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Ich lag auf der Couch und drehte mich immer wieder hin und her. So sehr ich es auch versuchte, der Schlaf wollte mich einfach nicht finden. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um den Abend. Julian war so nah und doch hatten wir uns beide darauf geeinigt, dass es zu früh war, miteinander in einem Bett zu schlafen. Nicht, dass ich das nicht irgendwo verstanden hätte, im Gegenteil. Ich verstehe es sehr gut. Auch wenn wir schonmal in einem Bett geschlafen haben, war es da anders. Da waren wir nicht in dieser Situation, in der wir uns näher kommen. Oder es zumindest versuchen. Da waren wir eben nur bekannte, oder auch Freunde. Was auch immer.

Gerade, als ich mich wieder auf die andere Seite drehte, hörte ich plötzlich leise Schritte. Kurz darauf klirrte es, und das Geräusch riss mich endgültig aus meinem halb-dösen Zustand.

„Fuck," zischte eine vertraute Stimme leise.

Ich setzte mich vorsichtig auf und sah Julian in der Dunkelheit stehen. „Du brauchst nicht leise zu sein," sagte ich mit einem Lächeln, das er im Dunkeln vermutlich nicht sehen konnte. „Ich bin sowieso wach."

Er hob den Kopf und musterte mich. „Hab ich dich geweckt?"

Ich schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Nein, nein. Ich konnte einfach nicht schlafen."

Julian sah mich skeptisch an und hob eine Augenbraue. „Okay, und jetzt die Wahrheit."

Er setzte sich neben mich auf die Couch, seine Beine leicht schräg angewinkelt, damit wir beide genug Platz hatten. Der Raum war in gedämpftes Licht getaucht, das durch die Fenster schien und Julis Züge sanft beleuchtete.

Ich seufzte und senkte meinen Blick. „Es ist... naja, es ist einfach merkwürdig, hier zu sein, weißt du? Mit dir, in deinem Haus." Ich stockte kurz und biss mir auf die Lippe, bevor ich weitersprach. „Früher... als wir noch jünger waren, war das alles so viel einfacher."

Julian nickte und lehnte sich etwas zurück, seine Augen suchten meine. „Ich weiß, was du meinst." Er hielt einen Moment inne, als wolle er seine Worte sorgfältig wählen. „Es ist anders jetzt. Da ist mehr... zu verlieren, oder?"

Ich nickte langsam, die Worte berührten etwas tief in mir. „Genau. Es fühlt sich so viel bedeutsamer an. Früher waren wir einfach... unbeschwert. Heute ist es einfach ernst."

Er lächelte leicht und strich sich über den Nacken. „Ja, das waren wir." Er legte seinen Kopf schräg und sah mich nachdenklich an. „Denkst du, es muss jetzt komplizierter sein?"

Ich runzelte die Stirn und dachte einen Moment darüber nach. „Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt es daran, dass wir jetzt beide wissen, was wir empfinden. Oder zumindest, dass da Gefühle sind."

Julian nickte langsam, und in der Dunkelheit konnte ich sehen, dass er lächelte, fast als wäre er über diese Einsicht erleichtert. „Ja, da ist was." Seine Stimme war sanft, fast flüsternd, und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.

Eine kurze Stille trat ein, in der wir beide einfach nur dasaßen, und ich versuchte, mein Herzschlagen unter Kontrolle zu bekommen.

„Also..." Er brach das Schweigen und sah mich an, seine Augen in meine vertieft. „Was hält dich wirklich wach?"

Ich schluckte und zog die Decke fester um mich, als würde sie mir Halt geben. „Ich glaube... ich denke einfach zu viel nach," gestand ich schließlich. „Ich habe mir vorgestellt, wie das alles zwischen uns ablaufen könnte. Ob wir das Richtige tun. Und irgendwie... ich weiß nicht. Ich will das alles richtig machen."

Julian nickte und sah nachdenklich aus. „Es gibt kein richtig, Livi," sagte er leise. „Wir müssen uns nicht unter Druck setzen. Wir können einfach wir sein."

When we meet againWhere stories live. Discover now