Kapitel 39

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( S a i n t )

Saint wartete am nächsten Tag in dem vereinbarten Café auf sie. 

Die Nacht über hatte er bloß im Halbschlaf verbracht, immer bereit sofort zu handeln, sollte Louisa sich bei ihm melden.

In einem grünen Kleid, welches oben enger geschnitten war und nach unten hin locker fiel, betrat sie das Café, schaute sich suchend um und lächelte, als sie ihn sah. 

Um den merkwürdigen Moment zu umgehen, wie sie sich begrüßten sollten, stand er auf und zog sie in seine Arme. 

"Wi gehts dir?", fragte er. 

Louisa schlang ihre Arme um ihn und schloss die Augen. Ein Zeichen dafür, dass sie sich wohl fühlte. 

"Gut", antwortete sie, "es ist alles gut" 

Sie setzten sich an den kleinen Tisch und schauten sich für einen Moment einfach nur an. 

Nach einem kurzen Smalltalk darüber, wie sie geschlafen hatten, fragte er sie, ob sie ihm das von gestern erklären wollte. 

Louisa nickte, doch er konnte ihr deutlich ansehen, dass ihr das nicht leicht fiel. Bevor sie anfing, wurde ihr Kaffee serviert. 

Sie rührte mit ihrem Löffel in dem Schaum herum, während sie ihm davon erzählte, dass sie ein schwieriges Verhältnis zu ihren Eltern hatte. 

Alles begann damit, dass sie einen Bruder hatte, der in seiner Jugend sehr krank geworden war. "Sein Name war David, er war vier Jahre älter als ich", erklärte sie traurig. 

Bei David wurde mit 13 Jahren Krebs festgestellt. Die Krankheit hatte ihre Eltern auf eine Probe gestellt, die sie nicht bestanden hatten. 

"Sie haben nicht mehr miteinander gesprochen, nur wenn es um David ging", erklärte sie weiter. 

Saint griff über den Tisch nach ihrer Hand, hielt sie fest während sie weiter erzählte. 

"David hat es nicht geschafft. Vor ein paar Tagen war sein Todestag", Saint erinnerte sich daran, dass sie einen Friedhof besucht hatte, "Mein Vater ist durchgedreht, er hat viel Alkohol getrunken und meine Mutter war ständig sauer auf mich, auch wenn ich nichts getan hatte" 

Von da an war für Louisa nichts mehr, wie es war. Sie versuchte unter dem Radar zu bleiben, ihre Eltern nicht zu provozieren. Bereits wenige Wochen nach Davids Tod, war ihr Vater ausgezogen. Er meldete sich immer weniger bei ihr, bis sie gar nichts mehr von ihm hörten. 

"Das änderte sich, als Eric und ich zusammengekommen waren", sagte sie zu seiner Überraschung, "Erics Vater war sein alter Arbeitgeber und tatsächlich wurde er wieder eingestellt, weil sie meiner Familie einen Gefallen tun wollten"

Beschämt starrte sie die Tasse vor sich an. 

"Er war gestern so sauer, weil er die Gerüchte gehört hat, die Eric über mich verbreitete. Vielleicht hat er sogar seinen Job verloren, das weiß ich nicht"

Sie gab sich die Schuld dafür, doch das würde Saint ihr sofort wieder ausreden. 

"Selbst wenn er seinen Job wieder verloren hat, ist das ganz allein sein Problem", sagte er bestimmt und sah ihr dabei in die Augen. Diese Verantwortung auf seine Tochter abzuwälzen, war ekelhaft. "Und wenn er diesen scheiß glaubt, den Eric von sich gibt, dann hat er auch nichts anderes verdient"

Louisa stimmte ihm zu, dennoch fiel es mir manchmal schwer, das nicht zu vergessen. Ihr inneres Kind wurde wieder einmal von ihrem Vater enttäuscht. 

"Und was hast du mir da gestern erzählt? Silas hat mich beschatten lassen?"

Secrets of Barcelona l Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt