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„Jonas Schatz, kommst du mal bitte" rufe ich meinen Freund zu mir.
„Was gibt's Babe?" fragt er mich lächelnd.
„Was hältst du von dieser Location? Ich finde die recht schön" lächelnd halte ich ihm meinen Laptop entgegen.
„Von mir aus. Sieht nicht schlecht aus" Antwortet er.
„Also vereinbare ich einen Termin damit wir da mal schauen können?" Hake ich nach.
„Ja mach das. Aber denk dran, ich muss am Wochenende arbeiten. Dann lieber Mittwoch oder Donnerstag" sagt er noch, ehe er zurück ins Wohnzimmer verschwindet.

Seit genau 3 Wochen kann ich an nichts anderes mehr denken, als an unsere bevorstehende Hochzeit. Denn mein Freund hat mich gefragt, und meine Antwort war ganz klar Ja. Ich bin mir so sicher mit ihm. Da kann nichts schief gehen. Absolut nichts. Ich Liebe ihn einfach.

„Schatz ich muss jetzt los zur Arbeit. Denkst du an die Wäsche später?" frage ich meinen Freund.
„Klar Babe, mach ich. Wie lange musst du diesmal arbeiten?" Hakt er nach.
„Du weißt doch das ich Nachtdienst habe. Ich komme erst morgen früh gegen 10 wieder" antworte ich ihm.
„Ah, okey" antwortet er nur.
„Jetzt sei nicht so. Du weißt das mir der neue Job viel mehr Spaß macht" gebe ich ihm zu verstehen.
„Weiß ich doch. Aber ich finde die Arbeitszeiten einfach Scheiße. Du hast vorher im Kindergarten gearbeitet, da warst du nunmal spätestens um 17 Uhr hier. Jetzt muss ich teilweise ohne dich schlafen" meckert er.
„Daran gewöhnst du dich schon. Außerdem habe ich ja dann morgen danach den ganzen Tag frei." erkläre ich ihm.
„Okey, bis morgen Babe" sagt er schnell. Nachdem ich ihm noch einen schnellen Kuss gegeben habe, mache ich mich schon auf den Weg nach draußen zu meinem Auto. Eingestiegen, starte ich den Wagen auch sofort und fahre los.

Jonas kann meinen neuen Job echt nicht leiden. Aber ich bin nunmal sehr zufrieden damit. Außerdem sind wir ja seinetwegen umgezogen. Schließlich hat er den Job hier in Dortmund als Fotograf angeboten bekommen. Ich bin mitgegangen, einfach, weil ich ihn Liebe. Und da ich nunmal was anderes ausprobieren wollte, habe ich mich in einem Jugendwohnhaus beworben. Und das war für mich definitiv die bessere Entscheidung. Zwar arbeite ich nur mit Jungs. Beziehungsweise, jungen Männern. Die meisten von ihnen sind um die 16 Jahre, aber es gibt auch einzelne Ausnahmen. Der älteste ist gerade 19, also schon volljährig. Das Jugendwohnhaus hat auch wenig mit Jugendhilfe zu tun. Sie alle sind nämlich auf guten Wege, Profifußballer zu werden. Das Jugendwohnhaus befindet sich direkt am Trainingsgelände von deren Verein. Von Borussia Dortmund. Meine Aufgaben dort liegen einfach darin, die Freizeit mit ihnen zu gestalten, sie bei ihren Schulabschlüssen unterstützen, und ein wenig an die Verselbstständigung heranzuführen. Für mich persönlich, hat der Job auch einfach nur Vorteile. Ich darf bei jedem Heimspiel der Profimannschaft ins Stadion. Außerdem habe ich einen persönlichen Zugang zu deren Fitnessstudio.

Anfangs haben die Jungs mich echt schief angeschaut. Ja gut, ich bin nunmal auch noch etwas jünger. Ich habe meine Ausbildung zur Erzieherin auch erst vor knapp einem Jahr abgeschlossen. Und außerdem, bin ich die einzige Frau im Team. Die anderen sind alle männlich und mindestens Mitte 30. Aber nach gut zwei Wochen wurde ich auch akzeptiert. Wurde auch Zeit, schließlich habe ich einen zwei Jahre Arbeitsvertrag der bindend ist.

Auf der Arbeit angekommen, parke ich den Wagen auf meinem Parkplatz und steige aus. In meiner Tasche krame ich nach dem Wohnungsschlüssel für das Wohnhaus. Meine Arbeitskollegen sehe ich selten. Es hat eigentlich immer nur einer Dienst. Wenn ich komme, ist der andere schon dabei zu gehen.
„Hey Fabian, irgendwas wichtiges, was ich wissen muss?" hake ich nach. Mein Arbeitskollege kam mir nämlich gerade entgegen.
„Ah, hey Olivia. Früh dran heute. Nein, eigentlich nichts wichtiges heute. Außer, Jamie ist bei der ersten Mannschaft mit eingeladen. Du müsstest ihn gegen 24 Uhr abholen. Adresse und sowas steht aber alles oben" lächelt er mich an.
„Alles klar, dann dir einen schönen Feierabend" wünsche ich ihm.
„Danke, dir eine ruhige Nacht" zwinkert er mir lachend zu ehe er auch schon verschwindet.

Oben in Wohnung eins angekommen, begrüße ich die drei Jungs erstmal, bevor ich mich auf den Weg in die anderen drei Wohnungen mache. Überall einmal gewesen und die Jungs begrüßt, lasse ich mich kurz später im Büro fallen. Den Zettel, den mir Fabian hingelegt hat, stecke ich direkt in meine Tasche, um ihn nachher dabei zu haben. Kurz darauf hörte ich auch schon ein klopfen.
„Ja komm rein" lächelte ich und kurz darauf folgte Tom.
„Hey Olivia, kannst du mir mal bei ein paar Aufgaben helfen?" fragt mich Tom direkt.
„Klar, wo drück denn der Schuh?" lache ich direkt.
„Mathe" seufzt er.
„Auu, dein entgegnet also. Na komm, setzt dich. Ich helfe dir" sage ich fröhlich und biete ihm den Stuhl neben mir an.
„Gleichungen, das bekommen wir hin. Schau, du hast da ein negatives X, wenn du das positiv haben willst, muss du es auf die andere Seite bringen" erkläre ich ihm.
„Ah, also einfach plus X?" fragt er mich.
„Ja genau. Und die 34 musst du jetzt auf die andere Seite bringen, damit das x alleine steht" rede ich weiter.
„Okey, ja ich glaub ich hab's jetzt verstanden" meint er und rechnet den Rest aus.
„Also ich hab x ist gleich 14 raus" meint er und zeigt mir die Aufgabe.
„Das ist absolut richtig. Super" lächle ich aufmunternd.
„Danke dir. Den Rest schaffe ich alleine" meint er und verschwindet wieder in sein Zimmer.

Gähnend lese ich mir die Trainingszeiten der Jungs für die nächste Woche durch. Erschrocken stelle ich fest, dass Jamie es wirklich endlich geschafft hat und die ganze nächste Woche probeweise mit der ersten Mannschaft trainieren kann. Er legt sich schon so lange ins Zeug dafür, das hat er wirklich verdient. Nur frage ich mich, weshalb genau mein Name dahinter steht. Eigentlich habe ich die ganze nächste Woche Nachtschicht. Nur diese Woche habe ich nur einen. Liegt daran, dass Marcel im Urlaub ist.

Gegen 23:30 machte ich mich einmal wieder erneut auf den Weg durch die Wohnungen, um den Jungs, die noch wach waren, Bescheid zu sagen, dass ich nun unterwegs bin um Jamie abzuholen. Auch wenn Jamie derjenige war, der schon 19 ist, waren wir dazu verpflichtet, ihn überall hinzufahren. Er hat zwar ein Auto, nutzt es aber nur in seiner Freizeit. Und da dieser Mannschaftsabend mit der ersten etwas berufliches ist, muss ich ihn abholen. 

Das Haus zu dem ich fahren musste, war garnicht so weit weg. Unterwegs fuhr ich sogar an meinem eigenen Haus vorbei. Komischerweise war das Licht noch an. Eigentlich ist Jonas zu dieser Zeit schon längst im Bett, da er früh aufstehen muss. Nichtsahnend fuhr ich einfach weiter, bis ich im Augenwinkel sehen konnte, wie eine Junge Frau plötzlich aus meinem Haus austritt. Erschrocken ziehe ich Schaft Luft ein. Jonas stand Oberkörperfrei dort. Ich schüttelte mich einmal, weil ich dachte, ich hätte es mir eingebildet. Doch nein. In dem Moment, in dem ich nochmal in den Rückspiegel sah, küsste er sie. Schlagartig kamen mir die Tränen. Das kann doch nicht sein ernst sein?

When we meet againWhere stories live. Discover now