Kapitel 5

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( L o u i s a )

In den nächsten Tagen arbeitete ich jeden Abend an dem Instagram-Account der Bar. Zuerst sah ich mir jeden der bisherigen Beiträge inklusive der Kommentare an. Welche hatten mehr Aufmerksamkeit bekommen, welche weniger?

Ich erstellte Highlights und archivierte die Fotos, deren Qualität schlechter waren als die anderen. Im Gesamtbild stachen solche Bilder besonders heraus und je mehr ich mich mit der Bar beschäftigte, desto mehr verstand wie clean sie wirken sollte.

Meinen ersten Beitrag schrieb ich vier Tage, nachdem ich dort war. Eric hatte mir an dem selben Abend Fotos der vollen Bar geschickt, die jedoch nicht dem entsprachen, was ich mir für die Seite vorstellte. Javier hatte mir erklärt, dass gerade die Touristen der Bar zu wenig Beachtung schenkten.

Nicht nur, dass die Fotos aus einem schlechten Winkel und mit den falschen Einstellungen gemacht wurden, sie zeigten bloß Einheimische.

Personen, die gerade ihre Reise nach Barcelona planten, würden ihre Suche nach Geheimtipps auf Apps wie Instagram oder Tik Tok starten. Bei diesen Fotos würde sich niemand davon abgeholt fühlen.

Leider wusste ich noch nicht, wie ich das Eric beibringen sollte, deshalb lud ich erstmal ein Bild von der hoch.

Ich schrieb einen Text über die Highlights der Cocktailbar und informierte die Leute über die Happy Hour.

Um nicht alle paar Sekunden auf das Handy zu schauen, um zu sehen ob mein Beitrag gut ankam, stellte ich mich meinen Aufgaben für die Uni.

Auch wenn ich mich nur schwer konzentrieren konnte und alle paar Minuten mein eigenes Vorhaben durchkreuzte und doch einen Blick auf den Bildschirm warf, verging der Abend wie im Flug.

Ich schlief die Nacht durch, um am nächsten Morgen neben Eric aufzuwachen. Anders als früher fühlte ich keine Schmetterlinge im Bauch, wenn ich ihn friedlich schlafen sah. Mein Magen zog sich zusammen und ich ging in den Überlebensmodus über.

Wenn Eric noch schlief, musste ich besonders leise sein. Weckte ich ihn auf, würde er wütend aus dem Schlafzimmer stürmen und mir eine Ansage machen.

Deshalb versteckte ich mich für eine Weile auf dem Balkon und analysierte meinen ersten Beitrag.

Ich war zufrieden, hatte er 40 mehr Likes als der größte Beitrag bisher. Zwar war die Zahl der Follower nicht wirklich gestiegen, aber das schon noch passieren, wenn die Leute die Bar nun immer öfter sehen würden.

Hoffentlich war Javier genauso zufrieden mit mir.

Gerade als ich einen großen Schluck Kaffee nahm, mein Gesicht in die warme, morgendliche Sonne hielt und meine Augen schloss, tauchte ein großer Schatten vor mir auf.

"Morgen", brummte Eric.

"Guten Morgen", antwortete ich, ignorierte dass meine Schultern sich sofort anspannten. "Möchtest du Frühstück?"

Er nickte und ich begab mich in unsere Küche, um ihm Spiegelei und Brot zu machen.

So lief es jeden Morgen ab, wenn er aus der Nachtschicht kam. Da ich meist schon gegessen hatte, saß ich nur stumm neben ihm und wartete, bis er aufgegessen hatte.

"Javier sagte mir, du sollst die Tage morgens in die Bar kommen", erzählte Eric mit ruhiger, kalter Stimme. Dass ihm das missfiel, hörte vermutlich niemand raus, der ihn nicht so gut kannte, wie ich.

"Okay", nickte ich, "wir hatten darüber gesprochen, dass..." - "Lass gut sein", unterbracht Eric mich, "Du hast mir die ganze Zeit nicht davon erzählt. Javier hat mich informiert und du brauchst mir den selben scheiß nicht nochmal erzählen"

Secrets of Barcelona l Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt