Kapitel 76

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( S a i n t )

Drei Tage vergingen, in denen sie versuchten herauszufinden, wo sich das Video befand, welches ihn belasten könnte. 

Saint wurde langsam nervös. Jede Stunde, die verging, erhöhte die Chance darauf, dass jemand anderes an das Material gelangen könnte. 

Die Tage waren gefüllt damit, auf die Bildschirme zu starren, zu rauchen und wenig zu schlafen. Er hatte es satt, all diese Leute in seinem Haus zu haben; wenigstens verschwanden sie für wenige Stunden am Tag in einem abgelegenen Haus am Stadtrand, um ein wenig Schlaf zu bekommen. 

Die wenigen Stunden nutzte er, um mit Louisa Zeit zu verbringen. Wie gerne er in diesen Momenten alles ein wenig normaler gestalten würde: Gemeinsames Kochen, einen Film ansehen, spazieren gehen... doch all das funktionierte gerade nicht. 

Nicht, weil sie sich nicht frei bewegen konnten, sondern weil sein Hirn anders arbeitete, als sie es von ihm gewohnt war. 

Saint war im Überlebensmodus. Sein Fokus war klar, seine Energie auf diese eine Aufgabe konzentriert. Manchmal fühlte es sich für ihn an, als könnte er nicht mal mehr die einfachste Konversation führen. 

Doch er war froh, dass sie ihn in den Stunden ein wenig runterholte und beruhigte. 

Es hatte ihn ziemlich überrascht, als Asher und sie erneut vor seiner Tür gestanden hatten, doch innerlich war er froh darüber. 

Auch wenn er immer ein Auge auf sie hatte und es mindestens zweimal am Tag vorkam, dass er einen dieser Wichser irgendwelche dummen Sprüche machen hörte, es tat gut sie in der Nähe zu wissen. 

Und Louisa hielt ihr Versprechen: Sie verhielt sich unauffällig, stellte keine Fragen und wenn er sie darum bat, für einen Augenblick den Raum zu verlassen, dann tat sie es. 

"Langsam wird es Winter", seufzte sie und schlang ihre Arme um sich selbst. Sie standen draußen auf seiner Terrasse, eine kurze Raucherpause um die Mittagszeit. 

Saint nahm sie in seinen Arm, drückte sie an sich, während er seinen Kopf wegdrehte und an der Zigarette in seiner anderen Hand zog. 

Er würde aufhören zu rauchen, sobald das hier vorbei war, das hatte er ihr versprochen. 

"Das bedeutet aber auch gemütliche Filmabende und dass wir den Kamin anmachen können", antwortete er und sie lächelte. 

"Und Plätzchen backen?" 

Er pustete den Rauch aus seinen Lungen. "Von mir aus auch das"

Mit einem nachdenklichen Lächeln betrachtete sie die Stadt unter ihnen und Saint wusste, was sie dachte: Hoffentlich würden sie das gemeinsam erleben. 

"Komm, wir gehen rein", er drückte den Rest seiner Zigarette aus. 

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( L o u i s a )

Ich konnte mich nur schwer an die aktuelle Situation gewöhnen. Im Grunde wusste ich nicht einmal wirklich, was ich hier tat. Jeden Tag saß ich stundenlang auf dem selben Platz auf dem Sofa und wartete. 

Ich las ein Buch, bereitete etwas für die Uni vor oder für die Bar. 

Saint wollte, dass ich in meine Kurse ging, doch das fühlte sich nicht richtig an und das Semester hatte gerade erst begonnen, die ersten Stunden waren sowieso nur für die Organisation. 

Die Männer, mit denen sie arbeiteten, waren genau so, wie Saint es formulieren würde: Richtig miese Wichser. 

Sie waren laut und so von sich eingenommen, dass ihre Arroganz förmlich in der Luft lag. Aber in erster Linie waren sie eins: Gefährlich. Hin und wieder hörte ich sie über Dinge sprachen, die sie in der Vergangenheit getan hatten und ich war mir sicher, dass manche von ihnen die Zeit unter diesem Juri vermissten. 

Secrets of Barcelona l Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt