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Ich stieg von der Schlanpe runter und zog mir entspannt wieder die Hose an. Sie blickte mich dreckig an und fragte wo ich hin gehe.

Davor: Na zur nächsten

Sie schmiss mit einem Kissen nach mir und war völlig außer sich vor Wut. Sie heulte mir etwas von Arschlöchern vor, ich zwinkerte ihr nur zu und rannte lachend raus. Man spendiert ihnen einen Drink und hört ihrer traurigen Lebensgeschichte zu. Dann machst du so als ob du dir verdammte Sorgen um sie machst und zeigst dein tiefstes vorgespieltes Mitgefühl. Weil du Gentleman nicht möchtest das die arme Maus ganz alleine nachhause fährt, begleitest du sie natürlich und deckst sie vorbildlich mit deiner Jacke zu.
So kriegt man sie alle rum, auch die Anständigsten der Anständigsten.

Aber wir wollen uns doch nichts vormachen, wären sie anständig wären sie gar nicht zu der Uhrzeit in solchen Clubs zufinden, oder etwa nicht? Leichtsinn soll bestraft werden, also tu ich nichts falsches.

Ich setzte mich zufrieden in mein Auto und fuhr los. Im Radio lief irgendso ne Techno Scheiße; ich weiß nicht wieso aber kennt ihr diese Momente wo ihr alleine seid und einfach nur ganz hart die Musik anmacht und anfangt über euer Leben nachzudenken? Dann wurde die Ampel auch noch rot. Und da war ich wieder, alleine. Mit meinen Gedanken, diese schweren kopffickenden Gedanken.

Ein Jahr ist die ganze Scheiße her. Ein Jahr habe ich nichts von ihr gehört oder sie gesehen. Anastasia, sie war einfach mal meine große Liebe und dieser Verlust hat mich einfach innerlich kaputt gemacht. Ich habe alle die mir helfen wollten von mir weggestoßen. Meine Freunde haben sich nach den ersten paar Wochen auch nicht mehr gemeldet, wer brauch die auch schon. Die einzige die immer für mich da war hab ich fast erstickt... Ličija. Sie fehlte mir wircklich sehr, wär sie nicht gewesen wär ich vermutlich immer noch am Boden.

Die Wetteransage holte mich zurück ins Leben und ich düste los. Im Radio lief von Adam Lambert-"Ghost Town".

Seit einem Jahr fick ich mich durch Hamburg. Ich bin ein anderer Mensch, jeder sagt es mir , niemand fragt nach dem Grund. Soll mir Recht sein. Ich weiß nicht ob ich Anastasia jemals vergessen werde, egal wie sehr sie mich zerbrochen hat immer wieder kommen mir diese Augen ins Gedächtniss.

Sag, wie soll ich es meinem Herz erklären? Wie soll ich meinem armen Herz erklären dass sie schlecht ist? Das Sie falsch ist! Und wie soll ich auf meinen Verstand hören wenn mein Herz meinen gesunden Menschenverstand total blockiert?.

Wieder an einer Ampel, und schon wieder rot. Ich sah den Menschen zu wie sie sorglos rumliefen. Doch tief innerlich vermutlich genau so am zerfallen sind. Sie stecken sich die Kopfhörer ins Ohr und ziehn die Sonnenbrillen an, auch beim Regen. Die Kapuzen werden tief ins Gesicht gezogen, manchmal wird gelächelt um das falsche Weltbild zu erhalten. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Ach fick doch einfach alles'

Braune Hose, goldener Blazer, dazu eine passende Goldkette. Tasche? Cartier. Lange glatte schwarze Haare; ein unvergessliches weißes Lächeln auf den Lippen. Sie leuchtete von allen anderen raus. Ličija. Unfassbar schön, tausende Blicke die auf ihr liegen. Ein Schmerz zog sich durch meinen ganzen Körper. Monate lang hatte ich versucht mich zu entschuldigen, mich zu melden aber ich habe es nie geschafft... ich hatte Angst vor ihren Blicken. Ich habe jeglichen Respekt verloren. Und jetzt? Jetzt läuft sie an mir vorbei als ob es Schicksal ist, und ich lasse sie gehen. Ich blicke ihr nach und lass sie gehen, ich lass vergangenes vergangen sein, egal wie sehr es schmerzte.

Wem wollen wir etwas vormachen?! Welcher Mensch will mit einem Arschloch wie mir noch etwas zutun haben? Meine Augen wurden glasig, ich hab mir ganz einfach alles verschissen. Wär dieses Mädchen nicht gewesen... hätt ich meinen Platz an der Uni verloren, vermutlich würd ich kiffend im Park liegen. Sie hatte sich sehr verändert. Dezenter geschminkt, eleganter angezogen. Eine richtige Frau. Eine Frau mit Ehre und Würde, sie hat keine Zeit für einen Spasten wie mich. Meine Augen wurden glasig als sie lächelnd ihren Kopf in meine Richtung warf. Als sie mich erblickte verschwand ihr Lächeln sofort und ihr Gesicht wurde kalt...undefinierbar emotionslos..

Meine Lippen wollten etwas sagen, aus Reflex, auch wenn sie mich sowieso nicht hören würde. Wir hielten diesen unerträglichen Blickkontakt und irgendetwas in mir drin traf mich. Doch dann fingen die vielen Autos hinter mir an wie wild zu hupen, Ličija schreckte auf und lief schnell die Straße entlang. Ich erschrack genau wie sie und fuhr schnell und kopfschüttelnd los.

Die ganze Heimfahrt über dachte ich an diesen magischen Moment. Diese vertrauten Augen, nach denen ich mich so sehr gesehnt habe..
Doch jetzt ist sie weg..ich spürte dass sie dennoch etwas hinterlassen hat. Oder eine alte Narbe ist einfach wieder aufgerissen worden..

Zimmer 64Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt