20. Kapitel | Gedankenlose Taten

9.5K 590 104
                                    

Es kümmert mich nicht, dass ich erst nach Hause komme als es bereits dunkel ist. Finn und Olivia haben mich ein paar mal angerufen aber ich bin nicht rangegangen. Auch Leah hat es versucht. Ich war aber wirklich nicht in der Lage mit einen von ihnen zu sprechen. Als ich aber nach Hause komme, kann ich dem nicht mehr entgehen. Sobald ich durch die Tür eintrete, sehe ich die besorgten Gesichter von Finn und Olivia. Sie sehen zwar besorgt aus aber auch sauer. Aber es interessiert mich nicht. Ich hab auch keine Lust mir eine Standpauke anzuhören. Also ziehe ich meine Schuhe und Jacke aus und gehe an ihnen vorbei.

"Hailey! Willst du denn nicht sagen, wo du bis jetzt warst? Es ist bereits 21:00 Uhr!" ,kommt es empört aus Olivia, gerade als ich die erste Stufe der Treppen hochsteige.

"Ich war draußen." ,gebe ich trocken zurück und steige weitere Stufen hoch.

"Emma hat uns angerufen. Ihr habt euch bereits um elf Uhr getrennt. Wo warst du die ganze Zeit?" ,fragt Finn. Diesmal bleibe ich stehen. Dann hat Emma also mit ihnen geredet. Wahrscheinlich hat sie einfach nur gesagt, dass ich ausgetickt bin und den Grund dafür nur nebenbei erwähnt. Oder wer weiß, vielleicht wissen Olivia und Finn bereits über Emma's Zukunftspläne und denken ich reagiere über. Was auch immer ihr Gedanke ist, es ist mir egal. Sie sollen mir bloß nicht auf die Nerven gehen. Mit einem finsteren Blick drehe ich mich um und schaue sie an.

"Ihr seid nicht meine verdammten Eltern. Es kann euch egal sein wo ich war, klar?!" ,sage ich etwas lauter. Ich kann noch erkennen wie geschockt die beiden sind, bevor ich mich dann umdrehe und die Treppen hochlaufe. Wieder laufen mir Tränen über die Wangen, die anscheinend nur darauf gewartet haben, dass mich jemand anspricht. Ich renne in mein Zimmer und knalle die Tür zu. Ich will mit niemandem reden. Keiner soll mich fragen wo ich war oder was mit mir los ist. Es geht niemanden von ihnen etwas an. Ich werde nicht nochmal so dumm sein und mich jemandem öffnen, wenn ich weiß, dass der mich am Ende sowieso nur verlassen wird. Nachdem ich mein Zimmer doppelt zusperre, lege ich mich ins Bett und ziehe mir die Decke drüber. Schlafen kann ich jetzt bestimmt nicht aber trotzdem will ich meine Ruhe.

°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°

Ich habe wirklich keine Lust auf die Nachhilfe mit Luke heute. Seit Sonntag gehe ich jedem aus dem Weg und es ist Dienstag. Ich hab noch kein Wort mit jemandem gewechselt. In der Früh bin ich schon früher aus dem Haus um mit dem Bus in die Schule zu fahren. In der Schule hab ich die Pausen alleine auf der Toilette verbracht. Und im Unterricht hab ich mich auf den Lehrer konzentriert und mich nicht von den anderen stören lassen. Zuhause hab ich mich gleich in mein Zimmer versperrt. Und jetzt hab ich aber keine andere Wahl als zu Luke zu fahren und zwei Stunden lang mit ihm die Zeiten im Englischen zu üben.

Ich stehe etwas weiter weg von der Straße, doch sehe Nate und Leah am Straßenrand warten. Zwei Minuten später fährt Olivia's Auto an und Leah steigt ein. Nate beugt sich vor und spricht mit seiner Mutter durch das Beifahrerfenster. Warum steigt er denn nicht ein? Sie reden ein bisschen und dann fährt Olivia weg ohne Nate mitzunehmen. Von mir wissen sie ja, dass ich Nachhilfe geben muss, deswegen warten sie gar nicht erst auf mich. Was mir in diesem Moment mehr als passt.

Nate schaut sich etwas um bevor er sich dann umdreht und sein Blick meinen trifft. Er hat einen komischen Gesichtsausdruck drauf, den ich von der Weite nicht deuten kann. Er schaut mich eine Weile mit diesem Ausdruck an, doch wird dann von einer Person, die auf ihn zugerannt kommt unterbrochen. Chloe stürzt sich gleich in seine Arme. Das hält jedoch nicht lange. Sie löst sich gleich wieder und gibt ihm einen langanhaltenden Kuss auf die Lippen. Trotz meiner Gleichgültigkeit gegenüber alles und jedem, regt es mich immer noch auf, dass die Zwei zusammen sind. Ich verschränke aber die Arme und versuche wegzuschauen. Da werde ich an der Schulter angetippt. Als ich mich umdrehe, sehe ich einen lächelnden Luke vor mir stehen.

| Fost & Found | {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt