14. Kapitel | Die Wahrheit sagen

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Nate hat auf der Insel in der Küche das Frühstück hergerichtet. Es ist nicht die Art Frühstück, die Olivia für uns herrichtet. Denn es ist einfach eine große Pfanne in der Mitte aufgestellt. Darin Omlett. Daneben ist ein kleiner Korb mit frischen Semmeln. Es sind auch zwei Gabeln auf dem Tisch.

"Du hast dir ja richtig Mühe gegeben." ,sage ich sarkastisch und setze mich auf den großen Hocker an der Insel. Nate setzt sich mir gegenüber und lächelt stolz.

"Nichts zu danken." Er greift nach den Brötchen und reicht mir eins. "Ich mach das immer wenn ich alleine frühstücke. Ich brauch ja keinen vollen Tisch für mich allein."

Da hat er natürlich Recht. Mir ist das sowieso viel lieber. Bei so einem Frühstückstisch fühle ich mich viel wohler, so dass meine Mundwinkel sich zu einem Lächeln zusammenziehen. Ich schaue auf das Omlett. Es sieht wirklich lecker aus. Und am liebsten würde ich jetzt einfach mit dem Brot rein und mir ein Stück nehmen anstatt die Gabel zu benutzen aber ich will nicht unhöflich sein.

"Guten Appetit." ,sagt Nate und reißt sich ein Stück von seiner Semmel ab. Damit tupft er dann in die Pfanne und nimmt sich ein Stück. Ich beobachte mit großen Augen wie er das Stück in den Mund wirft und kaut.

"Du willst mit den Fingern essen?" ,frage ich überrascht. Nate schaut mich etwas verwirrt an.

"Wie denn sonst?" ,frägt er zurück, wobei sein Mund noch halb voll ist. Also wenn seine Eltern nicht da sind, dann verliert er wohl auch seine Manieren. Aber ich find es eher beruhigend, dass da noch ein normaler Mensch drinnen steckt, als nur ein verwöhnter, reicher Junge. Trotzdem schüttele ich nur leicht grinsend den Kopf und fange auch an zu essen.

Nach dem Essen räumt Nate die Sachen in die Spülmaschine. Ich wollte es übernehmen aber er hat mich nicht gelassen. Also sitze ich jetzt noch auf meinem Hocker und schaue ihm zu.

"Du brauchst dich nicht bei mir einzuschleimen, Nate." ,sage ich schließlich. Er schließt die Spülmaschine und dreht sich zu mir.

"Das tu ich auch gar nicht." ,sagt er schulterzuckend.

"Was soll das ganze dann?" Ich zeige um mich als wäre es offensichtlich was ich meine. Nate macht ein paar Schritte nach vorne, so dass er direkt vor mir stehen bleibt. Obwohl ich sitze und er steht, sind wir gleich nun groß.

"Hat es dir gefallen?" Ein kleines Schmunzeln zeigt sich in seinem Gesicht.

"Schon aber ich versteh nicht-"

"Musst du immer alles verstehen? Sag einfach 'Danke für das tolle Frühstück oh du wunderbares Geschöpf' und es ist alles gut." Nate grinst bis über beide Ohren während er mir in die Augen schaut. Ich kann nicht anders als die Augen zu verdrehen.

"Das hättest du wohl gerne. Nachdem wie du dich gestern verhalten hast, kannst du das nur in deinen Träumen sehen." ,entgegne ich und verschränke beleidigt die Arme.

"In meinen Träumen sehe ich sowieso nichts anderes als dich." Nate's Lächeln strahlt mich an. Er schaut mir tief in die Augen, die nichts als Beschlossenheit ausstrahlen. Was soll das heißen? Er sieht mich in seinen Träumen? Nate macht einen weiteren Schritt nach vorne und steht somit zwischen meinen Beinen. Seine Kleidung berührt meine. Er hebt langsam die Hand und nimmt eine Haarsträhne, die aus meinem Dutt entfallen ist. Er wickelt sie um seinen Fingern und schaut wieder in meine Augen. Ich weiß nicht warum ich das zulasse aber er hat mich auf ein mal so nervös gemacht, dass ich nicht weiß was ich überhaupt machen soll.

"Ich wünschte deine Träume wären genau so schön wie meine." ,sagt er in einem behutsamen Ton und steckt dabei die Strähne hinter mein Ohr. Dabei legt er dann seine Hand auf meine Wange und lässt sie dort ruhen, während ich von seinem Blick gefesselt bin. Mich umringt ein komisches Gefühl im Magen. Eines, das ich bisher noch nie hatte. Eines, bei dem ich nicht weiß ob es etwas gutes oder schlechtes ist.

| Fost & Found | {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt