Kapitel 69

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( L o u i s a )

Das waren die längsten zehn Minuten meines Lebens. Nachdem wir unsere Sachen abgegeben hatten, rannte ich aus dem Raum ohne mich von den anderen zu verabschieden. 

Saint war nicht mehr da, also lief ich den Flur entlang bis zum Parkplatz. 

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, scannte jede einzelne Parklücke nach seinem Auto - nichts. 

"Shit, shit, shit", fluchte ich panisch. 

Mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Saint war so ein verständnisvoller Mensch, der mir immer vertraute. Dass er diese Situation gesehen hatte, brach mir das Herz. Ich konnte mir vorstellen, was er dachte und ich würde alles dafür tun, es ihm erklären zu können. 

Schnellen Schrittes lief ich den Parkplatz bis zum Ende entlang, doch Saints Auto war nirgendwo zu sehen. 

Ich blieb stehen, versuchte ihn auf seinem Handy zu erreichen. Es klingelte, doch er nahm den Anruf nicht an. 

Meine Nachricht kam an, doch ich wartete vergeblich auf ein "gelesen". 

Ich überlegte krampfhaft, was ich tun sollte, ob ich einfach gehen sollte - doch was wenn er hier doch noch irgendwo war? Ich wollte es ihm nicht unterstellen, doch was wenn er auf Joshua wartete?

Hinter mir bog ein Auto auf den Parkplatz, sodass ich ein paar Schritte zur Seite ging. 

Das Auto hielt direkt neben mir. Voller Hoffnung schaute ich auf, doch es war nur ein Uber. 

Eines, das einfach nicht wegfahren wollte. 

Ich duckte mich ein Stück, um in den Wagen zu sehen, fragte mich wieso der Fahrer mir so bekannt vorkam. 

Erst als er das Fenster runterfuhr, erkannte ich ihn. Es war der Fahrer, den Saint schon einmal für mich gebucht hatte. 

"Steig ein", sagte er und ich zögerte, fragte wer ihn gerufen hätte. 

"Saint schickt mich und ich soll dich zu ihm nach Hause fahren - los" Unruhig tippte er auf seinem Lenkrad herum. 

Es könnte eine Falle sein, doch diese Geste passte zu Saint. 

Kaum war ich eingestiegen, fuhr er los. 

Nach wenigen Minuten entspannte ich mich ein wenig, fuhren wir den exakten Weg zu Saint und je länger es dauerte, desto sicherer war ich, dass dies hier keine Falle war. 

Ich schrieb ihm eine weitere Nachricht, dass ich in dem Uber saß, doch auch diese blieb ungelesen. 

Gedankenverloren blickte ich aus dem Fenster. Der Herbst breitete sich über der Stadt aus. Es wurde windiger, dunkler und kälter. Passend zu meiner Stimmung. 

Es war bereits so dunkel, dass die Straßen durch die Laternen und Lichter der Geschäfte erhellt wurden. 

Bei Saint angekommen öffnete ich die Tür mit meinem Fingerabdruck. Saint hatte ihn für die Woche eingespeichert. 

Ich rief seinen Namen, ehe die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war. "Bist du da?" - Keine Reaktion. 

Das Wohnzimmer war leer, genau wie sein Büro, das Schlafzimmer, der Fitnessbereich im Keller und auch auf seiner Terrasse war niemand zu sehen. 

Es hatte eine Weile gedauert, bis ich das gesamte Haus abgesucht hatte, doch ich war sicher, dass Saint nicht da war. Wieder einmal sorgte ich mich, dass er auf Joshua wartete. 

Das Bedürfnis, ihm die Situation zu erklären, brannte regelrecht ein Loch in meinen Bauch. Ich wollte mit ihm reden, so sehr dass es mir die Kehle zuschnürte. Ich konnte nicht einmal weinen, stand zu sehr unter Schock. 

Secrets of Barcelona l Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt