Kapitel 13

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( S a i n t )

Die Lage in New York spitzte sich zu. Silas und Matheo arbeiteten weiter daran, die Verhandlungen so friedlich und gesittet wie möglich zu halten, doch wie sich herausstellte, waren ihre Geschäftspartner auf so viel mehr aus, als ihnen zustehen würde. Ihm wurde mulmig bei dem Gedanken, Silas könnte sich darauf einlassen und ihre neu gegründeten Unternehmen in die Verhandlungen mit reinziehen. Auch, wenn er wusste, wie wichtig es Saint war, dass das nicht geschah, es gab immer Situationen, die niemand vorhersehen konnte. Wenn Saint es nicht besser wüsste, würde er denken, Juri zog noch immer ein paar Strippen und beeinflusste das Spiel.

Doch das konnte der alte, verbitterte Mann nicht, hatte er vor über einem Jahr einen so schlimmen Herzinfarkt gehabt, dass er im Rollstuhl saß und kaum mehr sprechen konnte. Sein Geist war irgendwo tief drinnen gefangen. Die Ironie dahinter befriedigte Saint zutiefst - Juris eigener Körper war ein Gefängnis, welches angemessen war.

Das kam davon, dass dieser Wichser immer nur Vodka getrunken und scheiße gefressen hatte.

Saint hatte in den vergangenen Tagen ein paar alte Bekannte kontaktiert. Sie waren Silas noch etwas schuldig und glücklicherweise waren sie mehr als bereit, ihm zu helfen, hatte er damals auch sie von Juris Tyrannei befreit. Gemeinsam arbeiteten sie daran, die Geschäftspartner zurückzudrängen, ihnen eine Vorstellung davon zu geben, was passieren könnte, sollten sie die Verhandlungen weiterhin so aggressiv führten.

Leider wussten sie, dass ihre Möglichkeiten, das Geld nach Panama zu bringen, begrenzt waren und sich dahingehend in den letzten Jahren keine geeignete Möglichkeit ergeben hatte.

Emma ging es langsam besser und Oliver kehrte zurück, teilte sich einige Aufgaben mit Asher. Saint hatte zunächst ein Auge auf die Situation, kamen die beiden noch nie gut miteinander aus. Er hatte Asher zuvor zur Seite genommen und ihn gewarnt, dass er es bereuen würde, sollte er etwas tun, dass seinem Geschäft schadet.

Asher hatte grinsend die Hände gehoben und versichert, erwachsen geworden zu sein.

Eher gefror die Hölle zu, als dass dieser Mann vernünftig und "erwachsen" wurde.

Bisher gab es jedoch keine Probleme, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass auch Emma ihm gedroht hatte, ihren Freund in Ruhe zu lassen, sonst würde sie ihm gewisse Dinge abschneiden. "Denk nicht, ich würde das nicht tun, ich bin schwanger - das lässt manche Frauen verrückt werden", hatte sie gesagt und den Riesen vor sich angefunkelt, der sichtlich überfordert war.

Saint schnaubte lachend auf, als er daran zurückdachte.

Er saß in seinem Büro, seine Trainingstasche auf einen der Sessel geworfen und seine Haare trockneten langsam. Oliver hatte ihn gebeten, über die Bestellung für das Sommerfest zu schauen, welches in zwei Wochen stattfinden würde. Die gesamte Promenade wäre voll mit Foodtrucks, Lautsprecher am ganzen Strand für eine Beachparty und jeder, der auch nur einigermaßen in der Nähe war, machte mit.

Als er nach Barcelona gekommen war, war es das erste Fest, welches er hier erlebt hatte. Damals noch als Gast und mit viel zu viel Tequila. Dieses Jahr war er einer der Gastgeber.

Nun saß er vor der Liste und konnte sich nicht konzentrieren. Er war nervös, dachte an die Begegnung mit Louisa vorhin. In letzter Zeit war er oft absichtlich so spät erst hier aufgetaucht, weil er es für besser hielt. Louisa war nie so spät hier gewesen, doch die Begegnung heute ging ihm unter die Haut.

Sie war so vertieft gewesen, dass sie ihn zunächst nicht bemerkte. Er hatte sich wenige Sekunden genommen, um sie zu beobachten, bevor er sich bemerkbar gemacht hatte. Sie hatte ihre Haare hochgebunden, ihr konzentrierter Blick auf ihre Unterlagen...

... und die bloß Angst, als er sie dabei erwischte, wie sie Sachen für ihr Studium erledigte, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten.

