39. Kapitel | Gemeinsam

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Als wir zuhause ankommen, bringe ich Leah in ihr Zimmer und deute Nate, dass er in meinem Zimmer auf mich warten soll. Ich bringe Leah bis an ihr Bett, während sie immer noch vor sich hin schluchzt. Doch diesmal hat es nicht die selbe Wirkung auf mich wie sonst auch immer. Ich habe kein Mitleid mit ihr. Ich will sie nicht trösten. Alles was ich für sie empfinde ist Enttäuschung und Wut. Sobald ich Leah auf ihr Bett gesetzt habe, drehe ich mich wieder um und will gehen.

"Hailey.. bitte geh noch nicht.", kommt es plötzlich von Leah hinter mir. Sie hört sich noch verheulter an als sie aussieht. Ich drehe mich nochmal zu ihr um, entgegne ihren traurigen Blick mit einem kalten und harten Blick meinerseits.

"Tut mir Leid Leah aber ich werde mir dein Geheule jetzt nicht anhören. Ich kann's nicht fassen, dass du so etwas tun wolltest. Weißt du eigentlich wie schlimm das für dich enden könnte? Es wäre nicht bei einem gebrochenem Herz geblieben. Solche Sachen hinterlassen Narben, die nicht verheilen, Leah! Und du bist so dumm und stürzt dich freiwillig in etwas, wovon du keine Ahnung hast." Ich schüttele sauer den Kopf und verlasse ihr Zimmer. Ich mache die Tür hinter mir zu und hole erst mal tief Luft. Für einen Moment überkommt mich der Gedanke, dass ich ihr vielleicht zu viel verraten habe aber ich hoffe darauf, dass sie von ihrem Geheule und ihrem gebrochenem Herz sich sowieso nicht alles merken wird, was ich gesagt habe. Erschöpft und müde schleiche ich mich in mein Zimmer, wo Nate nervös hin und her geht. Als er mich sieht, bleibt er jedoch stehen. Sein Blick hart wie Stahl.

"Hailey, was ist hier-"

Ich laufe auf ihn zu und umarme ihn ganz fest, so dass er mitten im Satz aufhört. Ich weiß, Nate will eine Erklärung für das was er mitbekommen hat. Und er verdient auch eine Erklärung. Aber die muss Leah ihm geben. Ich kann das nicht machen. Und ich will das auch nicht machen. Ich bin so erschöpft von den Gefühlen und Gedanken, dass ich einfach nur abschalten will. Ich spüre wie überrascht Nate ist, da er für mehrere Sekunden gar nicht reagiert. Doch dann legt er die Arme um mich und umarmt mich zurück.

"Gehts dir gut?", frägt er ruhiger als gerade eben und klingt dabei sogar besorgt. Ich nicke an seiner Brust.

"Ich kann dir nicht erzählen, was passiert ist. Das muss Leah tun. Aber ich kann dir sagen, dass es nichts mit Luke zu tun hatte. Wenn, dann hat er deiner Schwester sogar geholfen.", erkläre ich, während ich Nate immer noch drücke.

"Ich versteh gar nichts mehr.", meint Nate dann und lässt einen langen Seufzer raus. Er hat wohl auch keine Lust mehr zu fragen, da er von mir keine Antwort bekommen wird.

Ich drücke mich leicht von ihm weg um seinen Gesichtsausdruck zu sehen. Nate sieht mich mit kleinen Augen an, ein verzweifelter Ausdruck in seinem Gesicht aber genau so wie ich, sieht auch er erschöpft aus. Ich muss lächeln, denn das zeigt nur, dass Nate sich wirklich um seine Schwester sorgt. Die zwei streiten sich zwar öfters und auch sonst habe ich noch nie gesehen, dass sie sich irgendwie gezeigt haben, dass sie einander wichtig sind aber die Art wie Nate seine Schwester beschützen will, sagt schon alles.

"Dann lass ich dich mal schlafen.", seufzt Nate dann und streicht mir dabei sanft über die Wange. Seine Hand fühlt sich so warm an. Als wäre es genau das, was ich gerade brauche.

"Kannst du nicht noch ein bisschen bleiben?", frage ich etwas schüchtern. Ich weiß nicht, was ich vor habe aber ich will einfach nicht, dass er schon geht. Ich brauche ihn noch.

Nate's Augen weiten sich ein Stück. Anscheinend hat er das auch nicht erwartet. Doch dann ziehen sich seine Mundwinkel zu einem liebevollen Lächeln zusammen. Er legt die zweite Hand auf meine Wange und zieht mein Gesicht näher an sich, nur um mir dann einen zärtlichen Kuss auf die Stirn zu geben. Mir wird es gleich ganz warm ums Herz. Das ist das erste Mal, dass er meine Stirn küsst. Ich kann mir nicht erklären, was das besondere an dem Kuss ist aber es lässt mich so unglaublich gut fühlen. Es gibt doch diese Filmszenen, in denen jemand im Bett liegt und schläft. Eine weitere Person kommt rein und deckt sie richtig zu, damit sie nachts nicht friert. Oder wenn jemand spät von der Arbeit kommt und sieht, dass man ihm etwas vom Essen beiseite gelegen hat. Es ist ein Gefühl der Fürsorge. Ein 'Ich kümmer mich um dich'. Und das tut Nate. Er kümmert sich um mich. Und dabei geht mir mein Herz auf.

| Fost & Found | {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt