Das Date mit Julian war wunderschön. Ich kann kaum beschreiben, was ich dabei empfand, oder vielmehr, was ich immer noch fühle. Die Lichter von Köln, das Flüstern des Windes, und dann seine Hand, die so selbstverständlich meine hielt, als wäre das völlig normal zwischen uns. Der Moment, als er mich sanft zu sich gezogen hatte, als ob er mir nahe sein wollte, ohne die Grenze zu überschreiten. Doch die Grenze war da, und das Herzklopfen wollte, dass wir sie durchbrechen.
Ein Kuss. Diese eine Geste hätte das Date perfekt gemacht, wie der Schlussakkord in einer Melodie. Ich wollte ihn spüren, seine Lippen auf meinen, die Distanz zwischen uns überwinden. Doch ich blieb stumm, die Angst vor dem Moment überforderte mich, und das Verlangen, dass er vielleicht den ersten Schritt machte, nagte an mir.
Vielleicht hatte Julian meine Nervosität gespürt und wollte mir Raum lassen. So wie er es mir versprochen hatte. Mein Tempo. Es klang so simpel. Man sollte doch wissen, wann man bereit für etwas ist, oder nicht? Doch hier stand ich, unsicher und voller Zweifel, nicht wissend, wie schnell oder wie langsam ich wirklich gehen wollte.
Als wir gerade eben im Stadion angekommen sind, und die Jungs direkt in die Umkleider verschwunden waren, war ich wieder tief in mir. Der Gedanke an diesen unausgesprochenen Moment verfolgte mich wie ein Schatten, verankert sich in jeder kleinen Bewegung, in jedem Atemzug. Ich kann mich kaum konzentrieren, und das ausgerechnet jetzt, wo ich die Jungs auf ihr nächstes Spiel vorbereiten sollte.
Während ich in Gedanken versunken war, spürte ich plötzlich eine Bewegung neben mir. Ich blicke auf und sah Marco, der mit einem schiefen Grinsen auf mich zukam.
„Jo, Olivia. Wir brauchen dich in der Umkleide. Marius und Nico haben mal wieder einen kleinen Zickenkrieg." Er verdrehte die Augen und deutete in Richtung der Kabinen.
Ich seufzte und nickte. Wirklich? Haben die beiden nichts Besseres zu tun, als sich an einem verdammten Spieltag zu streiten?
„Komme", murmelte ich, und folgte Marco. Irgendwo war ich sogar ein bisschen froh über die Ablenkung, sie riss mich aus dem Strudel meiner eigenen Gedanken.
In der Kabine herrschte das erwartete Chaos. Marius und Nico standen sich gegenüber, die Blicke angespannt und kampfbereit, während die anderen Spieler im Hintergrund halblaut lachten und Kommentare abgaben. Als sie mich erblickten, verstummten die Stimmen, und ein erwartungsvolles Schweigen breitete sich aus.
„So, was ist hier das Problem?" fragte ich streng und verschränkte die Arme vor der Brust.
Marius schnaubte, seine Arme vor der Brust verschränkt, und warf Nico einen giftigen Blick zu. „Der Typ hat meinen Spind zugeknallt, als ich meine Sachen rausgeholt hab."
Nico rollte mit den Augen. „Weil du im Weg standest!"
„Oh, wirklich?" erwiderte Marius, sein Tonfall vor Sarkasmus triefend. „Wie wär's, wenn du einfach warten würdest?"
„Genug jetzt!" rief ich und setzte meine strengste Stimme auf, obwohl die Jungs mich dabei nur grinsend beobachteten. „Was stimmt nicht mit euch! Ihr seid ein Team, schon vergessen? Reißt euch zusammen! Selbst im Kindergarten musste ich solche unnötigen Kleinigkeiten nicht schlichten. Also wenn ihr euch nicht zusammenreißt, ziehe ich euch eigenhändig in die Dusche und wasche eure verdammten Köpfe."
Die beiden sahen einander wütend an, bevor sie sich widerwillig abwandten. Ich unterdrückte ein Grinsen, das Theater der beiden war fast schon Routine geworden und nervt mich wirklich zu Tode. Der Rest der Mannschaft begann zu tuscheln, und Marco stupste mich spielerisch an.
„Du hast es echt drauf, Olivia. Eigentlich sollten wir dich auf jede Auswärtsfahrt mitnehmen, für immer."
„Ja, ich bin eben unverzichtbar," erwiderte ich und schüttelte lachend den Kopf. während ich die Umkleide verlasse, spürte ich plötzlich Julians Blick auf mir. Er lehnte lässig an der Wand, die Arme verschränkt und ein kaum sichtbares Lächeln auf den Lippen. Ein Anblick, der mein Herz augenblicklich wieder schneller schlagen ließ.
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When we meet again
Fiksi PenggemarMit 13 Jahren hatte ich meinen ersten Freund. Ein Jahr später, ließ er mich sitzen. Das einzige was ich von ihm bekam war eine Nachricht. „Tut mir leid" mehr als diese drei Worte standen nicht drin. Doch warum sollte ich da noch immer hinterher trau...