Er verfluchte sich selbst dafür, dass er ihr gesagt hatte, sie solle öfter in die Bar kommen. Es war ein Moment der Schwäche und der Gedanke, dass es ihr helfen könnte. Dass es sie auf andere Gedanken bringen könnte - stattdessen brachte es ihn um seine Konzentration.

Louisa löste in ihm die Art von Beschützerinstinkt aus, die ihn schon mal in Schwierigkeiten gebracht hatte. Dieses Mal wäre er schlauer. Dass er mit der Maklerin, eine gute Freundin von Asher, gesprochen hatte, damit Louisa die Wohnung bekommt, gehörte bloß noch zu dem, was er ihr dafür schuldig war, dass er ihren Freund aus der Stadt verbannt und sie mit den Mietkosten alleine gelassen hatte.

Er wollte bloß sicher gehen, dass sie nicht in irgendeiner Bruchbude mit einem creepy Mitbewohner landete, der das nächste Problem darstellen würde.

Die Wohnung war perfekt für sie und sobald sie dort eingezogen war, konnte er das Thema abhaken.

Ein Anruf von Oliver löste ihn aus seinem starren Blick auf die Liste. Oliver erklärte ihm, dass Emma in der nächsten Woche einen wichtigen Arzttermin hatte, den er gerne begleiten würde. "Wäre es okay für dich, wenn ich Javier bitte, mit Louisa über das Sommerfest zu sprechen?" Louisa sollte im Laufe des Tages Fotos von allem machen, auch von den Gästen, und sie auf der Instagram-Seite der Bar hochladen.

Saint griff sich mit zwei Fingern an seinen Nasenrücken, konnte er die Worte nicht zurückhalten, die er nun sagte. "Nein, Javier hat genug zu tun. Ich übernehme das"

Als er auflegte, schob er die Zettel seufzend beiseite und entschied, sich morgen um den Einkauf zu kümmern.

Heute war einer dieser Tage, in dem er seinem alten Laster verfiel. In der Schulzeit hatte Saint Joints geraucht wie andere atmeten. Es hatte ihm geholfen, irgendwann war er nach dem Rauchen konzentrierter als ohne. Es hatte ihn betäubt, was viele als negativ sehen würden, er jedoch hatte es geliebt. Er spürte kaum Schmerz, weder physisch noch psychisch.

Vor 3 1/2 Jahren hatte er damit aufgehört, als die Dinge sich zuspitzten und er bemerkte, dass er sein Bauchgefühl, seine Sensibilität zurück brauchte. Saint hatte von einem Tag auf den anderen aufgehört und rauchte nur noch selten. Es war Sommer und heute das zweite Mal in diesem Jahr, dass er es tat.

An der Promenade von Barcelona bekam man zwei Dinge angeboten: VIP Plätze in einem der Clubs und Gras. Er kannte einen der Männer, die gutes Gras anboten.

"Bis zum nächsten Mal", rief der Typ ihm hinter her. "Fick dich", murmelte er zurück, reagierte aber nicht weiter darauf.

Auf der Suche nach einem ruhigen Platz am Strand legte er einige Meter zurück. Die Musik, die Stimmen wurden leiser hinter ihm, das Meeresrauschen lauter. Er hätte auch einfach nach Hause fahren können, doch er hatte sich selbst die Regel auferlegt, das nicht mehr zu Hause zu tun. Sein Haus war clean - in jeglicher Hinsicht. Kein Blutgeld, keine Drogen...

Zwischen zwei Klippen zündete er sich den Joint an. Er schaute in die Ferne, der Sonnenuntergang war wunderschön. Am Anfang hatte er ihn sich jeden Tag angesehen, doch Gewohnheit ließ einen die Besonderheiten vergessen.

Morgen würde er für einen Tag nach London fliegen und bei Melody vorbeischauen. Silas hatte ihn darum gebeten, machte er sich Sorgen um seine Frau. Saint war überrascht, dass er ausgerechnet ihn gefragt hatte, doch es war ein Vertrauensbeweis. Silas ließ die Vergangenheit Vergangenheit sein - genau wie er.

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Ist das Saint oder ist das Saint? 🤩In dieser Geschichte ist Saint (mittlerweile) 23 Jahre alt

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Ist das Saint oder ist das Saint? 🤩
In dieser Geschichte ist Saint (mittlerweile) 23 Jahre alt.

Bald kommen noch Fotos von seiner Villa, der Bar und sogar Louisas neuer Wohnung 😍

Secrets of Barcelona l Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt