Zu Hause angekommen, ließ ich mich aufs Sofa fallen, warf eine Decke über meine Beine und schaltete den Fernseher ein. Irgendein alter Film lief, aber ich nahm kaum etwas davon wahr. Mein Kopf schwirrte vor Gedanken. Hatte ich überreagiert? Vielleicht. Aber Julian hätte mich doch einfach machen lassen können. Ich bin kein hilfloses Mädchen.
Gerade, als ich versuchte, diese Gedanken zu verdrängen, klingelte es an der Tür. Verwundert blickte ich zur Uhr. Es war schließlich fast Mitternacht. Wer will jetzt noch was von mir?
Ich stand auf und öffnete die Tür. Zu meiner Überraschung grinste Marius mich von der anderen Seite an.
„Marius?" fragte ich ungläubig. „Was machst du hier?"„Dich besuchen." Er zuckte mit den Schultern, als wäre es das Normalste der Welt.
„Es ist mitten in der Nacht."
„Das habe ich bemerkt", erwiderte er grinsend. „Darf ich reinkommen, oder willst du mich hier im Hausflur stehen lassen?"
Ich seufzte und trat zur Seite, ließ ihn herein. „Du hast zwei Minuten, Marius. Danach will ich ins Bett."
Er nickte und zog seine Jacke aus, ehe er sich auf die Armlehne meines Sofas setzte. „Ich habe gehört, wie du und Julian euch am Parkplatz gestritten habt."
„Oh, großartig. Jetzt lauscht du auch noch." Ich verschränkte die Arme und funkelte ihn an.
„Das war keine Absicht, ich war auf dem Weg zu meinem Auto", sagte er und hob beschwichtigend die Hände. „Hör zu, ich bin nicht hier, um dich zu nerven. Ich wollte mich nur entschuldigen."
Das ließ mich innehalten. „Entschuldigen?"
„Ja", bestätigte er. „Für das, was ich heute gesagt habe. Ich war ein Idiot, und das weiß ich auch. Aber ich war wütend, und Nico bringt mich einfach auf die Palme."
„Und deswegen musstest du mich da reinziehen?" fragte ich scharf.
„Nein", sagte er ehrlich. „Das war nicht fair. Und es tut mir wirklich leid."
Ich seufzte und ließ mich aufs Sofa sinken. „Okay. Entschuldigung angenommen."
„Gut." Er lehnte sich zurück, aber sein Blick wurde ernster. „Aber da ist noch was, was ich sagen muss."
Ich hob eine Braue. „Was denn?"
„Julian", begann er. „Er hat nichts falsch gemacht. Du weißt, wie er ist. Er wollte dich einfach nur beschützen, weil du ihm wichtig bist."
„Ich brauche keinen Beschützer, Marius", erwiderte ich leise.
„Das weiß ich. Aber Julian ist so. Und ehrlich gesagt... ich sehe, was zwischen euch beiden läuft."
Ich errötete leicht, aber ich versuchte, es zu überspielen. „Da läuft nichts."
Marius lachte trocken. „Komm schon, Olivia. Du kannst mir nichts vormachen. Der Typ sieht dich an, als wärst du die einzige Person im Raum. Und du siehst ihn genauso an. Und dann noch vorgestern als du in seinen Klamotten bei ihm auf der Cocuh gesessen hast."
Ich schwieg, unsicher, was ich darauf antworten sollte.
„Ich will nur, dass du weißt, dass ich euren Streit gehört habe, und ich will nicht, dass das, was Nico und ich angerichtet haben, euch kaputt macht", sagte Marius ernst. „Ihr seid gut füreinander. Also lass deine Wut nicht an ihn aus, okay?"
Sein Blick war ehrlich, und ich spürte, wie meine Anspannung nachließ. „Danke, Marius", murmelte ich schließlich.
„Kein Problem." Er stand auf und zog seine Jacke wieder an. „Jetzt lasse ich dich in Ruhe. Aber denk dran, was ich gesagt habe."

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When we meet again
FanfictionOlivia hat in ihrem Leben mehr Kämpfe ausgefochten, als sie zählen kann. Aufgewachsen, immer mit dem Gefühl, funktionieren zu müssen, statt wirklich zu leben. Julian, den sie wegstößt, weil sie glaubt, nicht gut genug zu sein. Julian, mit dem sie v...