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„Okey, Zimmereinteilung. Ihr seid alt genug, entscheidet selber, mit wem ihr es auf einem Zimmer aushalten wollt." Der Trainer spricht mit fester Stimme, als wir die Lobby des riesigen Hotels betreten. Ich sehe mich kurz um und merke, wie alles hier einfach so... perfekt ist. Es fühlt sich fast surreal an, an einem Ort wie diesem zu sein, mit dem ganzen Team und den anderen Betreuern. Doch meine Gedanken werden schnell wieder zurück auf die Aufgabe gelenkt, die vor mir liegt.

„Hier, du hast natürlich ein Einzelzimmer." Edin reicht mir eine Zimmerkarte und ich nehme sie dankend entgegen. Ein kurzer Blick auf die Karte, dann gehe ich zu Jamie, um zu schauen, auf welchem Zimmer er untergebracht ist.

„Na, welchen Zimmerpartner hast du?" frage ich neugierig, während ich ihn ansehe.

„Karim", antwortet er, und ich nicke. Es scheint, als hätte er seine eigene kleine Gruppe, was mich einerseits beruhigt, andererseits irgendwie auch aufwühlt. Es ist einfach ein komisches Gefühl, zu wissen, dass er sich mehr mit den Jungs versteht als mit mir, auch wenn ich hier bin, um ihn zu betreuen.

„Na dann, bring mal dein ganzes Zeug weg. Wir zwei haben gleich noch was vor!" sage ich mit ernster Miene.

„Och Olivia. Ich dachte, ich könnte mit den Jungs am Pool abhängen. Bevor das Training morgen losgeht", sagt er und klingt dabei leicht genervt. Ich atme tief durch.

„Jamie, wir sind nicht zum Spaß hier. Ich habe trotzdem die Verantwortung über dich. Das hier ist kein Urlaub. Ich bin genau wie du zum Arbeiten hier. Und auf irgendwelche Widerworte habe ich ehrlich gesagt keine Lust." Meine Stimme wird fester, während ich ihn anschaue.

„Ist ja gut. Wäre ich doch mal zuhause geblieben", murmelt er das letzte, was ich dennoch gut verstehen kann.

„Also, wenn du willst, können wir gleich sofort wieder abreisen. Und jetzt los, in 20 Minuten wieder hier. Pünktlich!" meckere ich ihn an, ohne zu lächeln.

Seufzend nickt er und verschwindet dann mit seinem Koffer in den Fahrstuhl. Ich bleibe einen Moment stehen und schaue ihm nach. Ich weiß, dass er es nicht leicht hat. Es ist sicher schwer, sich von der eigenen Freiheit verabschieden zu müssen, vor allem, wenn man es gewohnt ist, selbst zu entscheiden, wie der Tag verläuft. Aber trotzdem muss ich klare Grenzen setzen.

Genervt bringe ich auch meinen Koffer ins Zimmer. Als ich die Tür hinter mir schließe, bleibt ein leichter Druck in meiner Brust. Wenn Jamie jetzt schon keine Lust auf mich hat, dann können diese zwei Wochen echt ein Spaß werden. Ich habe eben Regeln bekommen, an die ich mich halten muss, und ich muss ihm das Gelände zeigen. Er muss sich hier zurechtfinden, ohne sich zu verlaufen, ohne die Orientierung zu verlieren. Die anderen Jungs kennen sich ja schon aus, sie waren schließlich schon mal hier, aber Jamie... er ist neu, und ich kann ihm nicht einfach erlauben, die Zeit zu verschwenden.

Aber es fühlt sich komisch an, ständig an seiner Seite zu bleiben, vor allem, wenn ich an die Regeln denke. Jeden Morgen soll ich bei ihm vor der Zimmertür stehen, um zu schauen, ob er auch wirklich wach ist. Das empfinde ich als eine Übertreibung. Ich bin schließlich keine Mutter. Aber ich verstehe, dass es notwendig ist. Und dass er dabei ist, sorgt für diese Mischung aus Verantwortung und... ich weiß nicht, wie ich es nennen soll.

Während der Trainingseinheiten werde ich Gott sei Dank nicht ständig an seiner Seite sein müssen. Ich kann mich im Kraftraum aufhalten, was mir sogar entgegenkommt. Ich muss zugeben, dass ich in den letzten Wochen ziemlich nachgelassen habe. Der Vorfall mit Jonas hat mich mehr aus der Bahn geworfen, als ich zugeben will. Aber ich möchte nicht mehr so sein. Es wird Zeit, dass ich mich wieder auf mich selbst konzentriere.

Fertig umgezogen gehe ich wieder nach unten in die Lobby. Zum Glück war Jamie schon da und ich muss nicht auf ihn warten.

„Na dann, lass uns mal los", sage ich, als ich ihn ansehe.

When we meet againWhere stories live. Discover now