Kapitel 17

524 32 15
                                    

( S a i n t )

Mit dem Bier in der einen und der Cola in der anderen Hand lief er die Treppe hoch. Louisa stand unschlüssig in dem Flur herum, spielte mit der Kamera in ihrer Hand. Saint zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief.

"Willst du die Bilder am Laptop ansehen? Ich habe meinen nicht mit", erklärte sie und er verstand, was los war: Sie wollte nicht einfach so sein Büro betreten.

"Klar", sagte er und nickte in Richtung Tür, "ist offen"

Gemeinsam betraten sie sein Büro. Auf dem Schreibtisch stand ein MacBook, vor dem er sein Bier abstellte, daneben die Cola. Er lief erneut um den Schreibtisch herum, hob einen der Sessel an und stellte ihn für sie neben seinen Schreibtischstuhl.

Sie bedankte sich, setzte sich zögerlich direkt neben ihn und war auffällig beschäftigt damit, die Speicherkarte aus der Kamera zu holen.

Saint fühlte sich angespannt, ihr so nah zu sein. Es dauerte keine Minute, da konnte er ihr blumiges Parfum, gepaart mit ihrem Shampoo, riechen. Es war eine Mischung aus Frische und Sommer. Sie roch einfach süß.

Er lenkte sich damit ab, den Adapter für die Speicherkarte anzuschließen und war froh, als er sich endlich auf die Bilder vor sich konzentrieren konnten.

Der dumpfe Bass und die Geräusche der feiernden Menschen dröhnten zu ihnen in den Raum. Die Schritte der Menschen auf der Dachterrasse waren deutlich zu hören, Louisa ließ sich ab und zu so ablenken, dass ihr Blick von den Bildern hoch zur Decke ging.

"Die Bilder sind richtig gut", sein erster Eindruck war *fantastisch*, aber das klang zu überschwänglich. "Danke", sang sie leise. Sie kamen zu den ersten Bildern der Gäste und lachten kommentarlos auf. Im Hintergrund der Freundesgruppe stand ein Mann, der eine total bescheuerte Grimasse zog.

Hinter dem Pärchen, welches sie fotografiert hatte, hatte jemand ein Herz mit seinen Händen gebildet. "Das ist süß, ich hoffe sie schauen es sich im Nachhinein an", kommentierte sie mit einem Lächeln.

"Was denkst du, wie die drei heißen?", fragte Saint bei dem nächsten Foto. Darauf zu sehen drei ältere Männer mit grauen Haaren und Bärten, die noch ziemlich fit für ihr Alter waren. Sie lachten in die Kamera, in ihren Händen riesige Krüge voller Bier.

Louisa überlegte, denn schüttelte sie lachend den Kopf. "Was?", fragte Saint neugierig, der sie nun direkt ansah. Von ihrer Cola hatte sie bisher noch nichts getrunken, er hingegen hatte sein Glas beinahe geleert.

"Mir fallen bloß deutsche Namen ein", gestand sie, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet.

"Dann erzähl mir, welche deutschen Namen", forderte er schmunzelnd, faltete demonstrativ seine Hände zusammen. Er würde nicht weiter scrollen, ehe sie sie ihm nicht verraten hatte.

"Udo zum Beispiel", beide prusteten los. "Oder Siegfried" wieder lachten sie.

"Es gibt also Menschen in Deutschland, die wirklich so heißen?", fragte er. Noch nie hatte er so unhandliche Namen gehört. Er versuchte sie auszusprechen, doch er scheiterte kläglich, woraufhin Louisa noch lauter lachte.

"Nur ältere Menschen, glaube ich", dann nahm sie einen Schluck Cola. Ihre Angespanntheit, die vermutlich Saint selbst heraufbeschworen hatte, löste sich ein wenig.

Sie schauten die Bilder durch und sprachen dann über ihre Ideen. Sie würde in der Bar gerne eine Ecke eröffnen, in der man Polaroid-Fotos aufhängen könnte. Erst würde sie die von heute in dem Format ausdrucken und ankleben, doch irgendwann würde es sich verselbstständigen und die Leute würden ihre eigenen Fotos anbringen. "Es hat etwas persönliches, gemütliches und gerade Touristen schauen sich gerne an, wo andere Touristen herkommen"

Secrets of Barcelona l Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt