Ich habe den Wagen am Straßenrand geparkt, doch meine Hände zittern immer noch. Mein Herz hämmert so laut in meiner Brust, dass es sich anfühlt, als würde es jeden Moment zerspringen. Mein Atem geht schnell, unkontrolliert. Die Tränen, die sich zuvor ihren Weg über meine Wangen gebahnt haben, haben schwarze Spuren aus verlaufener Wimperntusche hinterlassen. Ich sehe im Rückspiegel eine Frau, die mir kaum bekannt vorkommt – ihre Augen sind gerötet, ihre Lippen blass, ihr Blick leer.Ich atme tief durch und versuche, meine Fassung wiederzugewinnen.
Reiß dich zusammen, Olivia.
Ich presse die Lippen aufeinander, zwinge mich, die Tränen wegzuwischen. Es bringt nichts, sich jetzt hängen zu lassen. Du holst Jamie ab. Dann fährst du zurück ins Wohnheim. Meine Gefühle müssen warten.
Langsam nehme ich ein Taschentuch aus meiner Handtasche und beginne, meine verwischte Wimperntusche zu korrigieren. Es fühlt sich wie eine verzweifelte Schadensbegrenzung an, als könnte ich mit ein paar geordneten Strichen Normalität in mein Gesicht zurückbringen. Doch innerlich... innerlich bin ich völlig zerbrochen.
Als ich endlich halbwegs präsentabel aussehe, atme ich noch einmal tief durch und steige aus dem Auto. Der kühle Nachtwind streicht mir über die Wangen, und für einen Moment hoffe ich, dass er mich wachrüttelt, dass er diesen Schmerz aus mir herausbläst. Doch natürlich tut er es nicht.
Mit schnellen Schritten laufe ich zum Haus und drücke auf die Klingel. Ich versuche, mein Zittern zu unterdrücken, als die Tür aufgeht.
Ein großer, blonder Kerl mit verschränkten Armen steht vor mir und mustert mich von oben bis unten. Sein Blick ist abwertend, als hätte er Besseres zu tun, als sich mit mir abzugeben.
„Kann ich dir helfen?" Seine Stimme ist unfreundlich, fast schon genervt.
Ich richte mich innerlich auf, zwinge mich, meine professionelle Maske aufzusetzen. Jetzt nicht die Beherrschung verlieren.
„Ich bin hier, um Jamie abzuholen." Meine Stimme ist ruhig, aber bestimmt.
Der Blonde zieht eine Augenbraue hoch und lehnt sich gegen den Türrahmen. „Und du bist?"
„Olivia."
Sein Blick wird noch skeptischer. „Sorry, aber Jamie wird heute von einem seiner Betreuer abgeholt. Also, willst du nur ein Autogramm oder was?"
Ich schließe für einen Moment die Augen, atme langsam durch, versuche, nicht die Geduld zu verlieren. Natürlich. Er denkt, ich bin irgendein Fangirl.
„Nein, danke." Ich zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen. „Ich bin seine Betreuerin und hier, um ihn abzuholen."
Er lacht. Tatsächlich. Direkt in mein Gesicht. „Ha! Dass ich nicht lache. Glaubst du wirklich, ich fall auf so was rein? Jamie wird von Marcel abgeholt."
Meine letzte Kraft für Höflichkeit verpufft. Ich bin müde. Wütend. Gebrochen. Und jetzt hält mich dieser Kerl hier auf, weil er denkt, ich wäre irgendeine verzweifelte Verehrerin?
Ich verschränke die Arme vor der Brust, sehe ihm direkt in die Augen. „Tut mir leid, deine Vorstellung zu zerstören, dass jedes weibliche Wesen hier für dich oder deine Kollegen schwärmt, aber Marcel ist im Urlaub. Ich übernehme heute seinen Dienst." Ich trete einen Schritt näher, meine Geduld endgültig erschöpft. „Also, kann ich Jamie jetzt bitte abholen? Ich habe noch genug andere Jungs im Wohnheim, um die ich mich kümmern muss."
Für einen Moment herrscht Stille. Der Blonde starrt mich an, als könne er nicht glauben, dass ich ihm widersprochen habe. Dann öffnet sich plötzlich eine weitere Tür im Flur, und Jamie kommt heraus.

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When we meet again
FanficOlivia hat in ihrem Leben mehr Kämpfe ausgefochten, als sie zählen kann. Aufgewachsen, immer mit dem Gefühl, funktionieren zu müssen, statt wirklich zu leben. Julian, den sie wegstößt, weil sie glaubt, nicht gut genug zu sein. Julian, mit dem sie v...