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Es war Mai und es war immer noch sehr kalt. Ich flüchtete mich ins Büro denn zuhause drehte sich alles nur um die Hochzeit die meine Eltern mit Ličijas Anweisungen organisierten. Überall lagen Stoffproben, Nadeln, Messbänder. An jeder Wand hingen Bilder vom Essen von den Stühlen, den Kleidern. Überall lagen Telefonbücher rum und Postits mit verschiedenen Nummern.

Ich stand in meinem Anzug gekleidet und mit einer Tasse Cafe in meinem Büro und sah verträumt aus dem Fenster. Drausen war dicker Nebel zu sehen. Ich beschloss dennoch das Fenster zu öffnen, ich weiß nicht warum, vermutlich wollte ich die eisige Kälte spüren.

Sekretärin: Herr Lazarč, sie haben am Mittwoch das Meeting mit Herr Reinhof und am Abend dann das Abendessen mit der Frau des Firmenmanagers.

Ich nickte nur und sah immer noch wie gebannt aus dem Fenster. Sie plapperte immer weiter. Wie schnell das Leben vorbei geht... wie schnell sich alles verändert hat. Vom Asylanten Kind zum großen reichen Firmenmanager eine Rechtsanwaltskantzelei. Wollte ich das? Ich weiß nicht...

Das Ding ist das Leben hat keine Wiederholung, jeder hat ein Leben und woher weiß man wie man es nützen soll? Man kann nicht einfach ohne Geld auf Abenteuerreise gehen und auf Familie und Freunde scheißen. Die Hochzeit rückte immer näher und ich spürte wie mein Leben sich verkürzte. Ich werde zu dem was ich nie werden wollte. Mann mit Frau und Kindern im Anzug.

Aber soll ich ein Leben lang mich auf Partys betrinken? Irgendwann soll man doch eine Familie gründen? Mein Kopf war gefüllt mit Fragen, Unklarheit und tausenden Bildern was ich alles in meinem Leben tun könnte.

Davor Sonst etwas neues Claudia?

Sek. : Eh ja... da wär noch was

Ich drehte mich fragend zu ihr um.

Sek: Eine Frau steht dahinten und wartete dass sie endlich zu ihnen kann! Sie sagt sie sei eine alte Bekannte und dass sie unbedingt zu ihnen muss..

Davor:Kann sie sich ausweisen ?

Sek: Sie möchte nicht, sie sagt sie will einfach nur 5 Minuten mit ihnen reden und sie hätte nichts an Papieren dabei... soll ich sie rein lassen?

Ich überlegte eine Minute lang und nickte dann ganz langsam fast unsehbar.
Claudia lief nickend los und ich drehte mich wieder um und sah raus. Ich sah hoch in den Himmel.

Davor:Ich weiß wieso du mir keine Antworten gibst Gott

Ich lächelte kurz.

Davor:Weil ich nie mit dir geraucht habe! Stimmts?

?: Ja vermutlich wird es daran liegen, das Leben besteht nähmlich aus geben und nehmen...

Total erschrocken drehte ich mich um. Die Tür hatte ich noch nichts mal gehört, diese Stimme würde ich sogar als Tauber erkennen... Anastasia Petrova.

Sie sah mich an. Mit ihren grauen Augen und in mir drin geschah etwas. Sie ist es. Sie ist die Person die mich zerstört hat. Seit einem Jahr überlege ich was ich ihr alles an den Kopf werfe wenn ich sie wiedersehe, jetzt steh ich vor ihr und bekomme meine Lippen nicht auseinander.

Sie hatte ihr Haare offen auf den Brüsten liegen und auf dem Kopf trug sie eine schwarze Mütze. Sie trug einen Rollkragenpulli und eine Hose. Es war seltsam sie angezogen zu sehen. In diesem Moment spielte sich mein ganzes Leben in der damaligen Zeit ab. Jeder Schmerz war wieder zu fühlen. Jede Sekunde voller Angst war wieder zu erinnern.

Davor: Du bist wieder da..

Sie nickte lächelnd. Es war immernoch das gleiche Lächeln. Es war dieses Lächeln weswegen sich kleine Grübschen an beiden Lippenenden bildeten und eine kleine Lippenfalte unter der Nase. Es war das Lächeln welches jeden einzelnen weißen Zahn zeigte. Das Lächeln welches Kriege hätte beenden können. Das Lächeln in welches ich mich verliebt hatte damals. Ich sah rüber zu meinem Bürotisch und sah das Bild von mir und Ličija. Es gab mir Kraft und ich sammelte mich wieder.

Zimmer 64Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt