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Ich wachte langsam auf, als ich spürte, wie eine sanfte Hand über mein Gesicht strich. Die Berührung war zärtlich und beruhigend, und ich öffnete die Augen. Julian saß neben mir im Bett, sein Blick weich, als er eine Strähne meines Haares hinter mein Ohr schob.

„Guten Morgen", sagte er mit dieser tiefen, noch verschlafenen Stimme, die mich immer wieder zu beruhigen schien. Ich lächelte schwach und richtete mich ein wenig auf.

„Guten Morgen", flüsterte ich zurück, als ich mich ein wenig ausstreckte. Der Raum war noch immer ruhig und lichtdurchflutet, und für einen Moment wollte ich einfach hier bleiben, bei ihm, ohne an die Welt da draußen zu denken.

Doch ich wusste, dass wir beide gleich los mussten. Julian streckte sich und zog sich aus dem Bett. „Wir müssen langsam aufstehen, sonst kommen wir zu spät", sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.

Ich seufzte leise, aber stand trotzdem auf. „Ich würde lieber noch ein bisschen bleiben", murmelte ich, während Julian sich schon anzog. Es war so angenehm, bei ihm zu sein, und ich konnte einfach nicht genug davon bekommen.

„Lass uns trotzdem noch etwas frühstücken", schlug er vor, während er sich die Haare richtete.

„Mhm, das klingt verlockend, aber ich muss leider noch nachhause", antwortete ich. „Ich muss mich schnell umziehen."

„Okay, aber was hältst du davon, wenn ich dich nach Hause fahre?" Julian strahlte. „Wir können unterwegs zum Training was vom Bäcker holen, und dann bist du gleich fertig."

Ich lächelte, konnte dem Vorschlag nicht widerstehen. „Das klingt gut", stimmte ich zu. „Dann machen wir das so."

Julian packte noch schnell seine Sporttasche und wir machten uns fertig. Ich schlüpfte in meine Sachen und ließ die letzten Minuten ruhig verstreichen, während Julian das Auto startete und wir losfuhren. Es war ein schöner, ruhiger Morgen, und ich konnte nicht anders, als mich in seiner Nähe einfach zu entspannen.

Am Trainingsgelände angekommen, stiegen wir aus. Und kaum hatten wir die Tür hinter uns zugemacht, hörte ich ein vertrautes Lachen. Marius stand da, grinste uns an und beugte sich lässig gegen sein Auto.

„Sieht wohl so aus, als hätte mein kleiner Besuch letzte Nacht doch noch etwas bewirkt, was?" Marius grinste schelmisch.

Ich spürte, wie sich mein Herz für einen Moment zusammenzog, doch dann fiel mir ein, was in der Nacht zuvor passiert war, wie Marius mir geholfen hatte, meine Gedanken zu ordnen. Er hatte sich bei mir entschuldigt, mir erklärt, dass es in Ordnung war, dass ich sauer auf Julian war, aber auch, dass Julian nichts dafür konnte. Es war ein Gespräch, das mir die Augen geöffnet hatte, und ich fühlte mich jetzt viel ruhiger, als ich es noch am Vortag getan hatte.

„Ach Marius, du bist echt nicht zu fassen", erwiderte ich mit einem Lächeln, um die Anspannung aus der Situation zu nehmen. „Und du weißt, dass du dir für diesen Spruch nochmal was anhören musst."

Marius grinste nur und zuckte mit den Schultern. „Komm schon, ich hab's nur gut gemeint."

Ich drehte mich zu Julian, der mich mit einem fragenden Blick ansah. „Marius hat mir in der Nacht ein bisschen den Kopf gewaschen", erklärte ich ihm. „Er meinte, ich sollte nicht so sauer auf dich sein."

Julian nickte verständnisvoll, und für einen Moment schien die ganze angespannte Situation des Vortages einfach zu verschwinden. Es war gut, dass wir miteinander sprachen und nicht in Missverständnissen steckten.

„Nun, jetzt ist ja alles gut, oder?" Marius fragte mit einem schelmischen Grinsen, das typisch für ihn war.

„Ja alles bestens. Obwohl, wärst du nicht hier, wäre es sogar schon perfekt", antwortete ich ihm, was Marius nur ein weiteres Lachen entlockte.

„Ich geh dann mal zum Platz", sagte Marius schließlich und winkte uns zu. „Aber wir sehen uns ja gleich."

Julian und ich gingen weiter und erreichten den Trainingsplatz. Aus der Umkleide konnte man die Jungs schon hören. Es war wie immer, laut, chaotisch und voller Energie. Julian ging in die Umkleide, während ich mich zu Edin stellte, der gerade etwas wichtiges mit den anderen Trainer zu besprechen schien. Ich begrüßte alle einmal knapp ehe ich meine Tasche an die Seite stellte.

Dann kamen die Jungs alle nach und nach aus der Umkleide. Julians Blick war auf den Boden gesenkt. Erst als er kurz aufschaute, schaute ich ihn fragend an. Er formte nur wortlos mit seinen Lippen ein „Sorry" und ging dann den anderen hinterher. Ich war absolut verwirrt. Ich hatte keine Ahnung, für was er sich entschuldigt.

„Na, Olivia!", hörte ich eine laute, freche Stimme hinter mir. Marco kam mit einem breiten Grinsen auf mich zu.

„Glückwunsch", sagte er, als er vor mir stand, und seine Stimme klang fast so, als würde er einen Pokal überreichen. „Sieht so aus, als hätte ich doch nicht so ganz unrecht gehabt die letzten Wochen mit dir und Jule, was?"

Ich rollte mit den Augen, doch mein Herz klopfte schneller, als ich mich versuchte, nichts anmerken zu lassen. „Du bist ein echter Hellseher, Marco", antwortete ich neckisch, um die Situation mit einem Witz zu entschärfen.

Er lachte laut und klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken. „Tja, man muss eben wissen, was los ist", sagte er, sein Grinsen dabei immer noch nicht loswerdend. „Ich hab' es ja schon von Anfang an gesagt, dass da zwischen euch beiden was läuft. Es freut mich wirklich für euch."

Ich spürte, wie sich meine Wangen leicht röteten, und versuchte, das Ganze mit einem Lächeln abzutun. „Na, dann kann ich ja froh sein, dass du so ein gutes Auge hast", sagte ich und stieß ihm spielerisch in die Seite.

Marco grinste noch breiter. „Ihr beiden seid halt auch nicht gerade gut im Verstecken."

„Komm schon, Marco, nicht alle wissen so viel wie du", antwortete ich, versuchte dabei aber, die leichte Nervosität zu verbergen, die mich gerade überkam. Es war alles so plötzlich, und der Gedanke, dass alle es längst bemerkt hatten, ließ mich nervös werden.

„Naja, seit gerade eben wissen es alle", meinte er grinsend. „Aber hey, wenn's für euch beide funktioniert, dann umso besser. Ich freue mich wirklich für euch."

Er klopfte mir ein letztes Mal auf die Schulter und drehte sich dann um, um den anderen beim Training zuzusehen. Doch ich blieb noch einen Moment sitzen, um das Ganze zu verarbeiten. Es war gut, dass Marco so positiv reagierte. Aber irgendwie fühlte es sich auch komisch an, plötzlich in den Mittelpunkt zu rücken.

Ich blickte zu den anderen Jungs, die auf dem Platz mit dem Aufwärmen begannen. Es war schwer, sich auf das Training zu konzentrieren, während mein Kopf noch voll von dem Gedanke ist, dass die Gesamte Mannschaft über Julian und mir Bescheid weiß.

Doch dann fiel mein Blick auf Julian, der gerade eine kleine Pause hinlegte. Als sich unsere Blicke trafen, konnte ich sehen, dass es ihm irgendwie leid tut. Dann schenkte er mir ein kleines, entschuldigendes Lächeln. „Alles okay?", fragte er, als er zu mir hinüberging.

„Ja, alles gut", antwortete ich, versuchte dabei, die Unsicherheit zu verbergen, die sich wieder in mir aufbaute.

„Das mit...", begann er, aber ich unterbrach ihn schnell.

„Es ist okay, Juli, ich habe damit kein Problem.", sagte ich und versuchte, ruhig zu bleiben.

Er nickte, doch ich konnte sehen, dass er nicht ganz zufrieden war. „Wirklich?" fragt er und schaut mich an.

„Mich stört es nicht, dass es alle wissen" sage ich ehrlich und lege meine Hand an seine Wange. „Sobald die mich nicht die ganze Zeit damit nerven" lache ich.

„Werden sie nicht, versprochenä murmelte er und ging dann, wie die anderen Jungs, in Richtung des Trainingsplatzes. Ich blieb zurück und beobachtete ihn eine Sekunde lang, bevor ich mich dazu entschloss, mich wieder auf das gesamte Training zu konzentrieren.

Die nächsten Minuten vergingen wie im Flug, und es dauerte nicht lange, bis ich mich zu den anderen gesellte. Aber in meinem Kopf drehte sich weiterhin alles um die Worte, die Marco gesagt hatte, und die vielen unausgesprochenen Gedanken, die ich einfach nicht loswerden konnte.

When we meet againWhere stories live. Discover now