklich die größte Bitch von allen", seine Hand drückte das Shirt in seiner Hand fest zusammen.

In meinen Ohren hörte ich das Pochen meines Herzens. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, ignorierte seine beleidigenden Worte. "Mit wem warst du unterwegs?", fragte ich, war es so offensichtlich, dass er nicht nur gearbeitet hatte.

"Ich war nach meiner Schicht noch länger in der Bar und noch ein Bier mit meinen Kollegen getrunken. Bist du jetzt zufrieden?"

Ohne ein weiteres Wort lief er an mir vorbei und sperrte sich im Bad ein. Erst als ich das Wasser in der Dusche hörte, atmete ich auf. Meine Wangen waren bereits überströmt mit heißen Tränen. Eigentlich dachte ich, es wären keine mehr übrig, hatte ich am Abend zuvor noch eine Weile im Flur gesessen und mich selbst bemitleidet.

Mit jeder Sekunde die verging, sackten seine Worte tiefer in meinen Verstand ein, vernebelten ihn mit Zweifeln. War ich wirklich undankbar?

Eric hatte nie vor nach Barcelona zu ziehen. Er war glücklich in unserer Heimat, umgeben von seinen Freunden, seiner Fußballmannschaft und seiner Familie. Ich hingegen wollte immer raus und die Welt entdecken. So jung, wie wir waren, hatten wir unsere gravierenden Unterschiede nicht gesehen, vollkommen ignoriert wie zwei Personen das Weite und die Nähe nicht vereinen konnten.

Gemeinsam mit seinem besten Freund hatte er sich an der nächst gelegenen Universität beworben, doch er wurde abgelehnt. Bis heute kann sich keiner von uns erklären, warum, schließlich stimmte sein Notendurchschnitt mit dem angeforderten überein.

Eric hatte keinen Plan B und es war das erste Mal in seinem Leben, dass etwas nicht reibungslos lief.

Bevor sein Entschluss mit mir zu kommen feststand, hatte ich große Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden. Eine junge Frau, die nichts in den Händen hat, außer ihren Schulabschluss und Geld, das gerade eben für die Kaution reichte. Keine Unterstützung von meinen Eltern, nichts was mich in irgendeiner Form absichern könnte.

Secrets of Barcelona l Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt