4. Kapitel | Alte Gewohnheiten

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[Bild von Leah]

"Was wollte Luke von dir?" ,fragt Nate während er, Leah und ich vor der Schule auf Olivia warten. Ich zucke mit den Schultern. Das tue ich in letzter Zeit ziemlich oft.

"Er hat nur gefragt ob ich eure Schwester bin." Und dass er mich bissig findet und das ihm gefällt, aber den Teil lasse ich lieber weg, da ich es selber nicht ernst genommen habe.

"Das ist nur eine Frage. Euer Gespräch hat deutlich länger als das gedauert." ,mischt sich Leah ein. Ich schaue sie überrascht an, weil sie fast schon zickig klang.

"Sag mal, stehst du auf den Typen oder was?" ,frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich lasse mich wegen dem Idioten doch nicht anzicken. Leah läuft knallrot an und schüttelt hastig den Kopf.

"So ein Blödsinn. Natürlich nicht. Er ist ein Idiot." ,sagt sie, wobei das überhaupt nicht glaubhaft rüberkam. Nate lässt ein kurzes Lachen raus und auch ich muss etwas grinsen. Leah steht eindeutig auf Luke. Olivia's grauer Familien Van fährt vor uns her und wir gehen alle gleichzeitig hin.

"Na ihr?" ,sagt sie und schenkt uns allen ein Lächeln, nachdem wir eingestiegen sind. "Wie war das Training?" Sie schaut zwischen Nate und Leah hin und her.

"Ganz gut. Wir sind nicht wirklich weit gekommen wegen denen." ,meint Nate und zeigt auf Leah.

"Hey, ist nicht unsere Schuld wenn Jungs ihre Augen nicht bei sich behalten können." ,verteidigt sich Leah.

"Trainiert das nächste Mal einfach an dem Tag, an dem ihr auch offiziell Training habt."

Olivia schüttelt den Kopf und fährt los. Sie sieht mich von ihrem Rückspiegel an und sagt: "Und wie war dein erster Tag, Hailey?"

Ich zucke - mal wieder - mit den Schultern und sage: "Ganz gut." So war es auch. Außer diesem Luke, ist mir niemand auf die Nerven gegangen und das ist ein Fortschritt.
Die Fahrt zurück zum Haus dauert etwa zwanzig Minuten. Als wir dann da sind, geht jeder in sein Zimmer, nur ich folge Olivia in die Küche.

"Brauchst du etwas, Schätzchen?" ,fragt sie mich und sieht mich leicht verwirrt an.

"Das wollte ich dich gerade fragen. Ohne dem Schätzchen." ,antworte ich. Olivia sieht mich jetzt noch verwirrter an als vorher. Durch ihren Blick fällt mir wieder ein, dass ich ja in einer neuen Familie bin und sie meine Gewohnheiten nicht kennen.

"In der letzten Familie musste ich nach der Schule gleich an die Arbeit. Putzen, kochen und alles was dazu gehört." ,erkläre ich ihr als sei es das normalste der Welt. Ich schäme mich nicht dafür, denn ich hatte mich wirklich an die Arbeit gewohnt. Da konnte der zehnmonatige Klinikaufenthalt auch nichts daran ändern.

"Du bist aber nicht mehr dort. Du bist jetzt hier und hier musst du nur dein Zimmer aufräumen, sonst nichts." Sie schenkt mir ein ehrliches Lächeln und kommt auf mich zu. "Ich arbeite nicht, deswegen habe ich den ganzen Tag Zeit um mich um den Haushalt und das Essen zu kümmern. Das braucht ihr Kinder nicht zu machen." Sie legt ihre Hand auf meine Schulter und schaut mich verständnisvoll an.

Ich nicke und gehe dann die Treppen hoch. Oben angekommen, steht Nate an seiner Tür und schaut mich an.

"Du musstest dich wirklich um alles kümmern?" ,fragt er. Sein Blick ist sehr ernst. Seine Hände sind in seiner Hosentasche.

"Ja." ,sage ich und gehe an ihm vorbei und in mein Zimmer. Bis vor dem Klinikaufenthalt habe ich mir gedacht, dass dabei doch nichts war. Ich sollte eben im Haushalt aushelfen. Das gehörte sich so und es war nichts falsch dran. Aber in der Klinik haben sie mir weisgemacht, dass ich nur ausgenutzt wurde. Ich war so verstört, dass ich das gar nicht mehr gesehen habe. Ich tat einfach das, was man mir sagte, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich genug erlebt und es war mir alles einfach nur noch egal.

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