Es ist jetzt mittlerweile Ende März, und die Zeit, die ich seitdem mit Julian verbracht habe, hat viel verändert. Das Lachen, das ich zuvor nur selten gefunden habe, kommt immer leichter, meine Unsicherheiten und Gedanken an vergangene Zeit, verblassen immer mehr. Aber ein neuer Gedanke lässt mich nicht mehr los. Jedes Mal, wenn ich Julian sehe, spüre ich es stärker und ich frage mich: Ist das wirklich nur Freundschaft zwischen uns?
Ich habe mich dabei erwischt, wie mein Herz schneller schlägt, wenn er mir ein aufmunterndes Lächeln schenkt oder mich auf seine typische ruhige, sanfte Art fragt, wie es mir geht. Wenn wir nebeneinander sitzen und einfach nur reden, fällt es mir schwer, seine Nähe nicht als etwas Besonderes zu empfinden. Aber ich bin verwirrt, und ich weiß nicht, ob ich mir das alles nur einbilde.
Um mich ein wenig zu sortieren, habe ich beschlossen, mit jemanden darüber zu sprechen. Jannis, Julians Bruder, ist inzwischen ein guter Freund geworden. Seit dem Spiel, das alles verändert hat, kam er öfter vorbei, und manchmal unternahmen wir auch zu dritt etwas. Es tat gut, Zeit mit beiden zu verbringen, und zwischen mir und Jannis hat sich auch eine Art Freundschaft entwickelt. Ich kann mir mein Leben ohne die beiden Brandt Brüder kaum noch vorstellen.
Ich habe Jannis gestern zu einem Kaffee für heute eingeladen, in welchem ich bereits sitze und auf ihn warte. Der leichte Frühlingswind spielt mit den Blättern der Pflanzen, die am Fenster stehen, und ich blicke auf meine Hände, die nervös an meiner Tasse Kaffee spielen. Kurz darauf betritt Jannis das Café und sieht mich direkt. Er hebt die Hand und lächelt. Allein sein entspanntes Auftreten beruhigt mich etwas, und ich lächle zurück, dankbar, dass ich jemanden wie ihn kennenlernen durfte.
Nachdem wir ein paar Minuten über Belangloses gesprochen haben und er mir die neuesten Geschichten von seinen Shootings erzählt hat, nimmt Jannis einen weiteren Schluck von seinem Cappuccino und lehnt sich zurück. „Okay, Olivia", sagt er schließlich mit einem leicht verschmitzten Grinsen. „Ich hab das Gefühl, dass da noch was anderes ist, das du mit mir besprechen willst. Raus damit."
Ich lache verlegen und kratze mich am Nacken. „Du hast mich durchschaut, was?" frage ich, und er nickt, während er mich mit einem Blick fixiert, der mir zeigt, dass ich ihm vertrauen kann. „Also gut. Ich... ich weiß nicht so recht, wie ich das sagen soll. Es geht um Julian und mich."
Jannis zieht die Augenbrauen hoch und legt den Kopf schief. „Julian, ja? Hat er irgendwas gemacht?"
„Nein, nichts Schlimmes. Im Gegenteil." Ich blicke weg und schnappe mir meine Kaffeetasse, halte sie fest, während ich nach Worten suche. „Es ist nur... immer, wenn wir zusammen sind, fühle ich mich so wohl, wie schon lange nicht mehr. Wir haben so viel Zeit zusammen verbracht, und ich merke, dass ich mich ihm wirklich nahe fühle. Aber ich weiß nicht... ich weiß nicht, ob das noch Freundschaft ist oder ob da vielleicht... mehr ist."
Jannis mustert mich eine Weile, und in seinem Blick liegt eine Mischung aus Neugier und Verständnis. „Also, wenn ich ehrlich sein soll, hab ich schon ein paar Mal darüber nachgedacht, ob da zwischen euch beiden vielleicht etwas mehr sein könnte." Er lächelt und lehnt sich auf dem Tisch ein Stück vor. „Die Frage ist: Was willst du denn, Olivia?"
Ich schlucke und blicke auf meine Tasse. „Ich bin mir nicht sicher. Er ist mir so wichtig geworden, Jannis. Ich will unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen, falls... falls das Ganze nur Einbildung ist. Aber jedes Mal, wenn ich in seiner Nähe bin, fühle ich dieses Kribbeln, das ich nicht ignorieren kann."
Jannis nickt langsam und scheint nachdenklich. „Schau, Olivia, ich kenne Julian, und ich kenne dich. Julian hat dich in den letzten Wochen so oft besucht und ist für dich da, weil er dich wirklich schätzt und sich um dich sorgt. Dass du dich jetzt bei ihm wohlfühlst und vielleicht auch etwas mehr empfindest, das macht doch nur Sinn. Aber das Wichtigste ist: Hast du das Gefühl, dass er deine Gefühle erwidern könnte?"
Seine Worte klingen vernünftig, und ich merke, wie ein kleiner Funken Hoffnung in mir aufkommt. „Ich weiß es nicht genau. Manchmal denke ich schon, dass er vielleicht... auch etwas für mich empfindet. Er ist so aufmerksam, so fürsorglich. Aber vielleicht ist das einfach nur seine Art? Ich will mir keine falschen Hoffnungen machen."
Jannis seufzt und lehnt sich wieder zurück. „Olivia, was hast du denn zu verlieren, wenn du ihm sagst, wie du dich fühlst? Außerdem kenne ich meinen Bruder, normalerweise ist er nicht so, wie er bei dir ist".
Ich blicke ihn erschrocken an. „Was? Ich kann ihm das nicht einfach sagen! Was, wenn er dann anders über mich denkt? Oder... was, wenn er mich nur als Freundin sieht? Ich kann das nicht riskieren."
„Manchmal muss man ein Risiko eingehen, um das Glück zu finden, Olivia", antwortet Jannis sanft. „Ich will dich zu nichts drängen, aber vielleicht wäre es auch für Julian gut zu wissen, dass du bereit bist, ihm wirklich zu vertrauen, und dass du dich bei ihm wohlfühlst."
Ich spiele nervös mit dem Löffel meiner Tasse. „Ich habe einfach Angst, dass ich ihn verliere", flüstere ich.
Jannis legt eine Hand auf meine und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. „Julian hat dich nie im Stich gelassen, und das wird er auch nicht, egal, wie sich die Dinge entwickeln. Du hast einen Platz in seinem Leben, Olivia, und das wird so bleiben. Aber wenn du das Gefühl hast, dass zwischen euch mehr sein könnte, dann solltest du dir das eingestehen. Am Ende ist es deine Entscheidung."
Ich atme tief durch, nehme einen weiteren Schluck Kaffee und merke, wie seine Worte langsam zu mir durchdringen. „Vielleicht hast du recht", murmele ich. „Vielleicht sollte ich herausfinden, was das alles bedeutet, bevor ich mich weiter in diese Gedanken hineinsteigere."
Jannis nickt zustimmend und sieht mich aufmunternd an. „Mach das, Olivia. Lass dir Zeit, aber steh zu dem, was du fühlst. Du verdienst es, glücklich zu sein, und naja, ich bin mir ziemlich sicher, dass Jule so ähnlich fühlen könnte."
Wir verabschieden uns schließlich, und als ich nach Hause gehe, kann ich seine Worte nicht aus dem Kopf bekommen. Vielleicht sollte ich einfach ehrlich zu mir selbst sein und herausfinden, was ich wirklich fühle.
Ein paar Stunden später sitze ich abends auf meiner Couch und starre auf mein Handy. Soll ich ihm schreiben und ihn fragen, ob er vorbeikommt? Mein Herz schlägt schneller, und ich fühle, wie diese Unruhe in mir wächst. Schließlich tippe ich eine kurze Nachricht.
Hey Julian, hast du heute Abend Lust vorbeizukommen? Ich hätte Lust, einen Film zu schauen, und dachte, dass wir das zusammen machen könnten.
Ich drücke auf „Senden" und blicke nervös auf das Handy. Nach wenigen Minuten bekomme ich eine Antwort.
Klar, gerne! Ich bring Popcorn mit. Bis gleich.
Mein Herz hüpft, und ich kann nicht verhindern, dass ein kleines Lächeln über mein Gesicht huscht. Es sind nur kleine Schritte, aber vielleicht führen sie mich zu den Antworten, nach denen ich gesucht habe.

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When we meet again
FanfictionOlivia hat in ihrem Leben mehr Kämpfe ausgefochten, als sie zählen kann. Aufgewachsen, immer mit dem Gefühl, funktionieren zu müssen, statt wirklich zu leben. Julian, den sie wegstößt, weil sie glaubt, nicht gut genug zu sein. Julian, mit dem sie v...