37. Kapitel | Eine gute Freundin

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Es ist wirklich alles perfekt verlaufen. Ich habe noch mit Emma zu einem unserer Lieblingslieder getanzt und das war - nach dem Kuss mit Nate - der Highlight meines Tages. Danach habe ich Emma wieder mit ihrer Familie und ihren Freunden Spaß haben lassen. Schließlich bin ich nicht die einzige Person in ihrem Leben, so wie sie es vor ein paar Monaten für mich gewesen ist.

Auf dem Rückweg sind alle so gut drauf, wie sie auch müde sind. Es ist nämlich schon dunkel. Ich weiß nicht wie spät es ist aber es fühlt sich so an als wäre es bereits Mitternacht. Olivia und Finn verdonnern uns gleich dazu ins Bett zu gehen, auch wenn morgen die Ferien anfangen. Wir nicken alle und Leah murmelt etwas vor sich hin und dann verschwindet auch schon jeder in sein Zimmer. Das erste, was ich versuche, ist den Reißverschluss meines Kleides runter zu ziehen aber ich komme nicht ganz hin. Schließlich entscheide ich mich das Kleid einfach über mein Kopf zu ziehen und es so aus zu ziehen. Doch gerade als ich an den Enden packe, geht meine Tür auf und ich lasse schnell wieder los.

"Nate!", schimpfe ich leise als ich das Gesicht erkenne. "Wie wäre es mit Klopfen!?"

Er geht schnell rein und schließt die Tür hinter sich, wobei er versucht dabei sehr leise zu sein.

"Ich wollte Leah's Aufmerksamkeit nicht auf mich ziehen.", teilt er mir mit.

"Und was genau wolltest du?", frage ich. Ein glückliches Lächeln bildet sich um seine Mundwinkel.

"Dir Gute Nacht sagen." Nate kommt die paar Schritte näher, die uns trennen und bleibt vor mir stehen.

"Willst du dich jetzt jede Nacht in mein Zimmer schleichen um mir Gute Nacht zu sagen?" Ich kann das kleine Lächeln nicht verhindern, dass sich auf meinen Lippen bildet. Er kann so süß sein, wenn er will.

"Warum nicht?", gibt Nate schulter zuckend zurück und legt die Arme um meine Taille. Ich lasse es zu aber statt meine Arme um seinen Nacken zu legen, umarme ich ihn einfach. Während ich das tue, versuche ich mich daran zu erinnern, wann ich ihn das letzte mal umarmt habe. Ich denke, nie. Zumindest nie so. Eine Umarmung, die von Menschen kommen, die mehr füreinander da sind als sie sich lieben. Ich weiß selber nicht wie es beschreiben soll.

Nate scheint für einen Moment überrascht zu sein, doch wandert dann mit den Armen von meiner Taille auf meinen Rücken und streichelt drüber.

"Wofür ist das?", frägt er und ich kann das Lächeln in seinem Tonfall raushören.

"Einfach weil du da bist.", entgegne ich.

Ich habe mich noch nie so gefühlt, wie in diesem Moment. Es gibt nur ein Wort, dass mein Gefühl beschreiben kann. Friedlich. Ich fühle mich friedlich. Es gibt nichts, dass mir auf der Seele sitzt. Vielleicht würde ich etwas finden, wenn ich ganz tief nach sehe aber das will ich nicht und das werde ich nicht. Ich weiß, dass es nicht nur an Nate liegt. Er ist gerade nur die Kirsche auf der Torte. Es liegt an ihm und an Emma, an Leah, an Olivia, an Mason und Reena und sogar an Luke. Ich habe alle Probleme, die ich mit jeweils einem von ihnen hatte, lösen können. Ich habe mich entschuldigt, ich habe zugehört und ich habe erklärt und jetzt verstehe ich mich mit allen wieder. Weder Tabletten noch Therapeuten haben mir dabei geholfen. Ich habe es ganz alleine geschafft und bin nicht in negative Gedanken verfallen. Dass ich zur Belohnung für das, was ich geschafft habe, den Jungen umarme, den ich liebe, ist natürlich mehr als ich mir wünsche und fühlt sich besser an als ich es mir erträumt habe.

Nate sagt nichts und streichelt inzwischen über meine Haare. Wir stehen mehrere Minuten so da und genießen beide diesen Moment, der nur uns gehört. Ich spüre Nate's Herzschlag, da mein Kopf an seiner Brust anlehnt. Es schlägt nicht so schnell wie auf der Hochzeit, als wir uns geküsst haben. Aber meins schlägt auch nicht so schnell. Nicht, weil ich plötzlich weniger für ihn empfinde. Es ist einfach nur so friedlich und ruhig gerade, dass mein Herz auch ruhiger reagieren kann.

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