Kapitel 14

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First of all: Ich habe in Kapitel 4, 5 & 6 Fotos eingefügt, die die ganze Geschichte lebendiger machen. Ich würde mich freuen, wenn ihr sie euch anseht und euer Feedback gebt. 

Es sind Fotos von der Bar, Saints Villa und dem ersten Foto, welches Louisa in der Bar gemacht hat. - Tausend Dank <3 

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( S a i n t )

Zurück in London zu sein war ein komisches Gefühl für ihn. Er kam nicht mehr oft hier her, es war nicht mehr sein zu Hause, nur noch seine Vergangenheit. 

Er kannte die Stadt in- und auswendig, jede Straße, jede Bar, jede Möglichkeit, sich in Schwierigkeiten zu begeben. Wenn er an seinem alten Apartment entlang fuhr, konnte er nicht glauben, dass er darin wirklich gelebt hatte. 

Als er vom Flughafen zu Melody fuhr, breitete sich ein wenig Nervosität aus. Es war eine Ewigkeit her, dass sie sich zu zweit getroffen hatten. Silas und sie wohnten immer noch in dem Haus, welches sie sich damals ausgesucht hatten. Mittlerweile war es ein gemütliches, persönlich eingerichtetes Heim geworden. 

Saint hatte ihr Blumen mitgebracht und war erleichtert, als sie sich freute ihn zu sehen. Sie war weder verhalten, noch lag etwas unangenehmes, schweres zwischen ihnen in der Luft. Sofort fing sie an über Barcelona zu sprechen und wie sehr es ihr dort gefallen hatte. Sie tranken einen Kaffee, saßen am Esstisch und sprachen über Emma und Oliver. Ihre Augen leuchtete, während sie über ihre beste Freundin sprach. 

"Emma hat mir erzählt, dass du Oliver freigegeben hast - danke, das war sehr nett von dir", sagte sie und lächelte ihn an. Saint trank den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse, stellte sie ab und zuckte mit den Schultern. "Ist doch kein Problem" 

Melodie wurde ernster und Saint spürte ihren schlagartigen Stimmungswechsel. "Silas sagte mir, dass du herkommst, um nach mir zu sehen", begann sie und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab. "Ist es, weil er sich Sorgen macht oder weil es wieder gefährlich werden könnte?" 

Er sah die Angst in ihren Augen, sie war nie verschwunden und Saint verstand genau wieso. Ihm ging es ähnlich. Es fühlte sich nicht an, als wäre es zu Ende, eher als würden sie eine lange Pause von all dem machen. 

"Weil er sich sorgt, du kennst ihn doch", er lächelte sie aufmunternd an, "Er mag es nicht, wenn du so lange alleine bist" 

Sie nickte, wenn auch wenig überzeug. 

"Das in New York ist nichts, was man mit früher vergleichen kann, Melody. Silas ist nicht in Gefahr, er braucht nur mehr Zeit zum Verhandeln, als wir gedacht hätten. Du weißt ja, um was es geht. Wir gehen einfach nur auf Nummer sicher" 

Mit einem schiefen Schmunzeln sah sie ihn an und nickte, ihre Schultern entspannten sich ein wenig. 

"Danke, dass du da bist" 


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( L o u i s a )

Ich schaute dem Mann hinter her, der das Kopfteil des Bettes aus der  Wohnung trug, schloss die Wohnungstür und atmete tief ein. Weg war es, weg waren alle Möbelstücke, die Eric ausgesucht hatte und die in mir zu viele negative Emotionen auslöste. 

Übrig war eine fast leere Wohnung. Ich schnaubte lachend auf, als ich die Räume begutachtete. Den heutigen Tag hatte ich dafür freigehalten, alle Möbelstücke online zu stellen und für einen guten Preis zu verkaufen. 

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mein Plan so gut aufging. Binnen weniger Minuten hatte sich auf fast jede Anzeige jemand gemeldet und nun hielt ich eine Menge Geld in den Händen, das ich gut gebrauchen konnte. 

Die neue Wohnung war möbliert. Ich musste die Kaution und einen Abschlag für die Möbel aufbringen. Die Miete war nur wenig günstiger als diese, aber mit dem angepassten Gehalt würde ich es schon irgendwie schaffen. Ich brauchte nicht viel zum Leben und manchmal luden mich die Kollegen in der Bar ein, mit ihnen zu essen - so sparte ich ein paar Mahlzeiten im Monat. 

Anfang der Woche hatte ich außerdem die Mensa in der Universität das erste Mal betreten. Dort gab es Gerichte für 2,50 Euro, die gar nicht so schlecht schmeckten. 

Ich würde klarkommen - alles würde gut werden. 

Mein Plan war es, in der nächsten Woche vor dem Sommerfest umzuziehen. Dort würde ich Fotos für die Instagram-Seite machen und das erste Mal unter so vielen Leuten zu sein und die Stimmung mitzubekommen, schien mir ein perfekter Cut und ein perfekter Anfang für mein neues Leben hier. 

Seit dem ich meine Möglichkeiten in der Uni besser wahrnehmen konnte, hatte ich engere Kontakte zu den anderen Studenten geknüpft und zwei aus meiner Lerngruppe würden mir helfen, ein paar Kartons von der alten in die neue Wohnung zu bringen. Mehr als dass mein Ex und ich nicht mehr zusammen waren, brauchte ich ihnen nicht erzählen - sie waren super hilfsbereit. 

Auch einige aus der Bar hatten ihre Hilfe angeboten, die ich jedoch dankend abgelehnt hatte. Mir machte der Job wirklich viel Spaß, doch ich wurde das Gefühl nicht los, ein Art Eindringling zu sein. Eric war raus - ich war drin. Ich hoffte, dass sich das mit der Zeit legen würde, schließlich gab mir keiner von ihnen das Gefühl, dass ich nicht dazugehörte. 

Meine Euphorie bezüglich des anstehenden Umzugs wurde dadurch getrübt, dass meine Mutter sich bei mir gemeldet hatte. Sie hatte erfahren, dass Eric zurück in Deutschland war. Seine Version des Vorfalls war die, dass er sich schützend vor mich gestellt hatte, als zwei Personen versuchten, uns auszurauben. Danach hätten wir uns so gestritten, dass er die Reißleine gezogen hatte. Er war ja sowieso nur für mich nach Barcelona gezogen und ich war so undankbar, dass er es einfach nicht mehr aushielt. 

Ich schluckte schwer bei dem Gedanken, dass es in unserer Heimat vermutlich Menschen gab, die seine Version sofort glaubten. Sie nun furchtbare Dinge über mich sagten und das, obwohl ich viel zu weit weg war und nicht einmal die Chance bekam, mich zu erklären. 

Es festigte gleichzeitig meinen Wunsch, hier zu bleiben. Oder vielleicht nicht hier, nur einfach irgendwo anders, als dort. 

Überall konnte ich leben, wo man Eric und meine Geschichte nicht kannte. Wo mich niemand als seine Freundin - jetzt Ex-Freundin - wahrnahm. 

Im Laufe des Abends packte ich die Sachen aus der Küche zusammen, hörte dabei laut Musik und tanzte durch die Wohnung. Ich machte mir eine Tiefkühlpizza warm - eine zu bestellen wäre zu teuer gewesen - und aß sitzend auf dem Boden des Schlafzimmers. 

Dabei trank ich ein Glas Wein. 

Nur noch wenig Nächte, dann wäre ich endlich hier raus. Dann würde das letzte bisschen Angst verschwinden, dass Eric doch plötzlich vor der Tür auftauchen könnte. 



Secrets of Barcelona l Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt